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Bauhaus Von Fantasten und Höhenflügen

Das Bauhaus Dessau hat „Große Pläne!“. So lautet das Motto eines Ausstellungsprojektes in sieben Städten.

Von Grit Warnat 15.09.2015, 01:01

Dessau l Diplom-Ingenieur Rudolf Nebel war ein Raketenmann. Der Luft- und Raumfahrtpionier startete 1933 bei Wolmirstedt die Magdeburger Pilotenrakete. Architekt Bruno Taut, 1921 zum Stadtbaurat in Magdeburg ernannt, prägte die Stadt mit seinen Wohnsiedlungen und farbigen Gestaltungen. Carl Krayl war Mitstreiter ­Tauts. Sie setzten Impulse für eine neue, sozial orientierte Stadt. In Leuna tat das Architekt Karl Barth. Dank seiner städteplanerischen Ideen entstand dort eine Gartenstadt.

Sie alle hatten Visionen und große Pläne und waren kreativer Teil einer Aufbruchstimmung zwischen 1919 und 1933. Ein Ausstellungsprojekt unter Federführung der Stiftung Bauhaus Dessau wird im nächsten Jahr einige dieser Visionen aufgreifen. „Die Idee des Bauhauses, radikal und modern zu denken, wurde nicht allein in Dessau gelebt“, sagte Bauhaus-Chefin Claudia Perren am Montag bei der Vorstellung des Projektes.

Das 1919 gegründete Bauhaus, das als eine der ersten Hochschulen für Gestaltung viele herausragende Architekten und Künstler zusammenführte, stand nicht solitär. Nach dem Ersten Weltkrieg habe es auf vielen Gebieten Utopien, großartige Ideen, radikale Ansätze gegeben, sagte Kurator Torsten Blume von der Stiftung Bauhaus Dessau und nannte in einem Atemzug Gropius und Taut und die einst berühmte Magdeburger Kunstgewerbeschule. Für die Dessauer Bauhaus-Schau kündigte Blume Hausbaukästen von Walter Gropius und Alma Buscher-Siedhoff an, das Modell eines Wohnsiedlergartens für Selbstversorger von Leberecht Migge und Leopold Fischer wie auch die kunterbunten Verkaufskioske von Bruno Taut.

Es sind einige jener vielen Beispiele, die zeigen, wie sich die Moderne durch Sachsen-Anhalt zog. „Moderne Typen, Fantasten und Erfinder“, so wird 2016 die Dessauer Ausstellung überschrieben sein, gab es im ganzen Land. Magdeburg, Halle, Quedlinburg, Elbingerode, Merseburg, Leuna spüren diese Geschichte auf – 12 Einrichtungen wollen eine Region der Aufbrüche präsentieren.

Magdeburg ist Ausstellungsstärkster Korrespondenzschauplatz. Das Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen beteiligt sich mit zwei Ausstellungen am Projekt: mit der Retrospektive Xanti Schawinsky sowie Fotografien der modernen Architektur in Magdeburg von Joachim Brohm. Das Forum Gestaltung als Ort der 1963 geschlossenen Kunstgewerbeschule (Blume: „Magdeburg war Werbehauptstadt“) wird die „Stadt der neuen Werbekunst“ vorstellen. Das Technikmuseum greift die Magdeburger Pilotenrakete auf und das Kulturhistorische Museum, bekannt für seine großen Mittelalterausstellungen, blickt auf Carl Krayl und dessen Baukunst für das neue Magdeburg.

Sachsen-Anhalt sei nicht nur bekannt für Mittelalter, Reformation und Aufklärung, so Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD). Mit „Große Pläne!“ schaue man auf Raumfahrt, Reklame und neue Siedlungsformen und zeige sich damit als ein Kernland der Moderne.