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TV-Tipp Allmen und das Geheimnis der Libellen

Ein Gentleman-Gauner und sein selbstbewusster Diener - solch ein TV-Gespann hat es lange nicht gegeben. In zwei Filmen mimen Heino Ferch und Samuel Finzi ein gewitztes, anachronistisch elegantes Krimi-Duo.

Von Ulrike Cordes, dpa 28.04.2017, 23:01
Heino Ferch (l) und Samuel Finzi am Rande von Dreharbeiten zum ARD-Film «Allmen und das Geheimnis der Libellen» im Grand Hotel Heiligendamm. Foto: Bernd Wüstneck
Heino Ferch (l) und Samuel Finzi am Rande von Dreharbeiten zum ARD-Film «Allmen und das Geheimnis der Libellen» im Grand Hotel Heiligendamm. Foto: Bernd Wüstneck dpa-Zentralbild

Berlin (dpa) - Gleich zu Beginn fühlt sich der Zuschauer fast wie bei James Bond. Ein Motorboot mit edel gekleidetem Beau saust über den Zürichsee, das Sekt-, pardon: Champagnerglas in der Hand.

"Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle, mein Name ist Johann Friedrich von... Aber vielleicht sollten wir zu den Formalitäten später kommen", erklingt seine Stimme aus dem Off. Und hinein geht es in die Welt der Schönen, Reichen und Kultivierten der Schweiz. Dort, wo Schampus und Austern, Maßanzüge und polierte Schuhe sowie Kunstsammlungen von unermesslichem Wert zu Hause sind.

All das genießt auch der nie um ein gewitztes Wort verlegene Single-Lebemann Johann Friedrich von Allmen (Heino Ferch) in der Martin-Suter-Verfilmung "Allmen und das Geheimnis der Libellen", die das Erste am Samstag (29. April, 20.15 Uhr) zeigt. Dabei ist er nahezu pleite. Das ererbte Vermögen stilvoll verprasst, sitzt ihm nun der grobschlächtige Wucherer Dörig (Peter Kurth) im Nacken. Und die Bank erhebt Anspruch auf die Villa. Allmen und sein treuer Diener Carlos (Samuel Finzi) müssen ins Gartenhaus ziehen.

Doch dann lernt der feinsinnige Ästhet die bildschöne Jojo (Andrea Osvárt) kennen, die Tochter des zweitreichsten Mannes der Alpenrepublik. Ungeahnte Möglichkeiten tun sich auf: eine sexuelle Affäre und die Chance, ein wertvolles Jugendstilgefäß aus dem Anwesen des Vaters zu stehlen. Allmens Leben und das seines eher vernünftigen Dieners beginnt brisanter und gefährlicher zu werden als es wohl je zuvor war. Mit dieser Geschichte hat der Schweizer Bestsellerautor Martin Suter, dessen Werke schon mehrfach verfilmt worden sind, 2011 seine erfolgreiche "Allmen"-Kriminalromanreihe begonnen. Noch im selben Jahr veröffentlichte er "Allmen und der rosa Diamant".

Beide Krimis hat der Regisseur Thomas Berger nach Drehbüchern von Martin Rauhaus für das Erste inszeniert. Der "Rosa Diamant" wird eine Woche nach dem ersten Fall des adeligen Diebes ausgestrahlt. Die geistreichen Suter-Storys samt ironisch verpackter Gesellschaftskritik hat Rauhaus um flotte Dialoge im Stil der James-Bond-Filme oder der 70er-Jahre-Krimireihe "Die 2" angereichert. Und die Titelfigur mit dem Flair eines smarten Helden vergangener Hollywood-Tage umgeben.

Hochkarätig ist die Besetzung in beiden Fällen. Bei "Allmen und das Geheimnis der Libellen" gehören Hanns Zischler, Ben Becker und Gustav Peter Wöhler dazu. Das Ergebnis ist ein TV-Vergnügen, das mit seinem Chic provokativ herausragt aus dem Krimi-Allerlei trostloser Großstadt-Szenarios oder biederer Landgemeinden. Ein Lebenskünstler, der sich dem Zeitgeist widersetzt, der statt dem Geldverdienen dem Ausgeben mit Geschmack und Klasse frönt. An seiner Seite ein cleverer Diener, der mit Allmen durch Dick und Dünn geht.

"Das Schöne an dieser Figur ist die Selbstverständlichkeit, mit der sie dieses Leben genießt", sagte Ferch der Deutschen Presse-Agentur. Für die Abenteuer dieses Paars, das Ferch und Finzi zwinkernd als symbiotisches Gespann darstellen, gab es 2016 den Hessischen Film- und Kinopreis. Stimmen die Einschaltquoten, sollen auch die zwei weiteren "Allmen"-Bände ins Fernsehen kommen.

"Allmen kann nicht anders. Sein Leben verläuft komplett antizyklisch zu allem, was in unserer westlichen Industriewelt als Wertevorstellung so vorherrscht", sagte Ferch. "Er lebt am Rande des Ruins, aber das mit großer Eleganz. Sein Diener und er sind nicht oberflächlich, aber sie nehmen nichts bierernst." Diese Haltung sei erfrischend anders. "Es war herrlich, sich mit so einer Figur zu beschäftigen."

Homepage Heino Ferch

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