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Museen Fotoschatz für Dessauer Bauhaus

Der Nachlass des großen Fotografen der Moderne Otto Maximilian Umbehr konnte für drei deutsche Museen angekauft werden.

Von Uta Baier 10.05.2016, 23:01

Berlin/Dessau l Sieben Jahre dauerten die Verhandlungen. Sieben Jahre wurden Allianzen geschmiedet, wurde Geld besorgt, die Kunst bewertet und aufgeteilt. Nun gehört der Nachlass des Fotografen Umbo (1902-1980), der eigentlich Otto Maximilian Umbehr hieß, der Stiftung Bauhaus Dessau, dem Sprengel Museum Hannover und der Berlinischen Galerie. Jeder bekommt, was zur Sammlung und zur Stadt passt: Berlin die Fotos der 20er Jahre, Dessau die Bilder mit Bauhaus-Bezug und Hannover alles, was nach dem Krieg in Hannover entstand. Für Berlin sind das 66 Fotos, für Dessau 39 und für Hannover 431. Dazu kommt Archivmaterial aus dem Besitz der Tochter des Künstlers.

Alle Fotos zusammen kosteten 3,4 Millionen Euro. Sie gehören nun den drei Museen, die sich gemeinsam um Ausstellung und Aufarbeitung dieses bedeutenden Künstlernachlasses kümmern werden. Die 536 Werke sind umso kostbarer, da das Archiv des Fotografen und mit ihm etwa 60 000 Negative 1943 komplett verbrannten.

Normalerweise werden solche Ankäufe von Museumsdirektoren, Familienvertretern und ein, zwei Geldgebern präsentiert. Zur Vorstellung des Umbo-Nachlass-Ankaufs am Montag kamen Vertreter von 14 finanziellen Unterstützern, darunter Kulturstaatsministerin Monika Grütters, die Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder, Isabel Pfeiffer-Poens­gen und Martin Hoernes, Generalsekretär der Ernst-von-Siemens-Kunststiftung, die zusammen die Hälfte des Ankaufspreises zahlten. Um den „Rest“ kümmerten sich die Museen selbst – den Ankauf der 39 Dessauer Bilder unterstützten neben dem Kultusministerium und Lotto Sachsen-Anhalt die Hermann-Reemtsma-, die Fritz-Thyssen- und die Wüstenrot-Stiftung.

Umbo, der 1902 in Düsseldorf geboren wurde und 1980 in Hannover starb, gilt heute nicht nur als einer der bedeutendsten Fotografen der Moderne, er war auch einer der wichtigsten Fotografen der Dessauer Bauhaus-Zeit, „ohne am Bauhaus gewesen zu sein. Das ist schon eine große Leistung“, sagte Bauhaus-Direktorin Claudia Perren bei der Vorstellung des Ankaufs in Berlin.

Wie sie die Umbo-Bilder in ihrem neuen Museum zeigen wird? „Nicht isoliert“, sagt Perren noch wenig präzise. In Hannover, das seinen Museumserweiterungs-Neubau Anfang Juni eröffnet, bekommt Umbo einen eigenen Raum innerhalb der Fotoabteilung.

Die nun angekauften Bilder kommen aus der Galerie Kicken, die von Umbo selbst zum Nachlassverwalter bestimmt worden war, vom Sammler Thomas Walther und von der Tochter Phyllis Umbehr. Umbehr lernte ihren Vater erst mit 16 Jahren kennen – die Eltern hatten sich zwölf Jahre zuvor getrennt. Da lebte er ziemlich arm und eher unbeachtet in Hannover und arbeitete als Kohlenträger, Lagergehilfe, Reprofotograf und Bürobote. Das Fotografieren, für das er in den 20er Jahren in Berlin berühmt war, für das er am Bauhaus neben Laszlo Moholy-Nagy als bedeutendster, innovativster Künstler galt, hatte er fast völlig aufgegeben. Erst ab 1975, mit steigendem Interesse an der Fotografie als eigenständiger Kunstform wurde auch Umbos Werk entdeckt, ausgestellt und gehandelt.

Bis zur ersten großen Umbo-Präsentation wird es zwar keine sieben, aber doch fast drei Jahre dauern. „Wir nehmen das Bauhaus-Jubiläum 2019 zum Anlass und zeigen dann eine große Ausstellung nacheinander in allen drei Städten“, sagt Reinhard Spieler, Direktor des Sprengel Museums.