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Santiano Lieder der Freiheit

Der Siegeszug der musikalischen Freibeuter geht weiter: Die Gruppe Santiano füllt mühelos die Magdeburgs Getec-Arena.

Von Birgit Ahlert 22.11.2015, 23:01

Magdeburg l Ob Bremen, Berlin oder Magdeburg – wenn Santiano unterwegs ist, wird alles zum Küstengebiet. Bis in den Süden des Landes reagieren die Menschen auf Schiffshörner und Meeresrauschen euphorisch, zumindest wenn rockige Klänge folgen.

Mit ihrem einmaligen Mix aus Rockmusik und Shanty, mit Schifferklavier und Bassgitarre, Trommeln und Geige begeistert die Band das Publikum, das es kaum auf den Sitzplätzen hält. Diese Musik bewegt einfach zum Tanzen, zum Rocken, zum Bewegen. Dazu bietet die Band eine abwechslungsreiche Show, auf einer Bühne, fantasievoll-urig gestaltet auf mehreren Ebenen, mit angedeutetem Schiffsrumpf und feurig-funkelnden Bugfiguren. Es entfacht sich zwei Stunden lang ein Feuerwerk – der Lieder und der Pyrotechnik. Es knallt und schallt, Feuerflammen züngeln in die Höhe, von oben schneit es weiße Blätter herab und riesige Ballons fliegen durch den Saal.

Neben dem „Ah“ und „Oh“ singt das Publikum lauthals mit „Es gibt nur Wasser“ und ruft nach Männern mit Bärten („Die mit uns auf Kaperfahrt fahren“). Es gibt einen guten Mix aus neuen Titeln, bekannten Hits und aufgepeppten Evergreens. „Frei wie der Wind“, „Auf nach Californio“, „Weit übers Meer“, „500 Meilen“, „Whiskey in the Jar“ und natürlich „Santiano“, mit dem alles begann. Die neuen Lieder von „Liebe, Tod und Freiheit“ passen sich gut ein.

Die Sicherheitsleute im Saal haben mehrfach zu tun, ein losstürmendes Chaos begeisterter Fans gen Bühne zu verhindern (großes Lob!) und achten zudem darauf, dass die Sicht zur Bühne nicht von ununterbrochen hochgehaltenen Handys versperrt wird. Selten bleibt das Publikum sitzen.

Vertreter mehrerer Generationen stehen immer wieder auf, tanzen, singen klatschend mit. Eine unglaubliche Feierstimmung. Dass Sänger Björn Both die Stimme versagen will, davon bemerkt das Publikum nichts. Außer dass sie vielleicht noch rauer klingt als sonst. Tim Hichrichsen und vor allem Axel Strosberg gleichen gesanglich aus. Wunderbar auch die musikalischen Einsätze wie das „Duett“ von Geige und Gitarre (Pete Sage / Dirk Schlag). Herrlich!

„Freiheit stirbt Stück für Stück. Im Kopf, in der Seele und dann auf der Straße“, sagt Both „Seid wachsam, wem ihr folgt.“ Als Patrioten bezeichnen sich die Musiker nicht, erklären sie. „Wir stehen total auf Europa.“ Mehr noch – sie seien Weltbürger und zu ihrer Auffassung gehöre zu Heimat auch das Teilen. „Wenn wir das nicht mehr können, haben wir keine Heimat“.

Um Freiheit geht es nicht nur in den Liedern, auch in den Worten dazwischen: Sie beziehen Position, sind Navigatoren auf dem Meer der Menschlichkeit, setzten Lichter mit Worten und Musik und bekommen vom Publikum ein Meer aus Tausenden funkelnden Lichtern zurück. Ein wunderbares Miteinander im Saal der Magdeburger Arena. „Grandios“ beschreibt Santiano das Konzert letztlich im Tour-Tagebuch.

Eine Zugabe gibt es am 18. Februar 2016, erneut in der Getec-Arena, der Kartenverkauf ist in vollem Gange.