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Wikileaks CIA-Angriffe auf Smartphones?

Der CIA soll nach Angaben der Enthüllungsplattform Wikileaks in Frankfurt am Main heimlich Hackerangriffe organisieren.

09.03.2017, 04:47

Hamburg (dpa) l Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hat eine eigene Programmiertruppe aufgebaut, um systematisch Sicherheitslücken und Schwachstellen in Smartphones, Computern, aber auch Fernsehgeräten oder Telefonanlagen auszunutzen. Das geht aus mehr als 8000 Dokumenten hervor, die von der Enthüllungsplattform Wikileaks veröffentlicht wurden. Während die US-Regierung die Authentizität der Dokumente nicht bestätigen wollte, bewerteten Experten die Daten als gewichtig und glaubwürdig.

Die Dokumente beschreiben, wie Agenten in Smartphones, Laptops oder Bordcomputer von Autos einbrechen oder Fernseher in Abhörwanzen umwandeln können. „Sie können Musik abspielen oder komplett die Kontrolle über das Auto übernehmen und einen Unfall verursachen, wenn sie jemand umbringen“, sagte der Sicherheitsexperte Ross Schulmer bei CNN.

Wikileaks erklärte, der am Dienstag veröffentlichte Datensatz „Vault 7“ mit 7818 Webseiten und 943 Anhängen sei nur die erste Tranche einer größeren Sammlung. Im Gegensatz zu früheren Veröffentlichungen von geheimen Dokumenten reichte die Enthüllungsplattform Dokumente nicht unverändert weiter, sondern machte bestimmte Passagen wie E-Mail-Adressen oder Programmiercodes unsichtbar.

Edward Snowden, der das breit angelegte Cyber-Überwachungsprogramm des US-Abhördienstes NSA enthüllt hatte, schätzte die Veröffentlichungen von Wikileaks als glaubwürdig ein. Er verwies in einem Tweet auf Detail-Informationen, die nur Geheimdienst-Insidern bekannt gewesen seien. Die Dokumente zeigten, dass die US-Regierung im Geheimen dafür gezahlt habe, Software aus den USA unsicher zu machen.

Es ist nicht das erste Mal, dass die hessische Metropole im Zusammenhang mit Berichten über US-Abhöraktionen auftaucht. Kein Wunder: Sie ist ein weltweit führender Internetknoten. In einigen Dokumenten wird beschrieben, wie die CIA Informationen über Sicherheitslücken mit der US-Bundespolizei FBI oder befreundeten Geheimdiensten wie dem britischen GCHQ austauscht. Dabei wird auch immer wieder auf Firmen verwiesen, die ihr Wissen über sofort ausnutzbaren Sicherheitslücken („Zero day exploits“) kommerziell anbieten.

Beim Projekt „Weeping Angel“ entwickelten die CIA-Programmierer in Zusammenarbeit mit Experten des britischen Geheimdienstes MI5 einen „Fake-Off-Modus“, bei dem bestimmte Fernseher-Modelle von Samsung scheinbar ausgeschaltet sind, in Wirklichkeit aber in den Raum lauschen – je nach Modell mit eingeschalteter Webcam.

„Die in den Geräten verwendeten Programme und Betriebssysteme bieten ausreichende Möglichkeiten für einen Fernzugriff und tiefe Eingriffe in die Privatsphäre der Nutzer“, sagte Tim Berghoff vom IT-Sicherheits-Spezialisten G-Data. Geheimdienste seien seit Jahren aktiv auf der Suche nach entsprechenden Sicherheitslücken.

Apple erklärte, viele der genannten Angriffspunkte seien in der jüngsten Version des iPhone-Betriebssystems iOS bereits geschlossen worden. Fachleute widersprachen der Einschätzung, wonach der Geheimdienst die Verschlüsselung von Nachrichtendiensten wie WhatsApp, Signal oder Telegram aushebeln könne.