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Erste Hilfe Blasen beulen Elbauenbrücke aus

Vertreter von Baufirma und Landesstraßenbaubehörde suchten nach Ursachen für die Blasenbildung im Straßenbelag der Elbauenbrücke.

Von Olaf Koch 06.07.2016, 19:56

Schönebeck l So groß war das Rätselraten dann doch nicht. Die Bauexperten der damals beauftragten Firma kennen das Phänomen. Neu war allerdings die Häufung: Aus dem Asphalt erheben sich auf den Straßen der beiden Vorlandbrücken kleine, teilweise nur unscheinbare Blasen. Vor allem die westliche Fahrspur (in Richtung Autobahn) ist davon betroffen.

„Wir haben das bereits im vorigen Jahr bemerkt und die entsprechenden Stellen mit Farbe markiert“, berichtete Markus Morawietz, Fachgruppenleiter Brücken- und Ingenieurbau der Landesstraßenbaubehörde Sachsen-Anhalt, Regionalbereich Mitte. Nach den heißen Temperaturen der vergangenen Wochen schossen die kleinen Beulen noch an vielen anderen Stellen der beiden Vorlandbrücken wie lästiger Ausschlag hervor. „Deshalb haben wir uns nun entschlossen, das Problem näher anzuschauen“, erklärte Morawietz.

Wenngleich die unscheinbaren Huckel noch keine Gefahr für den Fahrzeugverkehr auf der imposanten Elbbrücke darstellen, so drückt der Schuh aus einem anderen Fakt: Die Gewährleistungsfrist gegenüber der Baufirma beträgt fünf Jahre. Im August sind drei Jahre vorbei. „Deshalb haben wir nun diesen gemeinsamen Termin vereinbart, um der Sache sozusagen auf den Grund zu gehen“, so der Brückenexperte der Straßenbaubehörde.

Er und die Mitarbeiter der Baufirma haben auf den beiden Vorlandbrücken zwischen 60 bis 80 schadhafte Stellen mit Farbe markiert, einer Hand voll wurde nun schon Erste Hilfe zu teil. Denn den Vertretern der Baufirma ist der Mangel nicht ganz unbekannt. Sie vermuten, dass unter der vier Zentimeter starken Deckschicht und dem 3,5 Zentimeter dicken Gussasphalt, noch unter der Dichtung zwischen Grundierung und Beton Restwasser ist.

„Wir konnten feststellen, dass diese Abschnitte kurz vor dem Hochwasser des Jahres 2013 gebaut wurde. In dieser Zeit gab es starke Regenmengen“, so Markus Morawietz. Und wenn nur eine Restfeuchtigkeit zwischen Beton und Grundierung bleibt, irgendwann entwickelt sich das Wasser wegen der dauerhaft starken Sonneneinstrahlung zu Wasserdampf. Dieser kann im Straßenkörper eine so ungeheure Kraft entwickeln, dass der Dampf für eine Blasenbildung sorgt und die Schwarzdecke nach oben drückt. „So dürfte das im Fall der Elbbrücke sein“, so der Fachgruppenleiter.

Wie beim Notarzt im Krankenhaus wurden nun auch auf den Brückenkörpern fünf der größten Blasen geöffnet. Mit zwei lange Bohrern bohrten die Mitarbeiter der Baufirma Löcher in den Wulst. Unmittelbar danach konnte bereits eine Besserung bemerkt werden: Sofort senkte sich der Asphalt in die ursprüngliche Lage zurück. „Da können Sie mal sehen, welcher Druck in dem Asphalt aufgebaut war“, so Markus Morawietz.

Anschließend wurden die Löcher und der mögliche kleine Hohlraum im Unterbau der Straße mit Harz verfüllt: mit Epoxidharz. Der ist für die kleinen Bohrlöcher bestens geeignet: Er ist hart, zäh, schwer zerbrechlich, glasklar bis gelblich, hat gute haft- und elektrische Eigenschaften. Epoxidharz kann bis 130 Grad Celsius verwendet werden und trocknet nach etwa zwei Stunden felsenfest aus.

Mehr möchten die Verantwortlichen der Straßenbaubehörde und der Baufirma im Moment nicht machen. So wollen in den nächsten Monaten weiter verfolgen, wie sich die Beulen im Straßenkörper bewegen und wie die fünf reparierten Löcher reagieren. Deshalb wurden sie extra vermessen, um sie später wieder exakt definieren zu können.

Die Schönebecker Elbauenbrücke zwischen dem nördlichen und südlichen Deich ist 1128,5 Meter lang. Die Breite zwischen den Geländern beträgt 11,6 Meter. Die längste Weite (Stromöffnung) beträgt 185 Meter. Der Pylon ist 73 Meter hoch.