1. Startseite
  2. >
  3. Kultur
  4. >
  5. Wo Musik lebendig wird

Wanderfestival Wo Musik lebendig wird

„unMittelBARock“ sind die Tage Mitteldeutscher Barockmusik überschrieben, die als Wanderfestival zum ersten Mal in Magdeburg gastieren.

Von Kathrin Singer 25.05.2016, 23:01

Magdeburg l Mitteldeutschland ist eine mit Spuren der Barockmusik reich gesegnete Region. Der 1994 gegründete Verein Mitteldeutsche Barockmusik in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen e.V. widmet sich nicht nur der Bewahrung und Erforschung barocker Schätze des musikalischen Landstrichs. Vor allem durch regelmäßige AVerein Mitteldeutsche Barockmusik ufführungen soll die Musik jenseits der Schreibtische der Musikwissenschaftler erfahrbar gemacht werden. Geschäftsführerin Christina Siegfried: „Musik ist erst dann lebendig, wenn sie musiziert wird.“

Markenzeichen des Wanderfestivals ist, dass jedes Jahr die barockmusikalischen Besonderheiten einer anderen Stadt in den Fokus gerückt werden. In diesem Jahr also Magdeburg, wo der Blick nicht nur auf Telemann im Vorfeld zu den Feierlichkeiten anlässlich des 250. Todestages 2017 gerichtet wird, sondern neben diversen Vertretern des städtischen Musiklebens auch auf zwei weitere Jubilare: Malachias Siebenhaar und Johann Heinrich Rolle. Siebenhaar, einst Altstädtischer Kantor und Diakon der Magdeburger Ulrichskirche, wurde vor 400 Jahren geboren. Der Geburtstag des Kantors und Musikdirektors Heinrich Rolle, eines der Begründer heutiger moderner Abo-Konzerte, jährt sich zum 300. Mal.

In Zusammenarbeit mit dem Telemann-Zentrum gibt es etliche Erstaufführungen in neuer Zeit, darunter die von einem Wiener Musikwissenschaftler erschlossenen Werke Malachias Siebenhaars, die im Eröffnungskonzert mit der „camerata lipsiensis“ unter der Leitung von Gregor Meyer, dem Leiter des Leipziger Gewandhauschores, im Dom-Remter erklingen.

Auch Heinrich Rolles Kantate „Auf preiset den Herrn“ ist eine solche Entdeckung. Die Handschrift dieser Erntedankmusik konnte das Telemann-Zentrum 2009 erwerben; das Notenmaterial aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts soll nach dem Zweiten Weltkrieg auf dem Dachboden eines zerstörten Hauses in Stendal gefunden worden sein. Der Kammerchor der Biederitzer Kantorei in Begleitung des Barockorchesters „Cammermusik Potsdam“ widmet sich in dem Konzert im Kloster zudem Johann Friedrich Ruhe, der Mitte des 18. Jahrhunderts Kantor am Magdeburger Dom war.

Neben groß besetzten Konzerten wie diesem freut sich die Musikwissenschaftlerin auf intime Formate wie das „Magdeburger Hauskonzert“, bei dem die Werke Magdeburger Komponisten zum Teil aus Originaldrucken dieser Zeit gespielt werden.

Eine weitere reizvolle Besonderheit ist das „Nachtkonzert“ im Kloster, eine Mischform aus Konzert und Kunstbetrachtung, die mit Kompositionen für Viola da Gamba und Cembalo den Spannungsbogen zwischen barocken Klängen und moderner Fotografie der aktuellen Ausstellung von Johannes Brohm schlagen soll.