Versicherung ÖSA im Aufwind

Wie es Sachsen-Anhalts einzigem Versicherungsunternehmen gelang, trotz niedriger Zinsen das Geschäft auszubauen.

22.06.2017, 23:01

Magdeburg l Als die Öffentlichen Versicherungen Sachsen-Anhalt (ÖSA) vor 25 Jahren ihren Geschäftsbetrieb aufnahmen, standen Beitragseinnahmen von gut 34 Millionen Euro in den Büchern. Zwei Versicherungen aus Niedersachsen hatten damals Starthilfe gegeben und erste Kunden für die Sachversicherung akquiriert.

Heute ist der einzige Versicherer mit Hauptsitz in Sachsen-Anhalt seinen Kinderschuhen entwachsen. Fast eine Million Verträge mit Privat- und Firmenkunden sowie Kommunen verwaltet die ÖSA derzeit. Rund 283 Millionen Euro Beitragseinnahmen stehen mittlerweile in der Bilanz. Jedes Jahr werden bis zu 60.000 Schäden durch den Versicherer reguliert. „Das ist ein schönes Gefühl“, sagte der Vorstandsvorsitzender der ÖSA, Peter Ahlgrim, am Donnerstag in Magdeburg. „Im Schadensfall ist die ÖSA ein verlässlicher Partner und sorgt so für wirtschaftliche Stabilität im Land“, erklärte er.

Auch weil schwere Stürme und Extremwetterlagen im vergangenen Jahr größtenteils einen Bogen um Sachsen-Anhalt machten, geht das vergangenen Geschäftsjahr als eines der erfolgreichsten in die ÖSA-Geschichte ein. Nur 69 Millionen Euro musste die ÖSA an ihre Kunden auszahlen, um entstandene Schäden zu ersetzen (2015: 85,9 Millionen Euro). Die für Versicherungsunternehmen wichtige Schaden-Kosten-Quote sank auf unter 80 Prozent (2015: 97 Prozent). „Das gab es noch nie. Dieses Ergebnis hilft uns, weitere Rücklagen aufzubauen“, sagte Ahlgrim.

Denn vor allem im Lebensversicherungs-Geschäft fällt es dem Versicherer immer schwerer am Kapitalmarkt die zugesagten Renditen zu erwirtschaften. „Die Kapitalerträge schmelzen wie Butter in der Sonne“, so Ahlgrim. Im Vergleich zu früheren Jahren seien die Einnahmen aus Geschäften am Kapitalmarkt deutlich gesunken. Nur durch den Verkauf von hochverzinsten Anlagepapieren habe die ÖSA im vergangenen Jahr den Verlust durch die niedrigen Zinsen ausgleichen können, sagte Vorstandsmitglied David Bartusch.

Auch die zweite Säule der Einnahmen hilft der ÖSA durch die Niedrigzinsphase: 2016 stiegen die Beitragszahlungen der Versicherten um 4,5 Prozent auf 283 Millionen Euro. (2015: 255 Millionen Euro). Gegenläufig zum Trend auf dem deutschen Versicherungsmarkt entwickelte sich vor allem das Geschäft mit den Lebensversicherungen. Während die deutschen Lebensversicherer im Durchschnitt einen Beitragsrückgang um 1,7 Prozent verzeichnen mussten, legte das ÖSA-Geschäft in diesem Bereich um satte 16 Prozent zu. „Das Vertrauen in unserer Produkte ist sehr groß“, sagte David Bartusch.

Damit das so bleibt, setzt ÖSA in den kommenden Jahren vor allem auf die Digitalisierung des Geschäfts: Seit diesem Jahr gibt es für Kunden eine Chat-Möglichkeit mit dem Kundendienst-Center. Nach einem Autounfall können Schäden zudem bequem über eine App gemeldet werden. Weil sich durch die Hilfe des Internets Prozessabläufe verschlanken lassen und Bearbeitungszeiten sinken, spart die ÖSA durch die Digitalisierung Geld. Gleichzeitig setzt die ÖSA auf neue Produkte. Ab 2018 sollen sich sowohl Privatpersonen als auch Unternehmen gegen Schäden durch Cyberattacken versichern können. „Wir sind überzeugt, dass das ein Massengeschäft werden kann, ähnlich wie die Autoversicherung“, sagte Vorstandsmitglied Rainer Bülow.