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TV-Tipp My Sweet Pepper Land

Zwei gegen ein ganzes Dorf: In diesem schwarzhumorigen Kurden-Western kämpfen eine Lehrerin und ein Polizeikommandant für Gerechtigkeit und gegen Korruption.

Von Johannes von der Gathen, dpa 28.02.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Das ist schon eine gottverlassene Gegend, in die uns dieser ungewöhnliche Spielfilm entführt. Irgendwo im Grenzgebiet zwischen dem Irak, der Türkei und dem Iran liegt das Dorf Khwakork, ein abgelegenes Schmugglernest, das sechs Monate im Jahr nur zu Fuß oder mit dem Pferd erreichbar ist. Hier ans Ende der Welt lässt sich der kurdische Freiheitskämpfer Baran versetzen. Er ist auf der Flucht vor seiner Mutter, die ihn unbedingt verheiraten will.

Wir schreiben das Jahr 2003, der Diktator Saddam Hussein ist gestürzt, die Welt befindet sich Umbruch, und der stolze Baran (Korkmaz Arslan) soll als Polizeikommandant in dem Bergkaff für Recht und Ordnung sorgen. Ein Himmelfahrtskommando vor atemberaubender Kulisse. Da kreisen die Geier schon in der Luft. Der atmosphärisch starke, schwarzhumorige Neo-Western "My Sweet Pepper Land" von Regisseur Hiner Saleem läuft an diesem Mittwoch um 20.15 Uhr bei Arte.

Zum Glück kämpft Baran nicht ganz allein gegen die korrupten Dorfclans. Die hübsche, selbstbewusste Dorflehrerin Govend (Golshifteh Farahani), die vor ihren zwölf Brüdern Reißaus genommen hat, wird ebenso wie Baran angefeindet und bedroht. Die beiden Außenseiter kommen sich inmitten dieser rauen Umgebung zwangsläufig näher, aber viel Zeit für lauschige Rendezvous bleibt ihnen nicht. Dafür ist die Luft in ihrem kurdischen Dorf zu bleihaltig.

Der 1965 geborene Filmemacher Hiner Saleem ("Wodka Lemon") jongliert in seinem Film ganz elegant und sehr unterhaltsam mit den Genres. Altbekannte Versatzstücke aus dem Western stehen neben satirischen Elementen und beißender Kritik an zumeist männlichem Dominanzgehabe und der Unterdrückung der Frauen.

Die kluge Lehrerin Govend ist die einzige Person in diesem schrägen Panoptikum, für die Gewalt kein Mittel zur Problemlösung darstellt. Sie baut auf Bildung und Zuwendung, hat ein Herz für ihre Schüler, auch wenn die 1 und 1 nicht zusammenzählen können. Trotzdem wird sie von ihrem Posten verjagt, weil die freisinnige Frau den Hardlinern im Dorf verdächtig ist. Govend bleibt am Ende nur die Liebe zu Baran und ihre Musik. Sie spielt bezaubernd schön auf dem Hang, einem Percussions-Instrument, dem sie nur mit ihren Händen betörende Klänge entlockt.

Bis zum blutigen Showdown in bester Western-Manier bleibt der Pädagogin nicht viel Zeit. Ein wenig tiefschürfender allerdings hätte Hiner Saleems Film schon ausfallen können. "My Sweet Pepper Land", der bereits 2013 bei den Filmfestspielen in Cannes seine Uraufführung hatte, ist etwas zu sehr verliebt in die eigenen Schauwerte. Die wild zerklüfteten Landschaften sind großartig, die Sonnenuntergänge malerisch, aber in knapp 90 actionreichen Minuten können sich die Protagonisten kaum entfalten. Über die Dorfschullehrerin und den Freiheitskämpfer hätten wir gerne noch viel mehr erfahren.

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