Cannabis

Ein Boot vor der spanischen Küste, ein Mann geht über Bord. Die Ladung ist wertvoll: zwei Tonnen Haschisch. Es ist eine Geschichte um Drogenschmuggel und Kriminelle ohne Skrupel.

Von Wilfried Urbe, dpa 07.12.2016, 23:01

Berlin (dpa) - Es ist Nacht an der Costa del Sol im Süden Spaniens. Zwei Kriminelle überfallen ein Schiff, das Cannabis für einen Drogenbaron geladen hat. Einer der beiden Gangster wird bei dem Überfall offenbar erschossen.

Das ist der Auftakt einer vielschichtigen Geschichte, die vom Leben und Sterben im internationalen Dealer-Milieu erzählt. Arte hat daraus eine sechsteilige Serie gemacht. Die ersten drei Folgen zeigt der deutsch-französische Sender am Donnerstag (8. Dezember) ab 21.45 Uhr. Die weiteren drei folgen genau eine Woche später zur gleichen Zeit.

Schauplätze der Handlung sind Frankreich, Spanien und Marokko, von wo ein Großteil des Haschischs herstammt, das in Europa konsumiert wird. Alles beginnt mit dem Überfall von Farid (Younès Bouab) und seinem Komplizen "Comandante" (Santi Pons) auf ein Schmugglerboot vor der iberischen Südküste. Die beiden erbeuten zwar zwei Tonnen Haschisch, aber nicht alles läuft glatt. Während einer Schießerei geht Farid über Bord und taucht nicht mehr auf.

Der kaltblütige und gewalttätige Gangsterchef El Feo, für den der Stoff bestimmt war, lässt das nicht auf sich beruhen. Farids Frau Anna (Kate Moran) bringt das in Lebensgefahr. Außerdem muss sie feststellen, dass der Ehemann ihr nicht nur einen gewaltigen Schuldenberg hinterlässt, sondern auch eine Geliebte aus dem Rotlicht-Milieu. Parallel dazu erfährt das Fernsehpublikum einiges über die politischen Hintergründe, wenn es um die Bekämpfung von Drogenkriminalität geht. Und dass es in diesem Geschäft letztlich nur Verlierer gibt.

"Cannabis" ist eine fiktive Geschichte mit ernstem Hintergrund, die versucht zu erklären, wie Rauschgifthandel funktioniert: "Der Gebrauch von Cannabis ist ein europaweites gesellschaftliches Phänomen", sagte die die zuständige Arte-Redakteurin Isabelle Huige der Deutschen Presse-Agentur zur Herangehensweise an das Thema der Mini-Serie. "Wir wollen nicht verurteilen, wir wollen verstehen, wollen die Akteure und ihre Familien zeigen."

Dass eine Regisseurin, Lucie Borleteau ("Alice und das Meer"), für die Inszenierung des eher harten und actionreichen Stoffs ausgewählt wurde, erklärt die Redakteurin so: "Wir haben uns eine weibliche Filmemacherin gewünscht, weil auch die weibliche Hauptrolle sehr wichtig ist."

Tatsächlich steht Anna, die ihren beim Überfall auf das Boot verschwundenen Mann Farid sucht, im Mittelpunkt des Sechsteilers. In verschiedenen Ländern und in verschiedenen Sprachen zu produzieren, sieht die Regisseurin als Chance, die grenzüberschreitende Dimension des Themas deutlich zu machen: "Die Serie ist auch ein Abbild des multikulturellen Europas und zeigt den Kontinent als Schmelztiegel der Ethnien."

Erst vor kurzem wurde die Französin für "Cannabis" beim Film Festival Cologne mit dem TV Spielfilm Preis geehrt. Mit der Serie, deren "visuelle und erzählerische Qualität" herausragend sei, habe sie europäisches Qualitätsfernsehen abgeliefert, hieß es zur Begründung. Bereits für "Alice und das Meer" erhielt Borleteau eine Auszeichnung auf den Filmfestspielen in Locarno. Auch als Schauspielerin war sie erfolgreich - zum Bespiel im Jahr 2011 im Film "Haus der Sünde" von Bertrand Bonello.

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