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Große Pläne!  Zeitreise durch Bauhaus-Architektur

Fotografien von Joachim Brohm greifen die Bauhaus-Architektur auf. Am Sonntag öffnet die Ausstellung im Magdeburger Kunstmuseum.

Von Klaus-Peter Voigt 18.03.2016, 23:01

Magdeburg l Dessaus Bauhausgebäude wird in diesem Jahr 90 Jahre alt. 2019 steht der 100. Gründungstag des Bauhauses an. Zwei Jubiläen, die zwischen Altmark und Burgenland auf fruchtbaren Boden fallen. „Große Pläne! Die angewandte Moderne in Sachsen-Anhalt“ heißt ein Projekt der Stiftung Bauhaus Dessau, die weitere Korrespondenzstandorte wie Magdeburg, Halle und Quedlinburg mit ins Boot geholt hat.

Magdeburgs Kunstmuseum eröffnet den Reigen an Ausstellungen. Wieder im Kloster – und das im positiven Sinne – Fotografien im historischen Umfeld. Das Genre hat in der Elbestadt den Weg in die Öffentlichkeit gefunden, wichtige Expositionen beispielsweise wie die zu Jim Rakete oder dem US-amerikanischen Fotografen Lucas Foglia lassen Kontinuität sichtbar werden.

Nun ist das Bauhaus das Leitthema. Erfrischend das Herangehen Joachim Brohms. Seit 1993 ist er Professor für künstlerische Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig, war deren Rektor von 2003 bis 2011. In den vergangenen Jahren galt sein Interesse der Architektur.

Brohm will Details und Gebäude neu entdecken, ihren Wandel im Laufe der Zeit erfassen, ohne sie im strengen Sinn zu dokumentieren. „Ursprüngliche Bauwerke erfuhren Überformungen, wandelten sich, der Zeitgeschmack bekam Raum“, erklärt der Fotograf mit einem Faible für den Bauhausgedanken.

Gerade in Dessau spielte die Fotografie eine besondere Rolle, 1929 startete dort am Bauhaus eine Fotoklasse. Man setzte Produkte der eigenen Designer ins richtige Licht, hielt das Leben dort fest, suchte neue Ausdrucksformen. Schräge Perspektiven, Darstellungen im Negativ und andere experimentelle Sichten spielten eine Rolle.

Begeisterung spürt man bei Brohm, wenn er davon spricht. Ihm geht es nicht um das Kopieren solcher Ausdruckformen. Er will das Prinzip der Moderne aufnehmen, in die Gegenwart holen, Impulse finden. Digitale Methoden gehören inzwischen dazu, Verfremdungen durch diese Art der Bearbeitung wie durch Invertieren ebenso.

„State of M.“ versteht sich als Suche nach den Spuren vor allem Ludwig Mies van der Rohes. Die Ausstellung wurde eigens für die Magdeburger Exposition konzipiert und spielt mit dem Buchstaben M. auf den Namen Mies an. Orte mit Bezug zu dem Bauhausarchitekten prägen das Projekt, Dessau natürlich, dann das Haus Tugendhat in Brünn.

Vor drei Jahren wurden in Krefeld nie umgesetzte Pläne von Anfang der 1930er Jahre für das Haus eines Golfclubs im Verhältnis 1:1 als Simulation vor allem aus Sperrholz kurze Zeit zum Leben erweckt. Dieser Umgang mit Vergangenem übt einen Reiz aus, statt Marmor und anderen edlen Materialien kommt einfaches Holz zum Einsatz.

M. belegt auch Bezüge nach Magdeburg. Lediglich ein Foto dazu entstand direkt an der Alten Elbe. Eine Villa für die Industriellenfamilie Hubbe wurde von Mies van der Rohe zwar 1935 entworfen, aber nie realisiert. Brohm ermittelte den geplanten Standort und wollte mit seinen Mitteln die Blickachsen von dieser Stelle auf den Fluss aufgreifen.