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TV-Tipp Der Gutachter - Ein Mord zu viel

Ob ein Verbrecher aus dem Gefängnis kommt oder nicht, hängt oft von psychiatrischen Gutachten ab. Wie genau kann ein Fachmann jedoch die Gefahr abschätzen, die von einem Straftäter noch ausgeht? Mit genau dieser Frage befasst sich der ZDF-Film.

Von Ute Wessels, dpa 07.05.2017, 23:01

München (dpa) - Eine Frau wird umgebracht - schnell fällt der Verdacht auf einen gerade in die Freiheit entlassenen Ex-Häftling. Hat sich dessen Psychiater geirrt?

Das ZDF zeigt an diesem Montag (20.15 Uhr) den spannend erzählten Fernsehfilm "Der Gutachter - Ein Mord zu viel" mit dem TV-Star Benjamin Sadler in der Hauptrolle. Ein Drama über Schuld, Verantwortung und Rache.

Robert Siedler (Benjamin Sadler) ist ein erfahrener Psychiater. Souverän, klug, empathisch. Nun hat sein Gutachten zur Freilassung von Friedhelm Knecht (Michael A. Grimm) geführt. Der psychisch angeschlagene Mann hatte einst im Rausch jemanden getötet. Nun ist er wieder frei - und eine Frau wird umgebracht. Knecht gerät unter Verdacht und flüchtet. Siedler ist schockiert, glaubt an Knechts Unschuld. Die Medien schießen sich auf den Arzt ein, und der Ehemann der Toten verliert die Nerven. Plötzlich gerät auch Siedlers schwangere Frau Kathrin (Jasmin Gerat) in Gefahr.

In den Augen des Hauptdarstellers Benjamin Sadler greift der Film ein komplexes Thema auf: "Das ist ein hochanspruchsvolles Feld, verbunden mit einer großen Verantwortung." Das sei den Gutachtern, die derlei Entscheidungen zu fällen hätten, jedoch auch sehr bewusst. Durch Gespräche mit Fachleuten hat sich der Schauspieler auf die Rolle vorbereitet, wie er der Deutschen Presse-Agentur sagte.

"Letztlich stehen die Fälle, die dann medial aufgearbeitet werden, in keinem Verhältnis zu den Tausenden Fällen, in denen es gut geht. Aber wenn es schief geht, dann geht es eben richtig schief." So wie in dem ZDF-Film. Die gefestigte Lebens- und Arbeitswelt des Psychiaters gerät völlig aus den Fugen. Hat er tatsächlich einen Fehler gemacht? Siedler zweifelt an seiner eigenen Kompetenz und droht, die Beherrschung zu verlieren.

"Eine gesunde Selbstkritik ist entscheidend. Damit man trotz Routine und Berufserfahrung nicht in Fallen tappt, weil man meint, man weiß, welche Knöpfe zu drücken sind", findet Sadler. "Denn der Faktor Mensch ist nun einmal nicht zu 100 Prozent einschätzbar." Was den Gutachter umtreibe, sei sehr nah dran an der Realität.

Mit der "Der Gutachter - Ein Mord zu viel" (Regie: Christiane Balthasar) greift das ZDF ein sensibles Thema auf. "Da geht es um eine Urangst, nämlich dem Bösen - das wahrscheinlich in uns allen steckt - zu begegnen, und es geht um die utopische Vorstellung, dass man das Böse grundsätzlich ausradieren könnte", sagte Sadler. Deswegen würden solche Fälle immer hochemotional diskutiert. Vor allem, wenn es Kinder betreffe. "So dass dann auch sehr rational denkende, ausgeglichene Menschen aus ihrer Verzweiflung heraus nach sehr rigiden Methoden schreien."

Der Psychiater im Film jedenfalls versucht verzweifelt, sein Leben und seinen Beruf wieder in den Griff zu bekommen. Zumal ihn parallel ein zweiter Fall beschäftigt. Eine Jugendliche soll im Drogenrausch einen Mann erstochen haben. Siedler glaubt die Geschichte nicht.

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