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Verbandstag Bauern beschwören Gemeinschaft

Der Präsident des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt, Olaf Feuerborn, hat die Landwirte im Bundesland zur Einheit aufgerufen.

02.03.2017, 19:00

Staßfurt l Wolf, Milchkrise, scharfe Auflagen bei Pflanzenschutz und Tierhaltung: Angesichts zahlreicher Herausforderungen im ländlichen Raum hat der Präsident des Landesbauernverbandes, Olaf Feuerborn, Landwirte in Sachsen-Anhalt zur Geschlossenheit aufgerufen. „Gemeinsam können wir etwas erreichen. Gemeinsam können wir unseren Politikern auch mitgeben, was wir von ihnen erwarten“, sagte Feuerborn am Donnerstagmittag in Staßfurt (Salzlandkreis) auf dem Landesbauernverbandstag.

Vor rund 200 Delegierten der Kreisbauernverbände erklärte Feuerborn, dass Betriebe in Sachsen-Anhalt weiter unter den Folgen der Milchkrise leiden. „Wir stehen etwas besser da, sind aber noch lange nicht auskömmlich“, sagte Feuerborn, der seit einem Jahr dem Verband vorsteht. Damit ein durchschnittlicher Milchviehbetrieb die Verluste ausgleichen könnte, sei in den kommenden fünf Jahren ein Preis je Liter von mindestens 30 Cent nötig, so der Bauernpräsident. Für finanzielle Hilfen der Politik sei sein Verband dankbar. Die Bundesregierung habe aber zu lange gebraucht und den Ernst der Lage verkannt, kritisierte Feuerborn.

Viele Landwirte seien verunsichert. Im vergangenen Jahr sei auf den Höfen in Sachsen-Anhalt weniger investiert worden, was auch an schärferen Auflagen liege, etwa beim Einsatz von Düngemitteln und bei der Tierhaltung.

Vermehrte Kontrollen bei Schweinehaltern bezeichnete Feuerborn als „unverhältnismäßig“. „Auch die Kontrolleure stehen unter Druck und haben Angst, Fehler zu machen“, sagte Feuerborn. Die Politik sei gefordert praktikablere Lösungen zu entwickeln, sagte er.

Mit Blick auf die Landespolitik lobte Feuerborn die CDU-Fraktion im Landtag. „Ohne den Druck wären wir nicht zu unseren Zielen gekommen“, sagte der Funktionär. Zuvor hatten 18 landwirtschaftliche Verbände in einem offenen Brief an Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) für mehr Personal in den Land- und Forstverwaltungen im Bundesland gekämpft. Der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Ralf-Peter Weber, sagte auf dem Landesbauernverbandstag 50 bis 60 neue Stellen in diesen Bereichen zu.

Weber entschuldigte zu Beginn seiner Rede Ministerin Claudia Dalbert (Grüne), die in Magdeburg an einer Sitzung des Landtages teilnehmen musste. „Sie wäre gerne gekommen“, sagte Weber, der vor seiner Ernennung zum Staatssekretär Geschäftsführer des Kreisbauernverbandes Anhalt gewesen ist.

Das Verhältnis zwischen Dalbert und den Landwirten gilt als belastet. Vor Amtsantritt der Politikerin hatten zahlreiche Bauern, Jäger und Waldbesitzer gegen die Grünen-Politikerin als Ressortchefin im Landwirtschaftsministerium protestiert. Ende Januar kam es bei einem Treffen zwischen verschiedenen Verbänden und Dalbert zum Eklat: Nach nur wenigen Minuten verließen die Landwirte den Raum wieder und bemängelten danach Dalberts Fokus auf den Natur- und Umweltschutz.

„Ich möchte Ihnen versichern, dass es unser ehrliches Interesse ist, mit Ihnen im Gespräch zu bleiben und nach Lösungen zu suchen“, sagte Ralf-Peter Weber am Donnerstag. Mit Blick auf den Wolf sprach er von einem „Koexistenzproblem mit der Landwirtschaft“. Den Umgang mit sogenannten „Problemwölfen“, die sich immer wieder Herden und Wohngebieten näherten, werde sein Ministerium prüfen. Ebenso, ob der bestehende Schutzstatus des Wolfes auf EU-Ebene geändert werden könne.

Bauernpräsident Olaf Feuerborn hatte zuvor erneut betont: „Der Wolf gehört nicht in den ländlichen Raum.“ Der Bauernberband Sachsen-Anhalt ist das Sprachrohr der Landwirte in Sachsen-Anhalt. Fast 1400 Unternehmen sind Mitglieder in der Interessengemeinschaft.