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Ausstellung Schmuckkunst der Maharadschas

Es sind Meisterwerke des Handwerks aus Gold und Silber, Diamanten und Perlen, die das Schloss Wernigerode in einer Sonderschau präsentiert.

Von Grit Warnat 27.05.2016, 01:01

Wernigerode l Der Frühlingsbau des Schlosses als Ausstellungsgalerie ist Abwechslung gewöhnt. Dürers druckgrafisches Werk, Verdun-Fotografien und farbenfrohe Malerei gab es zu sehen und immer wieder jede Menge deutsche Geschichte. Die ist Steckenpferd von Schloss-Chef Christian Juranek, seine Ausstellungen zum Kaiserreich vor dem Ersten Weltkrieg und zu Otto von Bismarck und dessen Innenpolitik waren vielbeachtet. Jetzt aber gibt es Indien und Maharadschas und deren wertvolle Schmuckkunst.

Geschützt hinter Glas liegen Amulette, Zierknöpfe, Dosen, Nasenringe, Armreife, Halsketten. Da glitzert es golden, schimmert das Licht durch die bearbeiteten Edelsteine. 150 originale Kostbarkeiten aus der Zeit des 16. bis 19. Jahrhunderts wurden aus den Schatzkammern indischer Fürsten für diese Schau zusammengetragen. All die Pracht stammt aus privaten europäischen Sammlungen. Kurator ist Hans Weihreter, ein ausgesprochener Indien-Kenner, der mit Verve beim Presse-Rundgang die Geschichte der Mogule und Maharadschas ausbreitet und die Stücke erklärt.

Weihreter hat bereits 2013 eine Ausstellung in den Kunstsammlungen und Museen Augsburg zum Schmuck der indischen Fürsten verantwortet. Für Wernigerode sei die Schau inhaltlich allerdings komplett neu konzipiert, sagt er.

Der Grundstock aber ist da. Es geht um die Magie der Jade, um tragbaren Schmuck aus Gold und Edelsteinen bis bis hin zu prachtvoll verzierten Dosen, Gefäßen und Parfümfläschchen aus den Hofmanufakturen, ebenso um Geschmeide für religiöse Zeremonien. Der Schmuck sollte beschützen sowie Macht und soziale Stellung zeigen.

Immer wieder trifft der Betrachter auf Jade. Das Material hat es in Indien nicht gegeben, die Objekte fanden einst aus dem Orient den Weg auf den Subkontinent. Ausgestellt ist ein Jadelöffel, der für die Speisen des Herrschers benutzt wurde und vorsorglich anzeigen sollte, ob Gift darin enthalten ist. Weihreter spricht vom tiefen Glauben an die Magie der Jade, die Gifte unwirksam machen und bei Leiden heilen sollte. Vor allem von solchen Amuletten versprachen sich die Herrscher weniger Herzbeschwerden. Sie wurden deshalb direkt auf der Haut getragen. Auch Zierknöpfe für die Gürtel am Mogulhof mit fein geschliffenen Edelsteinen, Daumenringe, Amulette, Prunkgefäße wurden aus Jade gefertigt.

Zum Schmuck mit religösem Charakter gehört ein mit Diamanten besetzer Anhänger, auf dessen Rückseite man beim genauen Betrachten drei kleine Pfaue mitten in floralen Motiven sieht. Weihreter erzählt vom Glauben der Inder an die magische Kraft der Pfaue. Ein Rad während der Balz würde für ausreichend Monsunregen sorgen.

Neben Exponaten, die klein und verspielt sind, ragt eine große Elfenbeinarbeit heraus, die einen Maharadscha der einst einflussreichen Scindia-Dynastie auf seinem Elefanten zeigt. Entstanden ist das feinstgeschnittene Kunstwerk aus Elfenbein, Gold und Holz anlässlich des Todes des Staatselefanten. Ihm zu Ehren wird eine Prozession gehalten.

Den Besucher erwartet große Handwerkskunst und eine Fülle an Gold, Edelsteinen, Perlen. Indien im Schloss sei nicht ganz so überraschend, wie mancher denken mag, sagt Geschäftsführer Juranek und erzählt, dass die protestantische Heidenmission, deren erste Missionare in Halle ausgebildet worden waren, ihren Weg über die Wernigeröder Schlosskirche in die Welt genommen haben. Sie seien oft ins indische Gebiet gegangen. Gold und Edelsteine waren ihnen aber sicher fremd.