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Abschied gegen England Poldi im Fußballmuseum: "Es waren schöne und geile 13 Jahre"

Als Kapitän darf Lukas Podolski gegen England in den DFB-Ruhestand wechseln. Als Praktikant könnte er sich eine Rückkehr vorstellen - womöglich bei Joachim Löw. Den Bundestrainer überkommt große Wehmut.

Von Klaus Bergmann und Arne Richter, dpa 21.03.2017, 13:53

Dortmund (dpa) - Reif fürs Museum fühlt sich Lukas Podolski noch nicht. "Ich habe noch ein paar Jahre Vereinsfußball vor mir", sagte der 31 Jahre alte Weltmeister in Dortmund, als er im deutschen Fußballmuseum auf seine bewegte Karriere als DFB-Spieler zurückblickte.

"Es waren schöne und geile 13 Jahre", erklärte Poldi in seiner einzigartigen kölschen Art, herzlich und bodenständig. Podolski freut sich auf seinen großen Abschiedsabend am Mittwoch (20.45 Uhr) im Dortmunder Stadion. Zumal er in seinem 130. Länderspiel zum ersten Mal die Nationalelf gegen England mit der schwarz-rot-goldenen Kapitänsbinde am linken Oberarm auf den Rasen führen darf. Mit diesem besonderen Abschiedspräsent überraschte ihn Joachim Löw bei der gemeinsamen Pressekonferenz. "Sensationell. Mehr geht nicht, als im letzten Spiel als Kapitän aufzulaufen", antwortete Podolski mit leuchtenden Augen.

Mehr Wehmut verbreitete beim gemeinsamen Museumsauftritt der Bundestrainer. "Es wird ein schöner Moment, aber für mich auch ein trauriger Moment", sagte Löw mit dem Blick auf das Poldi-Finale: "Lukas und ich sind einen langen Weg zusammen gegangen, über viele Hürden hinweg." Löw bemühte Superlative, sportliche und menschliche.

"Er war einer der größten Spieler, die Deutschland hervorgebracht hatte", sagte er über den Angreifer, der 48 Länderspieltore erzielt hat. Aber Podolskis Wirkungskreis reichte über das Spielfeld hinaus, wie Löw betonte: "Dem Lukas fliegen überall die Herzen zu. Er hat Empathie und Respekt für die Menschen. So ein Mensch wie der Lukas wird uns fehlen." Podolski habe mit seiner lockeren Art und seinen Sprüchen auch ihm "aus der Patsche geholfen", erinnerte Löw in Anspielung auf seinen Griff in die Hose während eines EM-Spiels 2016. Die TV-Bilder des Fehlgriffs hatten für helle Aufregung gesorgt, bis Podolski mit einem frechen "Eier"-Spruch die Situation entkrampfte.

Gegen England schließt sich der Kreis, der für Podolski am 6. Juni 2004 in Kaiserslautern mit einer Einwechselung beim 0:2 gegen Ungarn begann. "Es gibt nicht den einen Moment in der 13 Jahren", sagte Podolski, auch wenn der WM-Triumph 2014 in Brasilien die sportliche Krönung darstellte. "Highlight war die Heim-WM", sagte Poldi, einer der jungen Helden des deutschen Sommermärchens 2006. Im kommenden Sommer wird er sich nach den Auslandsstationen in England (FC Arsenal), Italien (Inter Mailand) und der Türkei (Galatasaray Istanbul) in Japan beim J-League-Club Vissel Kobe noch in ein neues, exotisches Fußball-Abenteuer stürzen.

Zum geliebten DFB-Team würde er gerne irgendwann als Praktikant zurückkehren, auch wenn sich der zweifache Vater seine mögliche Zukunft im Fußball nach der Spielerlaufbahn eher als Trainer im Jugendbereich vorstellen könnte. Das aber ist Zukunftsmusik. Erst kommt der Abschiedsabend mit seinem Lieblingsteam, den er in vollen Zügen genießen möchte. Der Vorspann lief schon 30 Stunden vor dem Anpfiff vor Podolskis geistigem Auge ab: "Dann kommt der Moment, wo man denkt, das war's jetzt, wenn man in die Kabine kommt, das Trikot und die Schuhe sieht und wenn der Schiedsrichter anpfeift - und dann geht es los." Das emotionale Poldi-Finale!