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Klassiker der Fotografie "Filmikonen": Magnum-Fotografen und das Kino

Vermutlich hat jeder von uns einen Lieblingsschauspieler oder ist sogar ein Fan davon. Manche Schauspieler sind zu regelrechten Ikonen stilisiert worden, wie eine TV-Doku zeigt.

Von Klaus Braeuer, dpa 30.05.2017, 21:00

Berlin (dpa) - Klassiker des Spielfilms gelten mittlerweile als stilbildend und richtungsweisend für viele Filme und auch für Serien, die es heute gibt.

Prägend für viele Filmklassiker sind natürlich die Schauspieler, und um sie und vor allem um Fotos von ihnen geht es in der Doku "Filmikonen - Magnum Photos und das Kino", die an diesem Mittwoch (22.40 Uhr) auf Arte zu sehen ist.

"Meine Mutter war ein Hollywoodstar" - das sagt Isabella Rossellini, die Tochter der Schauspielerlegende Ingrid Bergman. Erst als sie ihrer Tochter ihre Memoiren zu lesen gibt, erfährt Isabella von der Affäre ihrer Mutter mit dem Fotografen Robert Capa, den sie gerne geheiratet hätte. Doch Capa wollte nicht, und später ehelichte Ingrid Bergman dann den Regisseur Roberto Rossellini, der vom Typ her ähnlich war wie Capa. "Oh, Du warst verliebt in Robert Capa? Er war mein Held!", sagt Isabella Rossellini weiter.

Capa betrieb einen ziemlichen Kult um seine eigene Figur, wofür die Welt des Films natürlich einen idealen Hintergrund lieferte. Der Schriftsteller Ernest Hemingway war ihm dabei behilflich, Kontakte zu knüpfen, und Capa kannte zudem viele Regisseure, die in der US-Army dienten.

Robert Capa hat am 27. April 1947 in Paris gemeinsam mit den drei Fotografen Henri Cartier-Bresson, David "Chim" Seymour und George Rodger die Agentur Magnum gegründet - angeblich spielte bei der Namensgebung eine Magnumflasche Champagner eine gewisse Rolle. Diese Agentur war die erste, die die Eigenständigkeit der Fotografen durchsetzte, damit sie unbeschwert ihrer Arbeit nachgehen konnten. Das galt damals als nahezu revolutionär, denn die Agentur garantierte ihren Fotografen die exklusiven Rechte an ihren Negativen und ihren Abzügen.

Magnum hat heute 70 aktive Mitglieder, von denen viele Kriege durchlebt und an Filmsets gearbeitet haben. Da sie aber zumeist aus dem Bereich der Dokumentarfotografie kamen, zeigten sie den Akt des Filmemachers in einer ganz eigenen und sehr realistischen Art und Weise: einfache Ausstattung, keine künstliche Beleuchtung, kein Stativ, keine Posen, keinerlei Nachbearbeitung. Ihre einzigartige Sichtweise des Kinos ist weit von den Bildern entfernt, die von der Hollywoodmaschinerie selbst geschaffen worden sind. Magnum-Fotografen wie Eve Arnold brachten frischen Wind und Natürlichkeit in eine Welt, die zuvor nahezu ausschließlich dem perfekten Abbild vorbehalten war - was man an ihren berühmten Fotos von Marlene Dietrich oder Marilyn Monroe sehr eindrucksvoll sehen kann.

Fotos von Magnum waren also gegen den Strich gebürstet; die Fotografen näherten sich ihren Objekten eher von der Seite als von vorn. So sieht man den Regisseur und Schauspieler Orson Welles im Schneideraum, seinen Kollegen Humphrey Bogart ohne Toupet, aber mit Stirnglatze und den Schauspieler James Dean im Kreise seiner Familie, allein im Regen am Times Square stehend oder (lebendig) in einem Sarg liegend - packende Ausdrücke einer verlorenen Seele.

In der sehenswerten Dokumentation von Sophie Bassaler kommen ehemalige Fotografen und Agenturmitarbeiter zu Wort, die informativ und unterhaltsam von der Kehrseite des Ruhmes berichten. Viele Magnum-Fotos von Schauspielern zeigen berühmte Menschen, die eine geradezu beängstigende Verletzlichkeit und Einsamkeit ausstrahlen. Schauspieler und Fotografen haben sich gegenseitig benutzt, hier und da ist wohl auch Vertrauen entstanden, aber die Distanz zwischen Fotograf und Fotografiertem bleibt gleichsam geradezu greifbar.

In Zeiten, in denen immer weniger Filmklassiker im Fernsehen laufen (Arte bildet hier eine Ausnahme), werden insbesondere die Star-Fotos der Agentur Magnum immer wichtiger. Sie zeigen vielleicht nicht unbedingt die Wahrheit, aber doch wahrhaftige Momente - sie sind Klassiker der Fotografie.

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