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Statistisches Jahrbuch Die Deutschen fühlen sich recht fit

Einer Wohlstandsgesellschaft wird gerne mal Dekadenz nachgesagt - doch so schlimm sind die Deutschen offenbar gar nicht. Sie leben - im Durchschnitt - immer gesundheitsbewusster.

Von Ruppert Mayr, dpa 27.10.2016, 15:50

Berlin (dpa) - Die Deutschen treiben durchschnittlich 27 Minuten am Tag Sport oder bewegen sich. Vor dem Fernseher sitzen sie dagegen 4,5 Mal länger, nämlich zwei Stunden und vier Minuten. Ein klares Zeichen von Bewegungsmangel.

Das Statistische Bundesamt hat aus seinem diesjährigen Jahrbuch Gesundheit und Wohlbefinden als Schwerpunktthema herausgegriffen: Wie gesund leben wir?

Was denken die Deutschen selbst über ihren Gesundheitszustand?

Knapp zwei Drittel (65 Prozent) fühlen sich - ganz subjektiv gesehen - fit (2014). Zehn Jahre zuvor waren es noch 60 Prozent. Nur jeder zwölfte klagt, es gehe ihm gesundheitlich schlecht oder gar sehr schlecht. Vor zehn Jahren waren es 9 Prozent. Der Rest fühlt sich wohl so lala. Grundsätzlich gilt: der Deutsche wird immer gesundheitsbewusster. Doch zwischen fit fühlen und fit sein gibt es einen Unterschied.

Isst der Deutsche ausgewogen?

Der Durchschnittshaushalt gibt 300 Euro im Monat für Nahrungsmittel aus (2013). Dies habe sich in den vergangenen zehn Jahren nicht wesentlich geändert. Wenn also das Budget für Nahrungsmittel weniger stark stieg, als die Preise, bedeutet das, dass man zumindest von den teuren Produkten weniger kauft. So seien die Ausgaben für Obst um 15 Prozent von 20 auf 23 Euro gestiegen. Die Preise hätten im gleichen Zeitraum um 37 Prozent zugelegt. Das heißt: Die Deutschen kaufen entweder weniger vitaminreiches Obst oder sie steigen auf billigeres um, sagte der Präsident des Statistikamtes, Dieter Sarreither, am Donnerstag in Berlin.

Bekommt jeder genug zu essen?

Dazu sagen die Statistiker, jeder zwölfte lebe in einem Haushalt, in dem das Geld fehle, um jeden zweiten Tag eine vollwertige Mahlzeit auf den Tisch zu bringen. Überdurchschnittlich häufig sei das bei Singlehaushalten und Haushalten von Alleinerziehenden der Fall (2014: 16 Prozent).

Wie sieht es bei Genussmitteln aus?

Die Ausgaben für Alkohol (26 Euro im Monat) und Tabak (17 Euro) sind relativ konstant geblieben. Sieht man die Preissteigerung - bei Alkohol 13 Prozent, bei Tabak 63 Prozent - kann man sogar davon ausgehen, dass weniger geraucht und getrunken wird. Und in der Tat rauchte der Durchschnittsdeutsche 2015 noch 1041 Zigaretten, Zigarillos oder Zigarren, 170 weniger als 2005. Seinen Alkoholkonsum reduzierte er um anderthalb Kästen auf 98 Liter.

2014 wurden 118 600 Komasäufer in Krankenhäuser eingeliefert, knapp ein Fünftel waren Jugendliche unter 20 Jahren. Der Trend sei bei Jugendlichen leicht rückläufig. Und auch die jugendlichen Raucher würden weniger.

Der Fleischkonsum nahm trotz Trend zu vegetarischer oder veganer Ernährung kaum ab. 2014 waren es im Schnitt 87 Kilo. Ein Rückgang seit 2001 um lediglich ein Kilo.

Wie wirkt sich das Essverhalten der Deutschen auf die Gesundheit aus?

Etwa jeder sechste Erwachsene ist stark übergewichtig (2013). Männer waren mit 17 Prozent etwas stärker betroffen als Frauen (14 Prozent). Beide Geschlechter hätten in den vergangenen Jahren stark zugelegt. 1999 waren nur 12 Prozent der Männer und 11 Prozent der Frauen stark übergewichtig.

Gibt es hier regionale Unterschiede?

Ja. Den höchsten Anteil fettleibiger Menschen gab es 2013 in Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen-Anhalt mit jeweils knapp 19 Prozent. Am geringsten waren die Werte in den Stadtstaaten Hamburg (11 Prozent) und Berlin (13 Prozent).

Wie ist das nun mit dem Bewegungsmangel?

Im Jahr 2010 litten 21 Prozent der Erwachsenen an Bewegungsmangel. Dabei besaßen ein Viertel der Haushalte 2015 mindestens einen Heimtrainer. Ob diese allerdings auch regelmäßig genutzt werden, sei fraglich, sagte Sarreither.

Und woran sterben die Deutschen?

Die häufigste Todesursache war 2014 eine Durchblutungsstörung des Herzmuskels. 8,4 Prozent der Männer und 7,7 Prozent der Frauen starben daran. An dritter Stelle liegt der akute Herzinfarkt, an dem 6,4 Prozent der Männer und 4,7 Prozent der Frauen starben. Faktoren wie Rauchen, ungesunde Ernährung, Übergewicht oder Bewegungsmangel erhöhen das Risiko von Durchblutungsstörungen.

Statistisches Jahrbuch 2016

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