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Theater Eine Spielzeit voller Träume

„Träume“ heißt die Spielzeit 2016/17 des Theaters der Altmark. Das Programm wurde am Montag vorgestellt.

Von Donald Lyko 31.05.2016, 01:01

Stendal l Seit seiner Uraufführung im Oktober 2015 gehört Ferdinand von Schirachs „Terror“ zu einem der gefragtesten Theaterstücke auf deutschen Bühnen. Auch in der Spielzeit 2016/17 wollen sich mehrere Häuser des Stückes annehmen – und dennoch dürfte die Stendaler Inszenierung eine ganz besondere werden. Denn gespielt wird nicht auf der Bühne, sondern direkt in einem Verhandlungssaal des Stendaler Amtsgerichtes. „Wir werden bewusst auf Ton- und Lichteffekte verzichten, werden ganz naturalistisch inszenieren“, kündigte Alexander Netschajew, Intendant des TdA, am Montag während der Vorstellung der „Träume“-Spielzeit an.

Im Stück geht es um einen Kampfjet-Piloten der Bundeswehr. Er steht vor Gericht, weil er ein entführtes Passagierflugzeug mit 164 Menschen abgeschossen hat, das auf die mit 70 000 Menschen besetzte Allianz-Arena in München zusteuerte. Es geht um die Frage: Dürfen Unschuldige geopfert werden, um andere Unschuldige zu retten?

Die Schauspieler werden gemäß ihrer Rollen als Angeklagter, Richter oder Staatsanwalt im Gerichtssaal Platz nehmen. Die Zuschauer werden am Ende zu Geschworenen und stimmen ab, ob der Pilot schuldig oder unschuldig ist. Die Premiere von „Terror“ ist für den 10. Dezember geplant.

Die erste Premiere der neuen Spielzeit folgt einer Tradition: Mit Schillers „Don Carlos“ hebt sich am 2. September der erste Vorhang nach der Sommerpause zu Klassischem. Eine „unglaublich spannende Geschichte“ kündigt Alexander Netschajew mit dem Stück „Zwölf heißt: ‚Ich liebe dich‘“ an. Regina Kaiser und Uwe Karl­stedt haben ihre ganz persönliche Geschichte in einem Buch erzählt, mit Devid Striesow und Claudia Michelsen (Magdeburgs „Polizeiruf“-Kommisarin) wurde der Stoff verfilmt.

Und nun soll die Geschichte der jungen Dissidentin, die Anfang der 1980er Jahre im Stasi-Gefängnis Hohenschönhausen landet, sich dort in einen ihrer Vernehmer verliebt und diesen nach der Wende sucht und findet, für die Bühne dramatisiert werden. Regisseur Yaron Goldstein – am TdA von mehreren Arbeiten bekannt – werde „das Stück gemeinsam mit dem Ensemble entwickeln“, sagte Netschajew. Das TdA hat die Uraufführungsrechte erworben und wird ein Stück erarbeiten, „das es so noch nicht gibt“.

Auch wenn die neue Spielzeit den Titel „Träume“ bekommen hat, sei „der Grundtenor eher unromantisch. Wir meinen es gar nicht so träumerisch“, sagte der Intendant. Mit Blick auf Kriege, ökologische Probleme, die größer werdende Schere zwischen Arm und Reich, „auf eine Entwicklung, die Besorgnis erregt“, „sind wir am TdA der Überzeugung, dass diese Welt eine Veränderung braucht“. Die Spielzeit soll darum Aufruf und Ermunterung sein, neu zu träumen und an seine Träume zu glauben. Netschajew: „Es ist Zeit aufzuwachen aus dem Trott des Alltags und in wachem Zustand den Mut aufzubringen, die Welt neu zu betrachten und neu zu erträumen.“

Dazu beitragen soll eine gewohnt vielseitige Mischung auf dem Spielplan. Darauf finden sich „Anne Frank“, Büchners „Leonce und Lena“ und Molières „Der eingebildete Kranke“(Sommertheater im Gerberhof) ebenso wie das Weihnachtsmärchen „Der gestiefelte Kater“, die Klimakomödie „Der Junge auf dem Baum“ und „Supergute Tage“ nach dem Roman von Mark Haddon. Zum Abschluss gibt es eine Neuauflage des Open-Air-Spektakels „Ritter Roland“, das 2014 am TdA mit großem Erfolg uraufgeführt und dessen Roland-Hymne im vergangenen Oktober zum 850. Stendaler Stadtgeburtstag von mehr als 1000 Bürgern auf dem Marktplatz gesungen wurde. In dem musikalischen Stück, das auf dem Rolandslied basiert, wirken viele Stendaler Bürger mit. Möglich wurde die Wiederaufnahme dank des Bundes-Theaterpreises, den das TdA im vergangenen Jahr gewonnen hat. Ein Teil des 80 000-Euro-Preisgeldes wird für „Ritter Roland“ verwendet.