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TV-Tipp Maria Theresia - Majestät und Mutter

Als 16-fache Mutter, die sich selbst um ihre Kinder kümmerte, war Maria Theresia zweifelsohne eine besondere Herrscherin. Eine TV-Dokumentation rückt die Habsburgerin aber in ein allzu vorteilhaftes Licht.

Von Matthias Röder, dpa 12.05.2017, 23:01

Wien (dpa) - Mit einem schlichten "Au revoir. Gott schütze Sie!" entlässt Maria Theresia ihre Tochter Marie Antoinette. Die 14-Jährige trat im April 1770 als frisch vermählte Ehefrau des künftigen französischen Königs Ludwig XVI. die Reise nach Paris an. Zurück bleibt ihre Mutter, für die mit diesem spektakulären Erfolg ihrer Heiratspolitik endgültig die Zeit der Düsternis beginnt.

Schon seit dem Tod ihres geliebten Ehemanns Franz Stephan von Lothringen 1765 wird die in ihrer Jugend so fröhliche Frau von depressiven Stimmungen heimgesucht. Jetzt wird es bis zu ihrem Tod immer einsamer um die einzige Herrscherin unter den Habsburgern.

Aus Anlass des 300. Geburtstags spürt die Arte-Dokumentation "Maria Theresia - Majestät und Mutter" am Samstag (13. Mai, 20.15 Uhr) einem Leben "zwischen Gefühl und Kalkül" nach. Die gezielte Verheiratung ihres Nachwuchses brachte ihr den Spitznamen "Schwiegermutter Europas" ein.

Maria Theresia (1717-1780) ist in Österreich heute noch eine populäre Figur. Die Regentin gilt wegen ihrer 16 Kinder, ihrer Tatkraft, ihrem politischen Durchhaltewillen, ihrer Gläubigkeit und ihrer Volksnähe als Vorzeigefigur der eigenen Geschichte. Die 50-minütige Arte-Dokumentation rückt die Mutter und Machtpolitikerin in den Mittelpunkt - und in ein sehr vorteilhaftes Licht. Andere Facetten der Politik Maria Theresias wie die Umsiedlung und Vertreibung von Protestanten und Juden aus dem damaligen Österreich sind Regisseurin Monika Czernin nicht einmal eine Erwähnung wert.

Karl VI. hatte aus Mangel an einem männlichen Thronfolgers mit der "Pragmatischen Sanktion" schon 1713 seiner später geborenen Tochter den Weg an die Spitze des Staates geebnet. Als 1740 tatsächlich Maria Theresia ihren Vater beerbte, war das für die anderen Herrscher Europas, vor allem Friedrich II. von Preußen, das Signal zum Losschlagen. Der Hohenzoller eroberte das reiche Schlesien von Österreich. Maria Theresias Macht wankte, aber mit Zähigkeit gelang es ihr, aus dem Österreichischen Erbfolgekrieg mit überschaubaren Verlusten davonzukommen.

Viel Platz räumt die Dokumentation dem größten politischen Coup Maria Theresias ein: Dem Bündnis mit dem einstigen Feind Frankreich, das das Haus Österreich stark genug für eine Rückeroberung Schlesiens machen sollte. Doch im folgenden Siebenjährigen Krieg (1756-1763) wurde kein Kriegsziel erreicht. "Frankreich verblutete sich in diesem Krieg. Und Habsburg hat er auch nichts gebracht, da Schlesien verloren blieb", stellen die befragten Historiker fest. In rund der Hälfte ihrer 40-jährigen Regierungszeit führte Maria Theresia Krieg.

Wesentliche Reformen, für die die Habsburgerin noch immer gerühmt wird, haben ihren Ursprung in der Organisation und Finanzierung dieser Waffengänge. Ein effizienter Staat kann besser Steuern einziehen und Soldaten ausbilden. Aspekte, die die Dokumenation elegant umschifft.

Vielmehr werfen die Macher einen ausführlichen Blick auf die 80 Briefe, die Maria Theresia ihrer Hofdame und Herzensvertrauten Gräfin Sophie Enzenberg geschrieben hat. Sie sollen die bisher weniger bekannte, gefühlsbetonte Herrscherin zeigen. Doch nur wenige der zitierten Briefzeilen taugen zu diesem Zweck. Die eine schon: "Jeden Tag werde ich trauriger", schrieb die damals mächtigste Frau ihrer Vertrauten Enzenberg nach dem Abschied von ihrer Tochter.

Ausstellung

Die Welt der Habsburger - Maria Theresia

Bücher über Maria Theresia

Der Siebenjährige Krieg

TV-Ankündigung