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Ausstellung Der Harz und seine Grafiker

Die bedeutende Sammlung „Der Harz. Faszinierende Landschaft in der Grafik“ wird derzeit in Wernigerode ausgestellt.

Von Ivonne Sielaff 24.05.2016, 01:01

Wernigerode l Den Harz durch die Augen von Künstlern erleben - das ermöglicht die neue Ausstellung der Kulturstiftung Wernigerode. Unter dem Titel „Der Harz. Faszinierende Landschaft in der Grafik“ werden in der Galerie 1530 mehr als 100 großformatige Harzansichten ausgestellt. Sie gehören dem Hamburger Kunstliebhaber Dr. Peter Bode. Der frühere Steuerberater und gebürtige Goslarer hat seine bedeutende Grafik-Sammlung in mehr als fünf Jahrzehnten bei Kunsthändlern und auf Aktionen zusammengetragen.

Die ausgestellten Grafiken, die nur einen Teil von Bodes Sammlung ausmachen, stammen aus den Jahren 1780 bis 1830, einer Zeit, in der sich der Tourismus entwickelte. So zog es viele Menschen nach Goethes Vorbild in den Harz, um die Natur zu genießen und um den sagenumwobenen Brocken zu erklimmen - was damals ein abenteuerliches Unterfangen war. „Der Drang der Menschen zu reisen zog veränderte Ansprüche an die Grafik mit sich“, sagt Rainer Schulze, Vorstand der Kulturstiftung Wernigerode. „Es gab immer mehr Touristen, die ein Souvenir aus dem Harz mit nach Hause nehmen wollten.“

Ölgemälde waren dafür nicht nur zu teuer, sie ließen sich auch nicht reproduzieren. Damals gab es keinen Kopierer, die Fotografie steckte noch in den Kinderschuhen. Radierungen jedoch ermöglichten, ein und dieselbe Zeichnung fast identisch in höherer Auflage herzustellen und dadurch den Kaufpreis für die Reisenden zu senken.

„Es war eine überschaubare Menge von 20 Künstlern und zehn Verlegern, die die Radierungen produzierten“, sagt Schulze. Dennoch seien Grafiken aus dieser Zeit selten. „Mehr als 150 Abzüge ließen sich von einer Platte nicht herstellen.“

Vor allem wegen ihrer Größe seien die Bilder sehr empfindlich für Knicke und Risse. „Deshalb gibt es nicht mehr so viele, und das macht sie so wertvoll“, sagt Schulze. Die Bilder zeigen das, was sich die Touristen damals anschauen wollten – Sehenswürdigkeiten wie Schlösser und Festungen, Ortsansichten von Goslar, Blankenburg, Wernigerode, Ilsenburg, spektakuläre Harzer Landschaften wie das Bodetal, die Schnarcherklippen, die Rosstrappe, den Ilsestein und natürlich den Brocken – aber auch technische Errungenschaften wie Walzwerke, Eisenhütten und Steinbrüche. „Darauf war man in jener Zeit besonders stolz.“

Die Ausstellung stellt die wichtigsten Grafiker dieses Genres und dieser Epoche vor, darunter Pascha Johann Friedrich Weitsch, Friedrich Hieronymus Spörer, Johann Philipp Ganz, Johann Christian Eberlein und Christian Gottlob Morasch.

Und nicht nur das, gleichzeitig wird über Herstellung der Grafiken informiert, ihre verschiedenen Erscheinungsformen werden präsentiert. Umrissradierung und Aquatinta-Radierung waren Ende des 18. und Anfang des 19. Jahrhunderts vorherrschend. Ein Aquarell oder Vorzeichnung dienten als Vorlage für die eigentliche Radierung. Die Drucke wurden anschließend koloriert. „Das waren zum Teil richtige Meister, die Radierungen gehen weit über das Abbilden von Natur und Landschaft hinaus“, so Rainer Schulze.

Den hochbetagten Kunstsammler Peter Bode habe es sehr gefreut, seine Sammlung in der Galerie zu besichtigen. „Er hat es richtig genossen, seine Bilder nebeneinander an der Wand hängen zu sehen.“ Bode ist in der Wernigeröder Kunstszene kein Unbekannter mehr. Schon vor zwei Jahren steuerte er etliche Werke für die Brockenausstellung „Die Entdeckung und Eroberung eines Berges“ bei – ebenfalls in der Galerie 1530. „Er besitzt noch viel mehr Harzansichten, an die 1000 Blatt, die wir in den kommenden Jahren gemeinsam ausstellen werden“, sagt Schulze. Bode habe zudem angekündigt, seine Harzgrafiken der Kulturstiftung Wernigerode schenken zu wollen. Für Rainer Schulze und seine Mitstreiter sind das erfreuliche Nachrichten. „Es gibt in Deutschland keine andere Sammlung mit so vielen Harzansichten. Damit rücken wir in dieser Sparte in die Reihe der wichtigen Museen auf.“

Die Ausstellung kann noch bis Anfang November in der Galerie 1530, Marktstraße 1, in Wernigerode besichtigt werden. Öffnungszeiten: dienstags bis freitags von 14 bis 17 Uhr, samstags von 11 bis 17 Uhr.