TV-Tipp Ohne dich

Das TV-Drama "Ohne dich" ist eine sehenswerte Collage um ein Thema, das einige von uns betrifft: wie mit dem Leben umgehen?

Von Klaus Braeuer, dpa 05.06.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Krank werden kann jeder von uns, oft ganz schnell und manchmal sehr ernst - in der Hoffnung, schnell wieder gesund zu werden. Wenn das aber nicht der Fall sein sollte, dann wird es traurig. Auch darum geht es in dem Film "Ohne dich", der an diesem Dienstag (22.45 Uhr) im Ersten zu sehen ist.

Die Hebamme Rosa (Katja Riemann) und der Therapeut Marcel (Charly Hübner) lieben sich sehr und teilen ihr Leben in ihrer schönen Wohnung hoch über Stuttgart gerne miteinander - wenngleich ohne Kind. Die Kellnerin Motte (Helen Woigk) will dagegen am liebsten alleine sein in ihrem alten Eisenbahnwaggon, aber sie ist schwanger - ausgerechnet von ihrem besten Freund Neo (Arne Gottschling), der nicht einmal weiß, ob er schwul, hetero, bi oder einfach gar nichts ist.

Mottes Kollegin Mitra (Sarah Horvath) ist gerade frisch verliebt, während Layla (Meral Perin) - die Putzfrau von Marcel und Rosa - nicht akzeptieren will, dass ihr Exfreund Navid (Bijan Zamani) sie für eine jüngere Frau verlassen hat, mit der er eine Familie gründen will.

Drei Frauen, drei Schicksale - scheinbar einzeln, doch sind sie in Wahrheit alle miteinander verbunden. Rosa ist unheilbar an Krebs erkrankt und bereitet sich auf das Sterben vor (falls das überhaupt geht), Motte kommt eines Tages zu ihr und will ihr Kind gleich nach der Geburt zur Adoption freigeben. Leyla kann nicht aufhören, Navid mit ihren Anrufen oder sogar vor der Haustür zu belästigen.

Ihr Part ist der Undankbarste im Film, und womöglich wäre es besser gewesen, ihn wegzulassen - zumal die überraschende Auflösung (Stichwort: die neue Freundin ihres Ex-Lovers) doch ziemlich aufgesetzt wirkt. Außerdem wäre dann mehr Platz für mehr Tiefgang, insbesondere für so brisante Themen wie Abtreibung und Sterbehilfe.

"Wenn wir an das Leben denken, blenden wir den Tod gerne aus", sagte Autor und Regisseur Alexandre Powelz (47) in einem Interview mit der ARD. "Doch ohne ihn ist das Leben nicht denkbar. Ich begreife den Tod nicht als das Ende, sondern als Teil des Lebens." Und so versteht er es insgesamt gesehen doch recht geschickt, diese drei Lebensepisoden miteinander zu einer Collage zu verknüpfen, in der es um das Leben an sich geht, um das kommende und das gehende.

Das ist mitunter kaum auszuhalten, denn es wird geschrien und geheult, doch das gehört dann auch so, und es wird glücklicherweise an keiner Stelle kitschig oder gar pathetisch. Mal sind die Bilder hell und klar, dann wieder düster und kühl. So wie das Leben, möchte der kritische Betrachter da sagen - aber das trifft es ebensowenig wie der im Film öfter fallende Satz: "Das Leben geht weiter". Das ist natürlich eine Plattitüde, die schon auch stimmt, nur halt nicht für alle.

Die Schauspieler agieren alle überzeugend, vor allem Katja Riemann weiß als Todkranke zu überzeugen, mit aller Traurigkeit und Verzweiflung. Sehr berührend ist die Szene, als sie ihren Vater (Rolf Hoppe) auf dem Land besucht. Sie versucht, ihm zu erklären, dass sie bald sterben wird, aber sie schafft es nicht. Er sitzt im Rollstuhl, meist ist ihm "sterbenslangweilig", und er sagt: "Manchmal wache ich morgens auf und denke: 'Ich bin schon tot.' Es ist ein wunderbares Gefühl, alles ist ruhig, und es sind keine Schmerzen mehr da."

Ohne Dich