1. Startseite
  2. >
  3. Deutschland & Welt
  4. >
  5. Wirtschaft
  6. >
  7. Müller will einen epochalen Wandel

EIL

Volkswagen Müller will einen epochalen Wandel

VW steht vor dem größten Umbruch in der Firmengeschichte. Bis 2025 will der Konzern 30 neue E-Autos entwickeln und Milliarden investieren.

16.06.2016, 23:01

Wolfsburg l Volkswagen-Konzernchef Matthias Müller hat am Donnerstag in Wolfsburg ein ehrgeiziges Zukunftsprogramm für den zuletzt durch den Abgas-Skandal erschütterten Autokonzern vorgestellt. Bis 2025 will VW 30 neue, reine Elektrofahrzeuge entwickeln, der jährliche Absatz von E-Autos soll bis dahin auf zwei bis drei Millionen steigen. Etwa jedes vierte Fahrzeug würde dann künftig mit einem Elektomotor vom Band rollen.

Müller spricht von einem „epochalen Wandel“, der nun bei VW eingeleitet wird. „Mit der ‚Strategie 2025‘ wird der Volkswagen-Konzern fokussierter, effizienter, innovativer, kundennäher, nachhaltiger – und konsequent auf profitables Wachstum ausgerichtet.“

Um das Zukunftsprogramm umzusetzen, will der Autokonzern Milliarden-Summen im zweistelligen Bereich investieren. Sie sollen sowohl in die Entwicklung neuer Elektroautos und in die Neuorganisation der Produktion als auch in neue Mobilitätsdienstleistungen fließen. VW will unter anderem in die Vermittlung von Fahrdienstleistungen und in das Car-Sharing-Geschäft einsteigen. Auch beim Thema selbstfahrende Autos will der Autobauer eine Vorreiterrolle einnehmen.

Für Volkswagen wird die Neuausrichtung ein finanzieller Kraftakt, denn noch immer steht nicht fest, wie viele Milliarden der Konzern noch für die Bewältigung des Diesel-Skandals zurückstellen muss. Zwar hat VW bereits 16 Milliarden Euro bereitgestellt, Analysten rechnen jedoch weiterhin mit einer Summe von etwa 30 Milliarden Euro, die am Ende gestemmt werden muss.

Angesichts der Kostenlavine will Müller sparen: „Wir werden unser Geld bewusster und fokussierter einsetzen.“ Zudem müsse der Konzern effizienter werden. Auf den Prüfstand stellen will er sowohl die Produktions- als auch die Verwaltungsstrukturen. Gemessen am Umsatz sollen die Vertriebs- und Verwaltungskosten auf 12 Prozent sinken. Die operative Umsatzrendite des Unternehmens, die 2015 ohne Skandalkosten bei sechs Prozent gelegen hätte, soll bis 2025 auf sieben bis acht Prozent steigen.

Gerade für die Marke Volkswagen ist das eine enorme Herausforderung, seit Jahren wirft sie kaum noch Gewinne ab. 2015 lag das operative Ergebnis bei mickrigen zwei Prozent, im ersten Quartal 2016 konnte die Marke sogar gerade einmal noch 0,3 Prozent beitragen. „Salopp gesagt, werden wir in den kommenden Jahren überflüssige Pfunde abtrainieren und zusätzliche Muskeln aufbauen müssen“, so Müller. Einen positiven Effekt hätte der Diesel-Skandal allerdings auch: Die Bereitschaft für Veränderungen sei im Konzern deutlich gewachsen, so der Konzernchef.

Bei der Frage, ob VW auch Milliarden in ein neues Batteriewerk stecken wird, hält sich Müller zumindest offiziell weiter bedeckt. VW werde die Batterietechnologie als neues Kompetenzfeld erschließen, die strategischen Optionen hierzu würden jedoch noch geprüft. Vor kurzem war allerdings aus Konzernkreisen in die Medien durchgesickert, dass VW sein Motorenwerk in Salzgitter für etwa zehn Milliarden Euro in ein Werk für Batterien umfunktionieren könnte.

Offen bleiben vorerst die personellen Veränderungen, die mit der neuen Strategie einhergehen. Zumindest für die Marke VW werden diese aber im „Zukunftspakt“ thematisiert, den der Vorstand mit dem Betriebsrat derzeit verhandelt. Im Pakt gehe es darum, Wettbewerbsfähigkeit und Beschäftigung zu sichern, so Müller. Auch die notwendigen Zukunftsinvestitionen in Produkte und Standorte spielten hier eine Rolle.