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1000 Jahre Dom Merseburg: Rückkehr der Prunkstücke

Zum 1000. Geburtstag des Merseburger Domes beleuchtet eine Ausstellung die Rolle Merseburgs als wichtige Königspfalz.

06.08.2015, 23:01

Merseburg l Noch ist die ab Montag geöffnete Ausstellung im Aufbau, wichtige Exponate reisen an. So ist die Chronik des einstigen Bischofs Thietmar von Merseburg (975–1018), von der nur Fragmente existieren, noch nicht vom Leihgeber aus Dresden in Merseburg angekommen. Bischof Thietmar, er stand dem Bistum von 1009 bis 1018 vor, hielt seine Beobachtungen der Verhältnisse schriftlich fest. Er war einer der wichtigen Chronisten des Mittelalters. Kurator Markus Cottin, Leiter des Domstiftsarchivs und der Domstiftsbibliothek Merseburg, spricht von einem ganz besonderen Stück, von einem außergewöhnlichen Zeitdokument. Festgehalten ist darin auch: „Ich selbst legte am 18. Mai die Grundsteine.“ Thietmar schrieb die Zeilen im Jahr 1015.

„Ich selbst legte am 18. Mai die Grundsteine.“

Bischof Thietmar von Merseburg

1000 Jahre später erinnert eine Sonderausstellung im Dom- und Schlossensemble an „1000 Jahre Kaiserdom“. Es gehe dabei nicht um die Dombaugeschichte, hebt Cottin hervor, sondern um die großen Zeiten Merseburgs, das sich zu einer der bedeutendsten Königspfalzen im Reich entwickelt hatte. Unter König Heinrich II. und seiner Frau Kunigunde entstand das einst aufgelöste Bistum neu. Heinrich II. wirkte am Ausbau der Kathedrale mit, war im Jahr 1021 persönlich zur Weihe zugegen. Da war er vom Papst schon zum Kaiser gekrönt. Merseburg galt als Lieblingsort von Heinrich II. und Kunigunde. Die Krone des Herrschers steht dafür. Eine Kopie aus dem Diözesanmuseum Bamberg ist zu sehen, das Original aus der Münchner Schatzkammer wird nicht verliehen.

Die Ausstellung rückt die große kaiserliche Tradition von der Bistumsgründung bis hin zur Reformation in den Blick. Cottin: „Immer wieder haben Kaiser und Könige Merseburg besucht und Hof gehalten. Wir wollen großartige Begegnungen aufzeigen und verdeutlichen, welche Rolle Merseburg für die deutsche und europäische Geschichte hatte.“ Dort wurde Frieden geschlossen mit dem polnischen Herzog. Kaiser Otto I. empfing in Merseburg eine Delegation des islamischen Kalifen aus Cordoba. Ein Astrolabium für die möglichst exakte Ermittlung der islamischen Gebetszeiten ist ausgestellt. An die Hoftage, die bis zu 40 Tage dauern konnten, erinnert auch die Krone einer böhmischen Prinzessin.

130 kostbare Exponate, davon 90 Leihgaben aus Deutschland, Dänemark, Polen, Tschechien, Österreich und der Schweiz, lassen den einstigen Glanz wieder aufleben. Wertvolle Handschriften und kostbare Kunstwerke werden gezeigt, darunter der mit Rubinen und Perlen verzierte Kaiserkelch Heinrichs II. sowie das Adelheidkreuz, das größte erhaltene Reliquienkreuz des Mittelalters. Eine Ahnung erhält der Betrachter auch vom einst prachtvollen Domschatz, der zu großen Teilen verloren ging, jetzt mit ausgesuchten Kostbarkeiten für die Ausstellung zeitweise zurückkehrt. In Merseburg sind die Mitra des Merseburger Bischofs Friedrich II. von Hoym (1357–1382) aus der Rüstkammer der Staatlichen Kunstsammlungen zu Dresden und das Reliquiar des heiligen Laurentius zu sehen. Dass der Dom St. Johannes und St. Laurentius Ausstellungsort ist, macht die Geschichte des Ortes besonders erfahrbar. Illusionspanoramen geben Blicke in den einstigen romanischen Dom, ein großes flächiges Textil lässt auch den einst steinernen Lettner sichtbar werden.

Eingebunden in die Ausstellung werden das Grabmal Rudolfs von Rheinfelden im Hohen Chor, seine ihm zugeschriebene mumifizierte Hand aus dem eigenen Domschatz und der berühmte Heinrichs-altar, den Lucas Cranach der Ältere 1535/37 in seiner Wittenberger Werkstatt schuf. Der Altar mit der Abbildung Kaiser Heinrichs II. – auch Signet der Ausstellung – steht für dessen große Verehrung. Ihr ist im Kapitelhaus ein ganzer Raum mit Schätzen gewidmet: Sie verdeutlichen die lange Verehrung des einzigen heiliggesprochenen Kaiserpaares des Deutschen Reiches.