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TV-Tipp Der Kommissar und das Meer: In einem kalten Land

Die neue Episode aus der ZDF-Reihe "Der Kommissar und das Meer" thematisiert Vorurteile gegenüber Menschen mit muslimischen Hintergrund. Das ist ehrenwert. Macht einen Krimi aber noch nicht unbedingt spannend.

Von Ulrike Cordes, dpa 17.02.2017, 23:01

Berlin (dpa) - "Warum müssen die ihren Krieg auch hier austragen?", fragt Emma, die Frau von Hauptkommissar Robert Anders, entnervt. Sie ist traumatisiert, weil sie gerade als Geisel mit ihrem kleinen Sohn einen blutigen Bankraub miterlebt hat.

Verübt wurde der, soviel steht bereits fest, vom jungen Palästinenser Said (Anastasios Mavromatidis) und seiner schwedischen Freundin (Molly Nutley). Kein Zweifel besteht daher für manch einen im idyllischen Städtchen Visby auf der Insel Gotland: Die Tat war politisch begründet. Und Said, dessen Vater schon mal in einem schwedischen Gefängnis saß, habe das Mädchen aus gutem Hause sicher mitgerissen.

Bald schaltet sich der Staatsschutz ein, weil auch die Behörde terroristische Motive vermutet. So beginnt die Episode "In einem kalten Land" aus der deutsch-schwedischen Krimireihe "Der Kommissar und das Meer" mit Publikumsliebling Walter Sittler (64, "Starfighter") in der Titelrolle. Das ZDF zeigt sie am Sonnabend (18. Februar, 20.15 Uhr).

Verantwortlich für den Fall zeichnen zwei Grimme-Preisträger, die in der Vergangenheit mehrfach positiv an der Krimireihe mitgewirkt haben ("Wilde Nächte", "Unter Männern"): Harald Göckeritz schrieb das Buch für die Produktion von Network Movie Hamburg. Und Miguel Alexandre erzählt als Regisseur, der auch die Kamera geführt hat, die Geschichte, die sich deutlich bemüht, aktuelle gesellschaftliche Themen aufzugreifen.

Im Verlauf erweist sich natürlich, dass die Situation ganz anders und Viel verzwickter ist, als es zunächst den Anschein hatte. Eine weiße Weste hat am Ende kaum einer der Menschen in Visby, die in die Geschichte verwickelt sind - weder In- noch Ausländer sind Engel. So weit, so politisch korrekt. Doch liegt hier auch die Schwäche des Films.

Denn eine Vielzahl von Handlungsfäden verwirrt und führt dazu, dass kein Aspekt gründlich dargestellt wird. Ob der Einsatz einer rebellischen Bankertochter für Kinder in einem nordafrikanischen Flüchtlingscamp, die problematische Liebesbeziehung zwischen zwei jungen Außenseitern, die Traumatisierung von Geiseln oder auch alte Rechnungen zwischen ehemaligen Knastbrüdern: All das spult vor den Augen des Zuschauers ab. Ohne dass er hier wirklich die Möglichkeit bekäme, mit den Figuren, ihren Geschichten und Motiven mit zu denken und mit zu empfinden.

Und schließlich tragen auch notorisch diesiges Inselwetter und die eiskalt wirkende Ostsee nicht zu einer etwas differenzierteren Sozialanalyse bei.

Der Kommissar und das Meer: In einem kalten Land