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TV-Tipp Trump, mein neuer Präsident

Während der ersten 100 Tage Donald Trumps als Präsident reist der Journalist David Muntaner durch die USA. Er spricht mit Durchschnittsamerikanern über ihre Einschätzungen. Die fallen ganz unterschiedlich aus.

Von Ulrike Cordes, dpa 29.05.2017, 23:01

Berlin (dpa) - Viel hat der neue US-Präsident Donald Trump den Amerikanern vor seinem Amtsantritt am 20. Januar versprochen - Arbeit und Geld, Abschottung gegen unerwünschte Einwanderer und ein wieder erstarktes Wir-Gefühl der sozial gespaltenen Nation.

"Wir werden uns unsere Jobs zurückbringen, wir werden uns unsere Grenzen zurückholen, wir werden uns unseren Wohlstand zurückbringen, und wir werden uns unsere Träume zurückholen", rief der polternde politische Quereinsteiger dem Wahlvolk zu. "Gemeinsam werden wir Amerika wieder groß machen!" Arte zeigt an diesem Dienstag (30. Mai) um 20.15 Uhr eine Dokumentation zum neuen US-Präsidenten.

In seiner knapp einstündigen Film "Trump, mein neuer Präsident" konfrontiert der Journalist David Muntaner 100 Tage nach der Vereidigung des 70-jährigen Republikaners dessen populäre Slogans mit der Lebenswirklichkeit von sechs Durchschnittsbürgern. Arte zeigt den Beitrag - eine Koproduktion des Senders mit Babel Films - im Rahmen eines Trump-Themenabends.

Ein schwarzer Sozialarbeiter, eine gegen Abtreibung engagierte Mutter, ein muslimischer Einwanderer, zwei Arbeiterinnen und ein Grenzpolizist stehen darin auf einer Reise des Filmteams zwischen der Hauptstadt Washington D.C. und mehreren Bundesstaaten Rede und Antwort.

Bände sprechen auch die Alltagsbilder, die die Kamera einfängt. Städte wie Oakland in Kalifornien und Hamtranck in Michigan machen dabei einen recht herunter gekommenen Eindruck. Überaus geteilt sind die Meinungen der Menschen zu ihrem gerade in Europa vielgeschmähten Regierungschef.

So stellt sich ein Polizist, der in Arizona seit Jahren Dienst an einem mauerartigen Grenzabschnitt zu Mexiko leistet, hinter dessen Absicht, eine Mauer zu bauen, um illegale Migranten fernzuhalten. Nicht zuletzt dem Rauschgiftschmuggel der Kartelle müsse auf diese Weise ein Riegel vorgeschoben werden, sagt der Ordnungshüter. Die Doku zeigt, wie er mit seinen Leuten ein einsam gelegenes Versteck mit Hehlern aus der Drogenszene auffliegen lässt.

Die alte Grenzanlage habe der frühere Präsident Obama bei Bedarf reparieren lassen, erklärt der Sheriff. Und ergänzt stirnrunzelnd: "Trump will bloß die Lücken zwischen den Mauern schließen. Aber darüber regen sich die Leute auf."

In noch deutlicheren Worten bejubeln zwei ältere befreundete Fabrikarbeiterinnen die Wahl des neuen Manns im Weißen Haus: "Es ist großartig. Wir fühlen uns wie im siebten Himmel", sagen sie. Und äußern Dankbarbeit, weil es Trump durch Verhandlung gelungen sei, 800 Arbeitsplätze beim Klimatechnik-Unternehmen Carrier in Indianapolis zu behalten, anstatt die Produktion geschlossen nach Mexiko zu verlagern. Nur durch ihre Jobs bei Carrier seien sie in der Lage, Arztbehandlungen oder Familienfeiern zu bezahlen, sagen die Frauen.

Für sie ist der Präsident jemand, der unternehmerisch denkt und dabei der Mittelschicht ihre Würde zurückgibt. Gänzlich bittere Töne kommen hingegen von einem schwarzen Sozialarbeiter in Oakland. "Das System der weißen Vorherrschaft existiert nun mal", meint der von der Ära Obama frustrierte Mann. "Bei Donald Trump heißt es wenigstens "Du bist ein Nigger, ich mag dich nicht." Deswegen war Donald Trumps Wahl für Farbige gut. Denn jetzt wissen wir, woran wir sind - und müssen uns dem stellen." Was das bedeutet, ist ebenfalls in der Fernsehreportage zu erleben: Hoch engagiert trainiert der Sozialarbeiter Jugendliche, die von zu Hause aus nicht wissen, wo es im Leben langgeht, beim Football.

Dabei wachse ihre Chance, ein Stipendium für ein College zu bekommen und am Ende doch noch Lehrer oder Arzt zu werden, erklärt er. Das Prinzip Hoffnung - im vermeintlichen Land der unbegrenzten Möglichkeiten scheint es nach wie vor lebendig.

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