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Duisburger trauern an Schimanski-Gasse 

Tatort-Kommissar Schimanski ermittelte in Duisburg. In Stadtvierteln, die kein Stadtoberer gern im Fernsehen sieht. Längst ist Schimanski Kult. Vor zwei Jahren wurde ein Gässchen nach der Tatort-Figur benannt.

Von Helge Toben, dpa 27.06.2016, 14:43

Duisburg (dpa) - Christel und Peter bringen es auf den Punkt: Scheisse R.I.P. steht an einem Foto von Götz George, aufgeklebt an den Straßenschild-Masten der Horst-Schimanski-Gasse in Duisburg. Am Schild selbst hängt ein schwarzes Tuch.

Eine Marita hat eine rote Rose an den Masten gelegt und Jetzt ist der Himmel Ihre Bühne in ein an George gerichtetes kleines Büchlein geschrieben. Duisburg-Ruhrort, Montag nach der Todesnachricht. Die Gasse gibt es wirklich, 2014 wurde eine kleine Hafenstraße so benannt, ganz offiziell.

Hat Schimanski Duisburg gutgetan? Halb - halb, sagt Adolf Schwemmer (73), der zufällig an der Gasse vorbeikommt. Die Schimanski-Tatorte hätten die Schmuddelecken der Stadt hervorgehoben. In der Republik wurde das Schmuddelige eher gesehen als das Positive, sagt der Duisburger. Auch die Stadtoberen waren anfangs nicht begeistert, dass Schimanski in den weniger schönen Ecken ermittelt, berichtet Bürgermeister Manfred Osenger (SPD). Das wandelte sich erst, als Schimanski Kult wurde.

Die Ruhrgebietsstadt am Rhein war unterdessen mehr als nur Kulisse für die vielen Schimanski-Tatorte und -Filme. Das Stadtgeschehen spielte auch selbst eine Rolle, etwa bei der Tatort-Folge Der Pott, bei der der monatelange Arbeitskampf um das Krupp-Stahlwerk in Duisburg-Rheinhausen 1987/88 im Hintergrund stand. In diesem Tatort wurden sogar Original-Transparente als Requisiten verwendet, berichtet Theo Steegmann (60), der damals als einer von drei Betriebsratsvorsitzenden den Streik organisiert hatte.

Und auch George war in Duisburg nicht nur Schauspieler, der nach Drehende schnell wieder das Weite suchte. Bei besagtem Arbeitskampf besuchte er zusammen mit Eberhard Feik (Thanner) eine Mahnwache, spendete für das Solidaritätskonto und nahm an einer Betriebsratssitzung teil. Wir waren sehr positiv überrascht, sagt Steegmann. Auf Schimanski mag er George gar nicht beschränken - obwohl: In den Tatorten, die ein gutes Drehbuch hatten, hat er schon sehr authentisch den Duisburger Ruhri gespielt.

Auch sonst engagierte sich George in Duisburg. Osenger berichtet, dass George einmal einen seiner typischen Schimanski-Parkas für einen guten Zweck versteigerte. Ach ja, der Parka. Er hat es sogar ins Ruhr Museum in Essen geschafft. Allerdings ist dort nur einer wie zu sehen. Das ausgestellte Exemplar hat George nie selbst getragen.

Zurück nach Ruhrort, Café Kaldi in der König-Friedrich-Wilhelm-Straße in der Nähe der Schimanski-Gasse. Im Fenster steht ein Foto, auf dem Schimanski vor dem Café zu sehen ist. Viel Glück hat George darauf geschrieben. Ein Fenster weiter bezeugt eine schwarz-weiße Autogrammkarte mit einem noch recht jungen George die besondere Beziehung des Cafés zu dem Schauspieler. Es ist Mittagszeit und viel los. Eine Kellnerin mit Schimi-Shirt bedient die Gäste. Ein kleiner Tisch-Aufsteller verrät, dass sich hier auch ein Schimi-Stammtisch trifft. Den gebe es auch noch, verrät die Inhaberin.

Ilka Scheible mit Schimi-T-Shirt: Im Café Kaldi war Götz George während der Dreharbeiten zum «Tatort» oft zu Gast. Foto: Roland Weihrauch
Ilka Scheible mit Schimi-T-Shirt: Im Café Kaldi war Götz George während der Dreharbeiten zum «Tatort» oft zu Gast. Foto: Roland Weihrauch
dpa