TV-Tipp Kommissar Pascha

Deutsche TV-Kommissare im Ausland gibt es zuhauf, und nun endlich auch einen deutschen Kommissar mit ausländischen Wurzeln, der hierzulande tätig ist: ein Türke in München.

Von Klaus Braeuer, dpa 15.03.2017, 23:01
Tim Seyfi ist «Kommissar Pascha». Foto: Georg Wendt
Tim Seyfi ist «Kommissar Pascha». Foto: Georg Wendt dpa

Berlin (dpa) - Donnerstags schickt die ARD gewöhnlich deutsche Kommissare ins Ausland - in die Türkei, nach Italien, auch in die Schweiz oder nach Frankreich. Nun ist es umgekehrt: In München lässt der Sender künftig einen türkischstämmigen Kommissar ermitteln, der seine Wurzeln keineswegs verleugnet.

Wie es ihm mit seinen Kollegen und mit seinem Familienleben ergeht, das kann man an diesem Donnerstag (20.15 Uhr) im ersten Fall von "Kommissar Pascha" verfolgen. Der zweite Fall mit dem Titel "Bierleichen" folgt am kommenden Donnerstag (20.15 Uhr), und ob es danach weitergeht, hängt - wie immer - von den Einschaltquoten ab.

Ein junger Mann treibt durch den Eisbach und landet am Isarufer - was schon mal vorkommen kann. Allerdings ist der Mann, ein Türke, mausetot, und so wird Kommissar Zeki Demirbilek (Tim Seyfi), kurz Pascha genannt, sogleich dorthin gerufen. Er leitet die sogenannte "Migra", die sich um Verbrechen mit Migrationshintergrund kümmert, und zu seinem Team gehören noch die eifrige Isabel Vierkant (Theresa Hanich) aus Niederbayern und Jale Cengiz (Almila Bagriacik), eine forsche Türkin aus Berlin.

Später kommt dann noch der strafversetzte Urmünchner Pius Leipold (Michael A. Grimm) dazu, der sich mit Pascha herbe Wortgefechte liefert, auch weil er sich fragt, wie einer "so mir nix dir nix die Sprache wechseln kann". Gemeinsam stoßen sie bei ihren Ermittlungen in das deutsche Firmen-Imperium des Dönerkönigs Sülyeman Güzeloglu (Vedat Erincin), der seine Tochter Gül (Pinar Erincin) verheiraten will. Die aber hatte eine Affäre mit dem Gärtner - und das ist der Tote aus der Isar.

Der 45-jährige Seyfi, der in der Türkei geboren wurde, hat schon in vielen Krimis mitgespielt, darunter in den feinen "Niederbayernkrimis". Derzeit ist er in dem französischen Kinofilm "Toril" und als Holocaust-Bibliothekar in "Es war einmal in Deutschland" zu sehen. "Der Pascha hat zwei Ex-Frauen, mit der ersten hat er zwei Kinder, und von der zweiten lässt er sich gerade scheiden", sagte Seyfi im Gespräch mit der Nachrichtenagentur. "Er hat zwar eine Schwäche für Frauen, aber er bekommt es mit ihnen trotzdem nicht hin. Eigentlich will er ein ganz normales Leben führen, aber es klappt einfach nicht. Das mag auch daran liegen, dass Beziehungen heutzutage nicht mehr so lange dauern."

Seyfi fügte hinzu, dass Pascha zwei Kulturen und Lebensarten ganz gut miteinander verbinden könne. "Zum einen das Temperament, die Hitzköpfigkeit, die Sensibilität und die Melancholie eines Südländers, die übrigens fast alle sehr nah am Wasser gebaut sind." Er habe aber auch eine starke deutsche Seite, samt der dazu gehörigen Sturheit, Pingeligkeit und Zuverlässigkeit. Mit der Pünktlichkeit habe er es allerdings nicht so. "Die Leichtigkeit und die Verletzlichkeit an der Figur mag ich sehr, und dann natürlich die Tatsache, dass er sein eigenes Ding macht", so Seyfi.

Er scheint es auch zu mögen, mit Klischees zu spielen. Als Pascha isst er Schweinebraten, trinkt Bier und Schnäpse (gerne einen Obstler und einen Raki gleichzeitig). Bügeln und kochen kann er natürlich auch, wenn auch nur Zitronenhuhn (mit dem frisch geschlachteten Federvieh läuft er auch flugs zum Tatort). Natürlich trinkt der stets akkurat gekleidete Mann türkischen Mokka, besucht auch mal eine Moschee, wirft immer mal wieder türkische Sätze ein und kennt so manche Weisheit wie "Wenn eine Frau lächelt, dann ist die Suppe schon vergiftet".

Der Buchautor Su Turhan (50) hat bislang fünf Romane rund um den eher streitsüchtigen und auch ziemlich teamresistenten Kommissar Pascha verfasst, so dass zunächst noch drei weitere verfilmt werden könnten. Und wenn er künftig zumindest einen im Jahr schreibt, dann stünde einer Fernsehreihe nichts mehr im Wege. Jetzt muss nur noch der TV-Zuschauer mitmachen.