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Fanfreundschaft Noch ein italienischer FCM-Moment

FCM-Fans zu Gast im italienischen Cesena: 1976 trafen die Fußballer aus Magdeburg und der AC Cesena im Uefa-Cup aufeinander.

Von Rainer Schweingel 28.07.2017, 01:01

Magdeburg l Der 1. FC Magdeburg und der AC Cesena – da war doch mal was ... Der eingefleischte FCM-Fan wird es vielleicht wissen: 1976 trafen der Klub von der Elbe und der italienische Verein von der Adria im Uefa-Cup aufeinander. Zu Hause siegte der FCM vor 31.000 Zuschauern durch Tore von Wolfgang Steinbach und zweimal Joachim Streich mit 3:0 und kam - Gott sei Dank – durch ein Tor von Jürgen Sparwasser nach einer 1:3-Niederlage beim Rückspiel in Cesena trotzdem weiter, während Cesena ausschied. Der FCM hingegen schaffte es bis ins Viertelfinale, scheiterte dann aber doch an Italienern. Gegen Juventus Turin flog der FCM raus.

Während der 1. FC Magdeburg in seiner Geschichte auf 72 Europapokalspiele verweisen kann, war diese Paarung für den AC Cesena in jeder Hinsicht einzigartig. Es war der erste und zugleich letzte Auftritt des AC Cesena in einem europäischen Klubwettbewerb.

Was liegt da näher, als einen Kontakt zur ehemaligen Stadt des Gegner zu knüpfen, dachten sich deshalb die Tifosi, wie italienische Fußballfans auch genannt werden. Das gelang im April. Zum 40. Jahrestag des einmaligen Europapokal-ereignisses suchten Vereinsvertreter des aktuellen Zweitligisten aus Cesena Kontakt zum 1. FC Magdeburg und zum Fanprojekt Magdeburg, um gemeinsam mit Magdeburger Fußballfans und Vereinsverantwortlichen des 1. FCM das Jubiläum zu begehen. Mit finanzieller Unterstützung der Franz-Beckenbauer-Stiftung und des FanRat e. V. gelang es dem Fanprojekt, eine Reise nach Cesena für 16 Fans des 1. FC Magdeburg zu organisieren.

„Im April 2017 erlebte die Magdeburger Reisegruppe eine unglaubliche Gastfreundschaft von Fans und Vereinsvertretern des AC Cesena“, freut sich das Fanprojekt auf seiner Internetseite noch heute.

Weiter heißt es im Reisebericht: „Die Magdeburger wurden mit kulturellen, historischen, kulinarischen, sportlichen und gesellschaftlichen Eigenheiten der Gastgeber vertraut gemacht. Ein Besuch des Marinemuseums in Cesenatico gehörte genauso zum Programm wie ein Fischessen im Seeort und eine Stadionführung durch das „Stadio Dino Manuzzi“. Mit dabei war auch Fußballfan und Linken-Stadtrat Dennis Jannack. Der nutzte die Reise vom April gleich noch mal aus. Weil es ihm so gut gefiel, fuhr er jetzt in seinem Urlaub mit Ehefrau Anja und den Kindern Benyamin und Hannah noch einmal in die Region um Cesena. Dennis Jannack: „Nachdem ich im April mit dem Fanprojekt Magdeburg auf Einladung von Fans aus Cesena in Italien war, kam es zum spontanen Entschluss, auch den Urlaub dort zu verbringen. So haben wir uns ein Hotel in Rimini gesucht und trafen uns in Cesenatico mit Mitgliedern des Fanclubs des AC Cesena zum Essen und Erzählen. Der Chef des Fischrestaurants in Cesenatico gehört zur aktiven Fanszene des AC Cesena. Die Kontakte werden wir auch in Zukunft beibehalten, vielleicht entwickelt sich ja mehr daraus.“ Könnte durchaus sein, denn für Cesena und seine 96.000 Einwohner hat dieses Stück Fußballgeschichte sogar eine solche Bedeutung, dass ein Artikel über den Besuch aus Magdeburg in der Lokalzeitung erschien. Darin heißt es sinngemäß:

„Deutsche Ferien in Schwarzweiß. In den vergangenen Tagen ist Dennis Jannack, ein deutscher Fan aus Magdeburg, bereits in Cesena angekommen. Bereits im Frühling reiste er mit einer Magdeburger Delegation an, um ein Treffen zwischen den beiden Clubs zu organisieren, die sich beim Uefa-Cup im Jahr 1976 gegenüberstanden. Dieses Mal hat er die Reise mit seiner Frau und seinen beiden Kindern angetreten, um ein paar relaxte Tage an unserer Küste zu verbringen. Was hat ihn dazu gebracht? Die Liebe zur Romagna.“

Die Grundlagen für eine Fan-Freundschaft sind also gelegt. Damit müssen nur noch beide Mannschaften nachziehen. Weil der FCM zwar erfolgreich, aber „nur“ in Liga drei und der AC Cesena in der Serie B, der zweiten italienischen Liga (aktuell Platz 13), spielt, ist ein erneutes Aufeinandertreffen in einem Europapokal zwar nicht ausgeschlossen, aber äußerst unwahrscheinlich. So muss also vorerst weiter von alten fußballerischen Zeiten erzählt und von neuen geträumt werden.