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Zwei Tote Tödlicher Unfall im Eiscafé

Ein 84-Jähriger verliert die Kontrolle über sein Auto und rast in eine Menschengruppe - zwei Menschen sterben.

Von Kathrin Drinkuth 08.05.2016, 23:01

Bad Säckingen (dpa) l Es ist ein warmer Sonnabend in Bad Säckingen, die Sonne hat zahlreiche Passanten in die Fußgängerzone gelockt. Die Menschen essen Eis, bummeln durch die Straßen – doch die Idylle in der Kurstadt im Kreis Waldshut wird jäh unterbrochen: Kurz nach 12 Uhr verliert ein 84-Jähriger die Kontrolle über sein Auto und rast in eine Menschenmenge vor einem Straßencafé. Der Mann hatte statt der Bremse das Gaspedal durchgedrückt. Zwei Menschen sterben bei dem Unfall, viele weitere werden verletzt – manche schwer.

Die Fußgängerzone der kleinen Stadt nahe der Schweizer Grenze verwandelt sich daraufhin in ein Einsatzzentrum. In den schmalen Gassen, in denen Passanten kurz zuvor noch den Vormittag genossen haben, stehen nun Polizisten, Feuerwehrleute, Sanitäter und ein Krisen-interventionsteam aus dem nahegelegenen Waldshut. Über Bad Säckingen fliegen mehrere Rettungshubschrauber, zahlreiche Sirenen sind zu hören. Die Ecke wird von den Einsatzkräften mit einem Bauzaun und einer blauen Plane abgeschirmt. Als ein Sarg in einen goldfarbenen Wagen gebracht und abtransportiert wird, halten vier Feuerwehrleute braune Decken als Sichtschutz in die Höhe.

Erst nach und nach wird auch der Hergang des Unfalls klarer: Ein Fahrfehler sei die Ursache, heißt es bei der Polizei. Das Auto des 84-Jährigen habe stark beschleunigt und mehrere Tische auf der Terrasse des Cafés umgefahren. Warum der Mann überhaupt mit seinem Wagen in der Fußgängerzone unterwegs war, ist noch unklar.

Das Thema Fahrtüchtigkeit im Alter wird in Deutschland immer wieder kontrovers diskutiert. Erst kürzlich hatten Experten Testfahrten für ältere Autofahrer gefordert – gesetzlich verpflichtend und mit geschulten Beobachtern. Solche Überprüfungen seien aufschlussreicher als medizinische Tests – und Handlungsbedarf gebe es, weil die Zahl älterer Fahrer wegen der demografischen Entwicklung stark zunehmen werde, hieß es im Januar von der Unfallforschung der Versicherer.

Das Bundesverkehrsministerium erteilt generellen Fahrtests für ältere Autofahrer allerdings eine Absage. Es gebe keine Überlegungen für Pflichttests für Senioren, sagte ein Sprecher des Ministeriums am Wochenende. Auch der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) setzt auf Freiwilligkeit und Vernunft statt auf Zwang. Gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil ist die Gruppe der Senioren pauschal betrachtet keine unfallauffällige Gruppe, heißt es auch aus dem Landesministerium.

Auch der ADAC verweist auf die Statistik und spricht sich gegen Pflichttests aus. Der Auto Club Europa (ACE) sieht diese ebenfalls kritisch. Trainings seien eine mögliche Lösung, sagte ein ACE-Sprecher. Aber auch das Umfeld älterer Menschen sei in der Pflicht. „Das darf kein Tabuthema sein, sondern muss in der Familie thematisiert werden.“ Allerdings machten auch jüngere Fahrer Fehler.

Das zeigte am Wochenende ein weiterer tragischer Unfall: Ein 16-Jähriger übte mit seinen Eltern auf einem Parkplatz im südbadischen Tengen Einparken und verwechselte Bremse mit Gaspedal. Das Auto fuhr nach Polizeiangaben über einen Absatz auf eine Wiese und erfasste einen 52-Jährigen, der dort auf einer Bank saß. Der Mann wurde lebensgefährlich verletzt. Der Junge hatte noch keinen Führerschein.

In Bad Säckingen wurde eine 63 Jahre alte Frau bei dem Unfall tödlich verletzt, ein Mann starb später im Krankenhaus.