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TV-Tipp Polizeiruf 110: Einer für alle, alle für Rostock

Das Rostocker Ermittlerduo Bukow und König ist nicht bekannt für gefühlvolle Doppelpässe bei Verbrecherjagd. Das Zusammenspiel des ungleichen Paares ist eher rustikal - selten passte das so gut wie in der neuen Folge des "Polizeiruf 110" aus Rostock.

Von Frank Pfaff, dpa 27.05.2017, 23:01

Rostock (dpa) - Für zimperlichen Umgang mit den Fans der gegnerischen Fußball-Mannschaften sind Rostocker Ultras nicht gerade bekannt. Doch nun stirbt nach einer handfesten Keilerei ein Anhänger der Hardcore-Szene unter mysteriösen Umständen unter den Rädern eines Lastwagens.

Der Täter scheint aus den eigenen Reihen zu kommen. Ein Milieu, in dem sich der für seine rüden Umgangsformen bekannte Fernseh-Kommissar Alexander Bukow (Charly Hübner) eigentlich wohl fühlen müsste.

Doch den bärbeißigen Ermittler plagen eigene Sorgen: Die Ehe ein Trümmerhaufen, die Ermittlerkollegin Kathrin König (Anneke Kim Sarnau) auf dem Absprung nach Berlin. Nichtsdestotrotz kniet sich Bukow - wie immer - mit allem, was er hat, in den Fall. Das Erste strahlt die neue Folge "Einer für alle, alle für Rostock" in der Reihe "Polizeiruf 110" an diesem Sonntag um 20.15 Uhr aus.

Die Krimis aus Rostock sind nichts für zarte Gemüter. Der Regisseur Matthias Tiefenbacher, der das Drehbuch von Wolfgang Stauch verfilmte, setzt die brutale Fan-Welt der Ultras schonungslos in Szene. Die Bilder sind eindeutig, die Worte unmissverständlich. Hier geht es um archaische Prinzipien: dazu gehören oder draußen bleiben. Fressen oder gefressen werden. Fußball ist nur Mittel zum Zweck.

Doch vor dem Hintergrund aus martialischen Fangesängen, grell leuchtenden Bengalos und erschreckenden Gewaltausbrüchen gewährt Tiefenbacher aber auch Einblicke in die Gefühlswelt der Ultras. Da ist der frühere Chef der fanatischen Fußball-Fans Stefan Momke (Lasse Myhr). Der musste für den folgenschweren Angriff auf einen Polizisten für sieben Jahre ins Gefängnis, findet nach der Entlassung aber keinen rechten Zugang mehr zur Gruppe und gehört für die Ermittler schnell zum engsten Kreis der Tatverdächtigen.

Momke nimmt dies mit stoischer Gelassenheit. Sein Interesse gilt ohnehin vor allem Doreen (Lana Cooper), seiner Flamme aus den besseren Tagen seiner Ultra-Zugehörigkeit. Auch sie war dabei, als der Polizist ins Koma geprügelt und dabei schwer verletzt wurde - und zum Pflegefall für seine Ehefrau. Doch das Wissen um die Vorgänge von damals scheint nicht das einzige Geheimnis, das beide verbindet und die Ehe Doreens in Gefahr bringt. Diese hatte sich zwischenzeitlich von den Ultras losgesagt und ein bürgerliches Leben begonnen.

Der Ausflug in die gewaltbereite Rostocker Fan-Szene, die auch im realen Leben regelmäßig für Negativschlagzeilen sorgt, ist der 15. Fall des eigenwilligen, beim Publikum aber sehr erfolgreichen Ermittlergespanns von der Ostsee. Bukows chaotisches Privatleben erlebt in der aktuellen Folge einen neuerlichen Tiefpunkt.

Das stets angespannte Verhältnis zu seiner Kollegin König, die nach einem traumatischen Erlebnis bei einem früheren Einsatz ihren Abschied aus Rostock erwägt, bekommt eine neue Facette. "Sie sind inzwischen der Mensch, der mir am meisten bedeutet", bekennt Hauptkommissar Bukow gegenüber der LKA-Profilerin, kann sich den für ihn typischen Nachsatz aber doch nicht verkneifen: "Von mir abgesehen."

Polizeiruf 110: Einer für alle, alle für Rostock