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Kabarett Ein Neuer zieht mit ein ins Zelt

Lars Johansen verließ das Kabarett „Die Kugelblitze“, Axel Schröder rückt für ihn auf.

Von Grit Warnat 03.11.2015, 00:01

Magdeburg l „Hast du Lust, dass wir mal wieder was zusammen machen?“, hatte ihn „Kugelblitz“ Ernst-Ulrich Kreschel am Telefon gefragt. Kreschel und Schröder kennen sich seit vielen, vielen Jahren. Da hatte Axel Schröder nicht nachdenken müssen. Seine Antwort kam prompt. „Klar. Ja.“ Das war Ende August. Details waren da noch gar nicht geklärt. Lass uns mal treffen, habe Kreschel gesagt. Und das Wörtchen schnell angefügt. Zwei Tage später saßen beide zusammen. Für Axel Schröder begann das Projekt „Kugelblitze“.

Für den 48-Jährigen ist das Magdeburger Kabarett keineswegs komplettes Neuland. Mit Lars Johansen (der aus persönlichen Gründen nach 21 Jahren dem Traditionskabarett den Rücken gekehrt hat, aber nach wie vor solo auftritt und moderiert) sowie Ulrich Kreschel stand Schröder vor 18 Jahren schon gemeinsam auf der „Kugelblitze“-Bühne. Geblieben sind Erinnerungen und ein Werbe-Trailer für das damalige Programm. Die drei fahren Karussell und machen Werbung für „Wir sind die Quotenmänner“. Damals ging es noch um Gerhard Schröder, erinnert sich der andere Schröder.

Axel Schröder, gebürtiger Neubrandenburger, seit Jahren Wahl-Potsdamer, bekennender Alt-Olvenstedt-Freund, habe den Kontakt zu Uli und Lars, so erzählt er, nie abbrechen lassen. Für die „Kugelblitze“, er nennt sie eine Institution in Magdeburg, hat er über die Jahre hinweg immer wieder Texte geschrieben. „Ich kannte die Kugelblitze schon, da war ich noch gar nicht in Magdeburg“, erinnert sich der Potsdamer. Sie gehörten für ihn zur Kabarettszene wie „Distel“, „Pfeffermühle“ und „Herkuleskeule“.

Überhaupt habe der Neue an der Seite von Kreschel und Sabine Münz in der Vergangenheit immer wieder seine satirische Ader ausleben können. Der Journalist, der einst beim Radio anfing, später Volontariat machte und Journalistik an der FU Berlin studierte, war jahrelang bei Radio SAW, hatte freitagsabends einen einstündigen satirischen Wochenrückblick. Drei Jahre lief „Schröööder“ mit drei ö.

Texte schreiben ist sein Metier. Schröder hat mehrere Bücher verfasst. Aber selbst auf der Bühne stehen, ist eine ganz andere Herausforderung. Der 48-Jährige nickt, spricht von einer „totalen Umstellung“, einem Abenteuer.

Auf die Frage nach dem erhöhten Puls vor solch einer Premiere, lächelt der Neu-„Kugelblitz“ und erzählt, dass es wahrscheinlich wie einst bei den „Quotenmännern“ sein wird. „Wir standen zu dritt vor der einen Toilette an und wer rauskam, hat sich hinten wieder angestellt. Ich denke, so ähnlich wird es sein.“

Bei der Aufregung vor einer Premiere ist also alles beim Alten. Was hat sich seitdem inhaltlich geändert im Kabarett? „Alles“, kommt es wie aus der Pistole geschossen. Die Art und Weise, Kabarett zu machen, sei ganz anders geworden. „Damals ist man kleiner in der Thematik gewesen, alltäglicher, nicht so politisch“, sagt Schröder.

Jetzt im neuen Programm zieht er mit ein ins Zelt, das auf der Bühne der Spielstätte „Magdeburger Zwickmühle“ stehen wird. Eine Erinnerung an alte Kristall-Palast-Zeiten. Campen und protestieren ist Motto und Inhalt des Programms. Der Titel: „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“. Protestcamp. Flüchtlingscamp. Campingplatz.

Ein Drittel Schröder, ein Drittel Münz, ein Drittel Kreschel stecke darin. Jeder macht alles, sagen sie. Und das findet sich zu einem roten Faden? Alle drei sprechen von Gemeinschaftsarbeit. Man habe sich viel Zeit für die Textfindung genommen. Der Neue im Bunde spricht von angenehmen Reibungen. „Wir haben nicht einen hundertprozent deckungsgleichen Humor, das ist aber gut so, weil die Texte andere Facetten bekommen.“

Wie schwer ist es für ihn, dass die Texte sitzen? Er musste sich nie anstrengen, etwas zu lernen, erzählt der Journalist, der schon mit zehn auf den Familienfeiern den „Gewissenhaften Maurer“ von Otto Reuter erzählt habe, ohne eine Ahnung dessen, was er da von sich gegeben habe. „Es klang aber gut.“

Otto Reutter ist ihm bis heute nahe. Seine Familie kommt aus der Altmark, aus Gardelegen, dem Otto-Reutter-Geburtsort. Die Eltern hatten Reutter-Platten, als kleiner Junge fing er schon an, sich für diese Art von Dichterei zu interessieren.

„Es ist immer die Liebe, die mein Leben bestimmt“, sagt der Potsdamer. In der Nähe von Park Sanssouci betreibt er mit einem Freund seit Jahren eine Pizzeria. Als Pizzabäcker hat er dort eine Magdeburgerin wiedergetroffen, die heute seine Partnerin ist.

Er ist wieder oft in der Stadt. „Magdeburg lässt mich einfach nicht los“, sagt er.

Premiere des Programms „Es ist nicht das, wonach es aussieht!“ ist am 6. November, 20 Uhr, in der Magdeburger Zwickmühle, Leiterstraße 2a.