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Kunstmuseum „Die anfängliche Irritation ist weg“

Die Lyonel-Feininger-Galerie in Quedlinburg besuchten 2015 15 000 Kunstliebhaber. Ein Gespräch mit Direktor Michael Freitag.

03.01.2016, 23:01

 

Bei Dienstantritt 2013 haben Sie mit der Ankündigung, das vor allem monografisch geprägte Haus aufbrechen zu wollen, für Furore gesorgt. Waren die vergangenen 24 Monate schwer?

Michael Freitag: Es war mühsam, aber es hat sich gelohnt. Für mich war es eine Herzensangelegenheit. Heute sind die konservatorischen Fesseln eines monografischen Museums abgeworfen. Ob etwas richtig oder falsch ist, wird nicht mehr diskutiert. Die Leute lassen sich darauf ein und sind neugierig. 

Die Besucherzahlen im Quedlinburger Museum geben Ihnen recht. Ist mit der Vielfalt im Museum auch die der Besucher gestiegen?

2014 war ich heilfroh, den Stand der Vorjahre gehalten zu haben, nun sind es mehr als je zuvor. Das ist toll. Mit dem neuen Konzept erreichen wir ganz neue Besuchergruppen. Es gibt Stammgäste, Feininger-Fans und Kunstfreunde, die ganz zufällig vorbeikommen. Ich sage: Das ist nicht mein Haus. Es ist euer Haus. Darauf habe ich vom ersten Tag an meine Arbeit ausgerichtet.

Und der Namensgeber? Er ist ja nicht verschwunden.

Die neue Dauerausstellung zu Feininger wird sukzessiv erweitert und verdichtet. Erst kürzlich ist eine Staffelei aus der Sammlung Klumpp hinzugekommen. Wir haben Bilder, wechselnde Grafiken und Objekte. Man kann sein Schaffen durchlaufen. Und nicht zu vergessen: Jeden Sommer gibt es eine Sonderausstellung zum Werk.  

2016 feiert die Galerie bereits ihren 30. Geburtstag. Worauf können sich Kunstliebhaber freuen?

Im Sommer steht das Jubiläum an, aber ich kann und möchte noch nichts verraten. Wir wollen Feininger umfänglich ehren und feiern, feiern, feiern. Davor zeigen wir die Schau „Waldstaub“ mit Werken des Pastellzeichners Wieland Payer, die ich gern mit Werken des Landschaftsmalers Eduard Leonhardi (1828–1905) korrespondieren lassen möchte. Im Herbst widmen wir Joachim Böttcher zum 70. Geburtstag eine Retrospektive. 2017 stehen mit Georges Rouault (1871-1958) und der Bildhauerin Sabina Grzimek zwei Namen auf dem Programm, deren grafische Werke in dieser Form bisher kaum anderswo in Deutschland zu sehen waren.

Teil der Neuausrichtung war immer auch der Ausbau der Museumspädagogik. Ist der Plan aufgegangen? Welche Erfahrungen gibt es?

Eindeutig ja. Sie trägt zur Hälfte zum Erfolg des Hauses bei. Die Kinder- und Erwachsenenprojekte, die Künstlerkurse und die Zusammenarbeit mit den Schulen der Region werden sehr gut angenommen und weiter ausgebaut.