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TV-Tipp Ein Kommissar kehrt zurück

Menschen verschwinden manchmal spurlos, oft für immer. Manchmal kehren sie aber wieder zurück dorthin, wo sie gelebt haben. Und das kann fatale Folgen haben - zumindest im Film.

Von Klaus Braeuer, dpa 22.01.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Ein Verbrechen, das nicht nur unaufgeklärt, sondern vor allem ungesühnt blieb, ist kaum zu ertragen. Doch dann bietet sich plötzlich die Möglichkeit, diesen unhaltbaren Zustand zu ändern, weil ein Mensch wieder auftaucht, der erheblich zur endgültigen Aufklärung beitragen kann.

Wie das nun geschehen soll, ist zu verfolgen in dem Film "Ein Kommissar kehrt zurück", der an diesem Montag (20.15 Uhr) im ZDF ausgestrahlt wird.

Der gerade pensionierte Berliner Hauptkommissar Kovak (Uwe Kockisch) kehrt zurück in ein kleines Dorf bei Greifswald, wo sich vor 20 Jahren ein grausames Verbrechen ereignet hatte. Damals war die zehnjährige Schülerin Annalena an einem trüben Novembermorgen brutal ermordet und der Täter nie gefasst worden - einer der Verdächtigen war der Physikprofessor Michael Adam (Sylvester Groth).

Weil die Indizien gegen ihn nicht ausreichten, mussten Kovak und die damals blutjunge LKA-Beamtin Ella Schönemann (Sophie von Kessel) die Ermittlungen gegen ihn einstellen. Kovak glaubt noch immer, dass Adam der Mörder ist, und er hatte den Eltern des Mädchens, der Verkäuferin Rebecca (Jenny Schily) und dem Schwimmlehrer Friedel Weiland (Oliver Stokowski), seinerzeit versprochen, den Mord aufzuklären.

Kovak zieht also in Adams Nachbarschaft und fängt an, dessen Leben und das von seiner Lebensgefährtin Luisa (Ulrike C. Tscharre) systematisch zu beobachten; er besucht auch seine Vorlesungen, trifft das Paar scheinbar zufällig bei Radtouren und begibt sich sogar in Behandlung bei der Ärztin Luisa. Ein ausgeklügeltes Katz- und Maus-Spiel beginnt.

"Die Aufklärung eines Verbrechens, das zwanzig Jahre zurückliegt, mitzuerleben, in einem Geflecht von Vorurteilen, Behauptungen und Beschuldigungen", nennt Uwe Kockisch (72) im ZDF-Interview als Grund, was ihn an der Rolle gereizt hat: "Kriminalfilme sind immer auch gesellschaftliches Drama." Und er fügt noch hinzu, dass die Zusammenarbeit mit Sylvester Groth für ihn "von großer Art" gewesen sei. Da möchte man ihm nicht widersprechen: Das packende Psychoduell zweier älterer Herren dreht sich nur vordergründig um die Frage, wer denn nun der Täter ist. Vielmehr geht es darum, wer hier wen belügt, oder wer glaubt, die Wahrheit zu kennen - es gibt offenbar immer mehrere. Darf man einen Menschen nur aufgrund von Verdächtigungen beschuldigen, wenn man gar keinen Beweis in der Hand hat?

Eine eindeutige Antwort will dieser spannende Film wohl auch gar nicht geben, den Regisseur Matti Geschonnek (64) und Autor Magnus Vattrodt (44) hier einmal mehr mit ruhiger Hand gemeinsam inszeniert haben. Das ist ihnen schon mehrfach gelungen, etwa in den ZDF-Filmen "Das Zeugenhaus" (mit Iris Berben), "Ein großer Aufbruch" (mit Matthias Habich) oder "Tod einer Polizistin" (auch mit Uwe Kockisch). Ganz allmählich bauen sie in ihrem neuen Film eine nahezu unerträgliche Spannung auf, samt wohl dosierter Rückblenden. Am Packendsten dabei ist zuzusehen, wie sich bei Adam und seiner Freundin immer mehr Misstrauen einschleicht - Höhepunkt ist ein ungemütliches Abendessen mit dem Paar und dem Kommissar.

Sylvester Groth überzeugt als getriebener Mann, der seit 20 Jahren unter Verdacht steht, selbst recherchiert und dabei auf Ungereimtheiten stößt - und endlich zur Ruhe kommen möchte. Uwe Kockisch überzeugt als Kommissar a.D. - ohne Illusionen, ohne Familie und mit gefährlich leiser Stimme -, der sich immer tiefer in diesen alten Fall verbeißt. Dabei sieht man dann auch großzügig darüber hinweg, dass er illegal ermittelt und sich nicht um irgendwelche Vorschriften kümmert. Das vollkommen überraschende und durchaus verstörende Ende gibt Ungeheuerliches preis und wirft die quälende Frage auf, ob sich die akribische Wühlarbeit samt dem Aufreißen alter Wunden wirklich gelohnt hat - eine Erlösung stellt es jedenfalls nicht dar. Womöglich wäre es besser gewesen, der Kommissar wäre nie zurückgekommen.

Ein Kommissar kehrt zurück