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Heimatgeschichte Schleuse Calbe

Die Schleuse Calbe wurde Mitte der 1930er Jahre errichtet. Volksstimme-Leser erzählen ihre Anekdoten.

Von Andreas Pinkert 31.10.2016, 04:00

Gottesgnaden l Derzeit wird auf Gottesgnaden mit der Deichsanierung und Vorbereitungen zum Bau der neuen Schleusenbrücke jede Menge Erde bewegt. Zuletzt waren Maßnahmen in dieser Größenordnung vor 80 Jahren in dieser Gegend zu beobachten. Davon zeugt ein Foto, dass Heimatvereinsfreund Reinhard Hädecke für das Heimaträtsel zur Verfügung stellte. Dabei handelt es sich um den Bau des Schleusenkanals samt Schleuse bei Gottesgnaden.

Hintergrund: Ab 1932 wurde die Saale im Abschnitt von Halle bis Calbe für 1000-Tonnen-Schiffe ausgebaut. 1936 wurde einerseits der Fluss bei Tippelskirchen durch einen Durchstich begradigt. Anderseits wurde eine neue Großschleuse errichtet. Die offizielle Inbetriebnahme fand am 15. Juni 1941 statt. Der untere Schleusenkanal ist rund 460 Meter lang, der obere rund 765 Meter. Bei Niedrigwasser beträgt die Fallhöhe 4,40 Meter.

„Vor dem Schleusenbau mussten zwei Feldscheunen abgerissen werden, die zum Gut gehörten“, weiß Hermann Holzke aus Gottesgnaden aus Erzählungen. Für Bewohner der Saaleinsel war das Rätsel kaum ein Problem. „Der Fotograf steht im Bereich der Mündung des Kanals und hat im Hintergrund die Schleusenhäuser und die Hospitalkirche vom ehemaligen Kloster im Visier“, sagt Stefan Ede. Mit gutem Auge hat auch Werner Pfotenhauer aus Schwarz die Kirche seines Dorfes ganz winzig unter dem Ausleger des Krans erkannt.

Mit der Schleuse verbindet Yvetta Schöne eine Familiengeschichte. Ihre Großeltern aus Calbe wollten eine Schiffstour mit einem Ausflugsschiff auf der Saale unternehmen. Da sie jedoch zu spät zum Anleger kamen, hatte das Schiff bereits abgelegt. Guter Rat war teuer. Ihre Großeltern nahmen schnell den Weg zur Schleuse, weil das Schiff ja einige Zeit brauchte, um geschleust zu werden. „So konnten sie in der Schleuse doch noch an Bord springen und der Ausflug war gerettet!“, sagt Yvetta Schöne. Mit dem Saaledeich in Richtung Tippelskirchen verbindet sie selbst die Erinnerung an einen Klassenausflug in der Grundschule Anfang der 1970er Jahre. „Man konnte dort sehr schön geformte Kieselsteine finden. Mit Fantasie wurden diese entweder zu Figuren zusammengeklebt oder bemalt. Ob es davon heute noch welche gibt?“, fragt sich die Schönebeckerin beim Anblick des Rätselfotos.

Das Heimaträtsel war auch für Ralf Peter Fischer aus Gnadau, Wolfgang Blaschke aus Ranies, Michael Kretzmann aus Sachsendorf sowie Hans-Werner Adam, Ulrich Wurbs, Olaf Jobs und Rosemarie Schubert aus Calbe kein Problem.

Während nach Angaben des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes des Bundes im Jahr 1995 noch 294 Güter- und Frachtschiffe (39 000 Tonnen Fracht) geschleust wurden, waren es im Jahr 2000 mit 157 Schiffen (36 000 Tonnen) schon weniger. Im Jahr 2005 passierten 58 Schiffe (14000 Tonnen) die Schleuse, im Jahr 2013 kam kein einziges Güterschiff mehr. Politisch gewollt, spielen diese und weitere Schleusen sowie die Saaleschifffahrt lediglich für den Sport- und Freitzeitbereich noch eine Rolle.