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TV-Tipp Die Frau mit Vergangenheit

Jeder hat eine Vergangenheit, zu der er stehen sollte. Nicht immer gelingt das. Wie eine junge Frau es trotzdem versucht, zeigt ein französischer Fernsehfilm auf Arte.

Von Klaus Braeuer, dpa 30.03.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Das Leben schlägt manchmal merkwürdige Kapriolen. Der, den es trifft, ist oft ganz unschuldig daran. Manchmal aber auch nicht.

Wie schwer es einem Menschen fallen kann, nach einer Gefängnisstrafe wieder in die Gesellschaft zurückzufinden, zeigt der Fernsehfilm "Die Frau mit Vergangenheit", der an diesem Freitag (31. März, 20.15 Uhr) auf Arte zu sehen ist.

Céline (Laura Smet) hat zehn Jahre im Gefängnis gesessen. Nun ist die 30-Jährige endlich wieder in Freiheit - allerdings mit einer Einschränkung: Sie wird weiterhin durch eine elektronische Fußfessel kontrolliert, deren Basisstation im Haus ihrer Mutter Agnès (Marie Bunel) registriert ist, wo sie zeitweilig Unterschlupf findet.

Unter dem Pseudonym Héloïse Landon will Céline einen Weg zurück in die Gesellschaft finden und nimmt eine Anstellung auf Probe in einem Hotel an. Durch das regelmäßige Pendeln zur Arbeit lernt sie Idir (Samin Guesmi) kennen und entwickelt allmählich Vertrauen zu ihm. Doch ständig muss sie auf ihre Fußfessel achten und auch darauf, ihre neue Identität nicht preiszugeben, damit nichts über ihre Vergangenheit ans Licht kommt. Das klappt mehr oder weniger gut, bis Céline durch einen Fremden verunsichert wird: Der mysteriöse Pierre Vitrac (Laurent Poitrenaux) taucht ständig ungebeten im Hotel auf, gibt vor, sie von früher zu kennen und bedrängt sie zunehmend.

Der Regisseur und Drehbuchautor Laurent Perreau (45, "Le bel âge") erzählt in seinem zweiten Langfilm von einem schwierigen Neuanfang - und das realistisch und berührend zugleich. Zwar muss man einige Szenen mit langen Kamerafahrten auf endlosen Hotelfluren und dann wieder hektische Schwenks bei den Autofahrten akzeptieren. Doch dann gibt es eben auch ebenso schonungslose wie überraschende Großaufnahmen der Hauptpersonen.

Laura Smet (33, "Yves Saint Laurent", "Eden") zeigt dabei ein ebenso verletzlich wie undurchdringlich scheinendes Gesicht und spielt die Figur der Céline wohl etwas spröde, aber mit viel Anmut und Würde. Warum sie so lange im Gefängnis saß, bleibt zunächst im Dunkeln und wird auch erst nach und nach erzählt: Sie hat einen Bankier erstochen, der sie zuvor vergewaltigt hatte. Seitdem hat sie hohe Schulden, weil sie Geld an dessen Witwe und ihre Kinder zahlen muss.

Céline verzweifelt zunehmend angesichts der Tatsache, dass sie daran gehindert wird, ihr altes Leben endlich hinter sich zu lassen. Doch dann wird sie endlich von der lästigen Fußfessel befreit, und sie bringt den offenen Vollzug mustergültig zu Ende. Schließlich schafft sie es, sich dem in sie verliebten Idir gegenüber Stück für Stück zu öffnen: Ihr Panzer bekommt immer mehr Lücken, und sie weiß sich immer mehr zu behaupten.

Der Originaltitel des Filmes, "La bête curieuse" (Das seltsame Wesen), trifft den Kern der Geschichte eigentlich viel besser. Frauen mit und ohne Vergangenheit gibt es im Film nämlich schon einige, so wie Susan Hayward als Ex-Hure in "Frau mit Vergangenheit" (1961) oder Kristin Scott Thomas als Kindsmörderin in "So viele Jahre liebe ich Dich" (2008). Sie alle erzählen ziemlich realistische Geschichten von vermeintlich schwachen oder unsicheren Frauen, die im Grunde das Gegenteil sind, die intensiv und unspektakulär gespielt werden, unter die Haut gehen und ein optimistisch stimmendes Ende haben. So viel darf man sagen: So ist es auch hier.

Frau mit Vergangenheit in der Mediathek