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Veranstaltungen Tage der jüdischen Kultur

Bis zum 30. Oktober stehen rund 30 Veranstaltungen auf dem Programm der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte in Magdeburg.

Von Klaus-Peter Voigt 09.10.2015, 23:01

Magdeburg l Das Themenspektrum erweist sich als breit. Mit dem Blick in den Veranstaltungsplan offenbart sich ein konzeptionell anspruchsvolles Angebot. Keine Beliebigkeit, sondern ein inzwischen fest gefügtes Kooperationsprojekt zahlreicher Akteure in Magdeburg. „Wir haben unser ursprüngliches Ziel bis heute beibehalten, manches verdichtet und Partner hinzugewonnen“, sagt Cheforganisator Norbert Pohlmann vom Forum Gestaltung, bei dem von Anfang an die Fäden der Tage der jüdischen Kultur und Geschichte zusammenlaufen.

Ursprüngliches Anliegen des mit viel ehrenamtlichem Engagement funktionierenden Projektes war eine Sensibilisierung für das Anliegen des Fördervereins Neue Synagoge in der Landeshauptstadt. Dass daraus mehr geworden ist, nennt Pohlmann einen Glücksfall.

An vielen Orten in Sachsen-Anhalt habe sich neues jüdisches Leben in erster Linie durch die Zuwanderer aus den einstigen GUS-Staaten entwickelt, Gemeinden entstanden, andere erlebten einen starken Zuwachs. Es gehe darum, für diese Entwicklung zu sensibilisieren, die Integration der Zuwanderer voranzutreiben und ein Miteinander zu befördern. Das Verhältnis zu Israel und zu Juden zeigt inzwischen Normalität, werde aber auch im Blick auf die deutsche Geschichte immer etwas Besonderes bleiben. Mit dem Versuch, historische Wurzeln deutlich zu machen, beschreite man einen wichtigen Weg.

Dazu gehört beispielsweise die Beschäftigung mit den Stolpersteinen, die an den Holocaust und dessen Opfer erinnern. Allein in Magdeburg sollen bis zum Jahresende 440 dieser Denkmäler en miniature verlegt worden sein.

Eine Führung durch die Neue Neustadt am 24. Oktober will sich auf Spurensuche nach einstigen jüdischen Mitbürgern begeben. Für den 28. Oktober steht eine Lesung von Andreas von Treuenfeld aus seinem Buch „Remigration“ im Plan, der über 16 Jüdinnen berichtet, die ihre sehr persönlichen Lebensgeschichten nach der Vertreibung aus dem nationalsozialistischen Deutschland erzählen.

Der Magdeburger Komponist Klaus-Dieter Kopf hat bereits 1981 eine ins Musikalische umgesetzte Fassung des Tagebuchs der Anne Frank geschaffen. Dieser Liederzyklus kommt am 20. Oktober zur Aufführung.

Für Pohlmann sind in diesem Jahr die Grundgedanken der fast drei Wochen dauernden Angebote vor dem Hintergrund der Flüchtlingsströme quer durch Europa brennend aktuell. Er verweist auf die Inszenierung „Die Kindertransporte“ von Hans-Werner Kroesinger und Brechts „Die jüdische Frau“, die Wolf Bunge besorgte. Beide Stücke werden am 23. Oktober aufgeführt.

Der Chor der Synagogengemeinde zu Magdeburg gibt am 25. Oktober ein Konzert „Scharim Meridian“. Dem schließt sich ein Gespräch zwischen Rabbiner Benjamin Soussan und Pfarrer Gerhard Zachhuber über den Humor im Judentum an. Aus St. Petersburg kommt am 26. Oktober Natalia Gonochova, die sich in einem emotionalen Liederprogramm künstlerisch mit der Reichspogromnacht von 1938 auseinandersetzt.

Die Tage der jüdischen Kultur und Geschichte in Magdeburg werden morgen um 16 Uhr im Forum Gestaltung in der Brandenburger Straße 10 eröffnet. Dabei hält der Frankfurter Rechtsanwalt Jürgen Taschke einen Vortrag zu Max Alsberg. Der Sohn eines jüdischen Kaufmanns war eine wichtige Person der Justizgeschichte in der Weimarer Republik, der 1933 mit Berufsverbot belegt wurde.

Internet: www.forum-gestaltung.de

Die Tage der jüdischen Kultur in Magdeburg dauern vom 11. bis 30. Oktober.