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Deutschland 83 RTL startet Serie über DDR-Spion

Auch das deutsche Fernsehen kann Serien. „Deutschland 83“ über einen jungen DDR-Spion gilt als der jüngste Beweis.

Von Caroline Bock 24.11.2015, 23:01

Berlin (dpa) l Im Radio lief „99 Luftballons“ von Nena. Die Telefone hatten eine Wählscheibe, die Menschen trugen komische Jeans. Die Serie „Deutschland 83“ ist eine Zeitreise in die 80er Jahre, in die Welt des Kalten Krieges.

Es geht doch: Das deutsche Fernsehen schafft spannende Serien, die mit den Vorbildern aus den USA und Skandinavien mithalten können. Die Geschichte um einen jungen DDR-Soldaten, der zur Spionage im Westen gezwungen wird, feierte erst in den USA ihre TV-Premiere, bevor sie von Donnerstag an hier zu sehen ist.

„Frisch und unterhaltsam“ fand die „New York Times“ die Saga, die auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs spielt, zwischen Bonn, Brüssel, Berlin und dem damals noch verwitterten DDR-Vorort Kleinmachnow. Sie erinnert an die US-Spionage-Serie „The Americans“. Hauptdarsteller Jonas Nay (25) wird vermutlich noch einige Preise einheimsen. Die acht Folgen werden donnerstags um 20.15 Uhr bei RTL im Doppelpack ausgestrahlt.

Produzent Nico Hofmann („Unsere Mütter, unsere Väter“) wird genau verfolgen, welche Quoten seine Serie im normalen Fernsehen bringt. Denn: Serienfans gucken gern im Marathon – mit DVDs oder sie rufen die Folgen aus dem Internet ab. Bei der DDR-Serie „Weissensee“ (ARD) funktionierte es mit dem klassischen Fernsehplatz um 20.15 Uhr. Hochgelobte US-Produktionen wie „Homeland“ und „Mad Men“ hatten es hingegen im hiesigen TV schwer. Das nährt den Verdacht: Serien sind etwas für Kinoliebhaber, die Generation Youtube und für Party-Smalltalk.

Nun also „Deutschland 83“. Die Story: Der junge DDR-Soldat Martin Rauch (Nay) wird von seiner kaltblütigen Tante zur Bundeswehr in den Westen gezwungen, wo er die Pläne für die Pershing-II-Raketen und ein Nato-Manöver auskundschaften soll. Die Gegenleistung des DDR-Auslandsgeheimdienstes: Martins nierenkranke Mutter soll einen Platz auf der Spenderliste der Ost-Berliner Charité-Klinik bekommen. Für den jungen Mann, der die Identität eines Fremden annimmt und nun Moritz heißt, wird es eine Heldenreise: Es ist nicht nur eine Geschichte über Spionage, sondern auch über das Erwachsenwerden. Die Episoden sind fortlaufend erzählt. Zum Ende der Staffel hin sind nicht alle Wendungen überzeugend.

Die Autorin Anna Winger und ihr Mann Jörg Winger haben die Figuren und Konflikte liebevoll gezeichnet. So hat Bundeswehrgeneral Edel zwei Kinder, die so gar nicht den Erwartungen des strengen Vaters entsprechen. Eine Rebellion, wie sie viele Familien kennen. Dazu kommt viel Zeitgeist: die Bhagwan-Kommune, Aids, das legendäre Udo-Lindenberg-Konzert in Ost-Berlin. Und der 80er-Jahre-Sound. Es ist ein Einblick, wie das Leben in der DDR und in der BRD war – weder mit Ostalgie noch mit Westalgie.