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Krankheit und Komik Gaby Kösters Biografie wird zum Spielfilm

2008 stellt ein Schlaganfall Gaby Kösters Leben komplett auf den Kopf. RTL hat das Buch der Komikerin über diese Zeit nun verfilmt. Es ist eine Tragikomödie geworden, in der Realität und Fiktion verschwimmen. Und mit viel kölschem Singsang.

Von Jonas-Erik Schmidt, dpa 13.04.2017, 21:00

Köln (dpa) - Es gibt eine Szene in "Ein Schnupfen hätte auch gereicht", in der Gaby Köster (Anna Schudt) endlich in ihr Haus zurückkehren kann. Die Kamera verfolgt ihre Fahrt im Rollstuhl, vorbei an einer imposanten Galerie von Comedypreisen. Die Gemütslage ist eigentlich ganz gut.

Das Krankenhaus hat sie - zwar mit Hilfe, aber immerhin - auf zwei Beinen verlassen. Doch dann sieht sie das Krankenbett, das man für sie aufgebaut hat. Stimme aus dem Off: "Da wurde mir schlagartig klar, dass ich von der Selbstständigkeit so weit entfernt war, wie Meister Proper von Dreadlocks".

Die kleine Episode beschreibt den Film, den RTL am Karfreitag (14. April, 20.15 Uhr) zeigt, ziemlich gut. Es ist eine Geschichte von Niederschlägen und Erfolgen. Und ein Drama, dem mit Pointen die Schwere genommen werden soll - eine Tragikomödie. "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" basiert auf dem gleichnamigen Buch von Gaby Köster (55), die im Jahr 2008 einen Schlaganfall erlitt.

Die Aufgabe, die sich RTL damit gestellt hat, ist keine ganz leichte. Zum einen weiß man ja, wie die Geschichte ausgeht: Gaby Köster kehrt 2011 tatsächlich zurück ins Rampenlicht - übrigens mit Dreadlocks. Zum anderen ist die Komikerin ja nicht Helmut Schmidt. Sie ist keine historische Figur, sondern mittlerweile wieder zur Primetime im Fernsehen zu sehen ("Die Puppenstars"). Für ein Biopic kommt "Ein Schnupfen hätte auch gereicht" ziemlich früh.

Als Hauptdarstellerin schlüpft Anna Schudt (43) in die prominente Rolle. Man kennt sie als Hauptkommissarin Martina Bönisch aus dem Dortmunder "Tatort", nun stand sie vor der komplizierten Aufgabe, neben die reale Köster eine Film-Köster zu stellen. "Natürlich war ich oft am Zweifeln. Manchmal dachte ich: Ohje, wenn das schief geht, will ich mich gerne vom Balkon abseilen und nie mehr wieder kommen", sagt sie im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.

Der Film zeigt Köster zu Beginn als rastlose, unablässig Kölsch plappernde Komikerin inmitten des Medien-Zirkus. Ständig steckt sie sich eine Fluppe an - und wundert sich nur ein bisschen, dass ihr Arm immer wieder einschläft. Ein neues Solo-Programm steht an. Doch statt auf der Bühne landet sie in einer Klinik: Schlaganfall. Die Ärzte retten sie, aber zu Beginn kann sie kaum reden und sich nur minimal bewegen. In Physiotherapeutin Jacky (Jasmin Schwiers) findet sie so etwas wie eine Sparringspartnerin für den Kampf zurück ins Leben.

Optisch ist man schier erstaunt, wie ähnlich Hauptdarstellerin Schudt und Köster aussehen. In Rückblenden ist die echte Köster in ihrer Paraderolle als Kassiererin in der Serie "Ritas Welt" zu sehen - der Unterschied fällt kaum auf. Die größere Hürde ist ihr kölscher Singsang, den man irgendwie immer noch im Ohr hat. Schudt - eine gebürtige Konstanzerin - paukte den Dialekt mit Hilfe eines "Kölsch-Coaches". Irgendwann kauft man ihr aber auch das ab.

In Nebenrollen sind Hella von Sinnen (58), Mike Krüger (65) und Hugo Egon Balder (67) zu sehen, die sich selbst spielen. Auch Jasmin Schwiers, die die Physiotherapeutin spielt, kennt Gaby Köster persönlich - in "Ritas Welt" war sie ihre Serien-Tochter. Manchmal fragt man sich, ob es so viele Querverweise in den realen Köster-Kosmos gebraucht hätte. Und ob man nicht noch mehr Raum hätte lassen können für Momente, die radikal mit dem Bild brechen, das man von Gaby Köster seit "Ritas Welt" hat - jene, in denen selbst sie keinen flotten Spruch mehr weiß. Es gibt sie, aber sehr dosiert.

Zugleich ist die Film-Köster natürlich äußerst unterhaltsam mit ihrer Schlagfertigkeit, die oft ins Garstige rutscht. Hauptdarstellerin Anna Schudt hat sich auch schon das Urteil ihrer Vorlage eingeholt. "Gaby war Gott sei Dank zufrieden."

Ein Schnupfen hätte auch gereicht