1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Es ist wieder Festivalzeit

Puppentheater Es ist wieder Festivalzeit

Das Puppentheater Magdeburg lädt zum Figurentheaterfestival. Zu Gast sind 35 Theater und Solisten aus zwölf Ländern.

Von Grit Warnat 06.05.2016, 01:01

Magdeburg l La Notte, die Eröffnungsnacht, hat Tradition und viel Stammpublikum. Schließlich ist der abendliche Start ins Festival bekannt für poetische Theaterabenteuer und für einen ersten Zuschauer-Blick auf das vielfältige Genre.

Frank Bernhardt, der künstlerische Leiter, kündigte beim Pressegespräch am Mittwoch für die am 24. und 25. Juni stattfindende La Notte – Buckauer Fantasie mehr als 120 Puppen- und Figurenspieler, Straßentheaterkünstler und Musiker aus Belgien, Frankreich, den Niederlanden, Spanien, Ungarn, Italien und Deutschland an. Sie werden das Gelände des Puppentheaters mit all seinen Bühnen im Haus und in den Höfen bespielen.

Der Festivalchef sprach von Oasen sinnlicher Verwandlung. Sieben Modelle lassen vage erahnen, wie die Werkstätten im Gelände unterschiedlichste Erlebnisbereiche schaffen wollen. Bernhardt legt Wert auf atmosphärische Veränderung und Transformation.

La Notte steht erneut für große Ambitionen, für einen großen Anspruch des Hauses. Theatraler Höhepunkt, so der Festivalchef, sei zu mitternächtlicher Stunde „Luce“, ein Aktionstheater zwischen Himmel und Erde. Für die Poesie und Artistik des belgischen Ensembles nutzt das Puppentheater den schönen Klosterbergegarten. Bernhardt: „Die beiden Abende sollen vor allem Einstimmung sein auf unsere ganze Festivalwoche.“

Die startet am 26. Juni und bietet bis zum 1. Juli ein internationales Bühnenprogramm mit 87 Vorstellungen, darunter acht deutschen Erstaufführungen und zwei Uraufführungen. 170 Künstler sind eingeladen und zeigen unter dem Festivalmotto Transformation ihre Sichten auf die sich verändernde Welt. Bernhardt: „Uns allen begegnet dieser Begriff täglich. Scheinbar muss sich unser Leben, unsere Welt pausenlos transformieren – vom Klimaschutz bis hin zum Wandel der Industriegesellschaft. Alles muss sich erneuern, korrigieren, modifizieren, neu gestalten.“

Diese Transformation wird auch zum Programm in den beiden Festivalschwerpunkte „Aufbruch“ und „Weitblick: Osteuropa“. Beide Projekte korrespondieren. „Aufbruch“ widmet sich dem ostdeutschen Ensemblepuppentheater und stellt die Arbeit der Häuser in einer bislang einmaligen Werkschau vor. Sieben der neun noch existenten Puppentheater Ostdeutschlands sind zu Gast. Die Bühnen der Stadt Halle zeigen „Die Liebe in Zeiten der Cholera“, das Theater Chemnitz „Odyssee“ nach Homer und das Puppentheater aus Gera „Die große Reise“, ein bewegendes Puppenschauspiel und Objekttheater nach Jorge Sempruns autobiografischem Roman. Für „Weitblick: Osteuropa“ setzt Bernhadt auf Kontraste und hat aus St. Petersburg und aus Bulgarien jeweils ein traditionsreiches Haus und ein freies Ensemble geladen.

Auf 340  000 Euro beläuft sich der Etat für das Festival, das deutschlandweit zu den bedeutendsten seines Genres zählt. Laut Intendant Michael Kempchen würden Ticketverkauf und öffentliche Förderung nicht die Hälfte dieses Etats abdecken. Man sei zu 56 Prozent auf Sponsoren und Stiftungen angewiesen, die mit der Nullzinspolitik allerdings weniger unterstützen können. Die Bewilligung eines Förderantrages stehe immer noch aus. Und Kulturinstitute in anderen Ländern würden die Teilnahme an Festivals deutlich zurückhaltender fördern als noch vor Jahren, so der Intendant zur Geldbeschaffung.

Bernhardt hat alle eingeladenen Produktionen vorab gesehen. Er tut sich schwer, Inzenierungen hervorzuheben, verrät aber doch seine Unbedingt-sehen-Tipps: „Die große Reise“ der Geraer Kollegen, „Schweinehund“ mit Andy Gaukel, „Rothko Chapel“ mit den beiden Niederländern Feikes Huis und Sjaron Minailo und die laut Bernhardt „unglaublich schöne Arbeit“ der britischen Akram Khan Company „Chotto Desh“.

Der Gastgeber präsentiert sich mit drei Arbeiten, darunter der neuesten Erwachsenenproduktion „M – eine Stadt sucht einen Mörder“.