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Flüchtlinge Land hält Genthin und Altengrabow in Reserve

Das Land hält für Asylbegehrende in Genthin und Altengrabow weiter als Reserveobjekte vor, obwohl deutlich weniger Flüchtlinge kommen.

Von Tobias Dachenhausen 07.08.2016, 07:00

Heyrothsberge/Genthin/Altengrabow l Die Landeseinrichtungen für Flüchtlinge im Jerichower Land sind leer und werden es vorerst bleiben. Laut Innenministerium erfolgt im Gegensatz zu anderen Landkreisen keine Unterbringung durch das Land im Jerichower Land.

„Es werden hier zwar zwei Landeseinrichtungen vorgehalten, jedoch ist eine Belegung beim jetzigen Stand eher unwahrscheinlich“, sagt Christian Fischer, Pressesprecher des Innenminsteriums. Genthin und Altengrabow bleiben, Heyrothsberge ist bereits übergeben wurden. Ein Überblick:

Knapp 200 Asylbewerber wurden Anfang des Jahres in ein Gebäude in Heyrothsberge untergebracht. Dafür wurden Teile der Liegenschaft des Institutes für Brand- und Katastrophenschutz (IBK) genutzt. Mit dem Rückgang der Anzahl an Flüchtlingen, die aufgenommen wurden, konnte diese Unterbringung im Sommer beendet werden.

Parallel ist die Verwaltung der Landesaufnahmeeinrichtung Magdeburg zum 1. Juli ausgezogen. Die genutzten Gebäude und Außenanlagen wurden wieder an das Institut zurückgegeben. „Eine Unterbringung von Flüchtlingen ist dort in absehbarer Zeit nicht wieder beabsichtigt“, sagt Fischer.

In Altengrabow wurde seit 2015 ein Teil des Truppenübungsplatzes der Bundeswehr durch das Land Sachsen-Anhalt zur Erstaufnahme genutzt. Dieser wird dem Land vom Bund zur unentgeltlichen Nutzung zur Verfügung gestellt. Mittlerweile wird das Objekt nur noch als Reserve vorgehalten. Eine Belegung der Unterkunft erfolgt seit Juni 2016 nicht mehr. Fischer: „Die Planungen, ob die Liegenschaft auch weiterhin als Reserveobjekt genutzt werden soll, sind noch nicht abgeschlossen.“

Für die Bundeswehr vor Ort bedeutet das eine Einschränkung. „Wir mussten in den ersten beiden Quartalen des Jahres 2016 eine rückläufige Belegung konstatieren“, so Hauptmann Olaf Langkawel, amtierender Kommandant des Truppenübungsplatzes, gegenüber der Volksstimme. Aufgrund der Flüchtlingsunterbringung auf dem Gelände des Truppenübungsplatzes würden Unterbringungsmöglichkeiten für die übende Truppe fehlen, machte der Hauptmann deutlich.

Das Land erkenne die Unterstützung, die es durch den Bund und die Bundeswehr bei der Bewältigung der Flüchtlingssituation erhalten habe und immer noch erhalte, an, so der Pressesprecher des Innenministeriums. Die Behörde war dementsprechend bestrebt, die Einschränkungen für die Bundeswehr-Angehörigen so gering wie möglich zu halten. „Wir stehen deswegen in einem dauernden Kontakt mit der Standortverwaltung“, macht Fischer deutlich. Sobald eine perspektivische Planung des Unterbringungsbedarfs in Abhängigkeit vom Zustrom der Flüchtlinge wieder möglich sei, werde das Land auf die Nutzung der Bundeswehrliegenschaften verzichten und sie an ihre eigentlichen Nutzer zurückgeben, heißt es aus dem Ministerium. Eine Prognose für die kommenden Monate sei allerdings schwierig. „Die weitere Entwicklung des Zustroms ist im Wesentlichen von der politischen Entwicklung in Südeuropa, Südwestasien und Nordafrika abhängig“, erklärt der Pressesprecher.

Noch im Umbau ist der ehemalige Einkaufsmarkt in der Genthiner Friedenstraße. Ab 1. September könne das Gebäude zur Erstaufnahme von Asylbegehrenden genutzt werden. Fischer: „Dies wird beim jetzigen Umfang des Flüchtlingsstromes aber nicht erfolgen. Hierbei handelt es sich ebenfalls um ein Reserveobjekt, welches nur in Extremsituationen genutzt werden wird.“ Bis zu dem Zeitpunkt einer Belegung werde das Gebäude kostengünstig unterhalten, durch einen Wachschutz gesichert und nur in geringem Umfang bewirtschaftet, heißt es aus dem Innenministerium. Das Land beabsichtigt das Gebäude nur zeitlich begrenzt, vorerst für 36 Monate, für eine Unterbringung vorzuhalten, dementsprechend ist die Laufzeit des Mietvertrages festgelegt worden.

Die Landeseinrichtungen für die Aufnahme von Flüchtlingen im Jerichower Land sind derzeit nicht bewohnt. Aufgrund der rückläufigen Anzahl von Flüchtlingen, die nach Deutschland kommen, konnte die Einrichtung in Heyrothsberge dem IBK bereits wieder übergeben werden.

In Altengrabow und ab September in Genthin werden die Landeseinrichtungen als Reserveobjekte vorgehalten. „Um bei einem wiederholtem Anstieg des Flüchtlingsaufkommens nicht wieder vor einer nur schwer lösbaren Aufgabe zu stehen, muss das Land langfristig Kapazitäten zur Flüchtlingsunterbringung, auch im Jerichower Land, vorhalten“, begründet der Pressesprecher des Innenministeriums.