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Kabarett Es wird wieder gepömpelt

Ein Pömpel ist das etwas andere Präsent für jeden Teilnehmer des Kleinkunst- und Kabarettpreises „Magdeburger Vakuum“.

Von Grit Warnat 02.09.2016, 01:01

Magdeburg l Holzstiel und roter Gummiaufsatz. Die Saugglocke, die eigentlich Verstopfungen lösen soll, dient im Kabarett „... nach Hengstmanns“ tatsächlich als Erinnerungsgeschenk. Schon zur Vakuum-Premiere im vergangenen Jahr durfte jeder Teilnehmer einen Pömpel mit netter Inschrift nach Hause nehmen. Nach diesem etwas anderen Geschenk scheint sich so mancher zu sehnen: 23 Bewerbungen aus der deutschen Kleinkunst- und Kabarettszene lagen der Jury in diesem Jahr vor. Die siebte aus und entschied sich für acht Teilnehmer, die am 21. und 22. September ihr Programm im Familienkabarett vorstellen werden.

Wer siegt, bekommt einen besonderen, in Handarbeit aus Ton hergestellten Preis: Otto von Guericke, einstiger Bürgermeister, Erforscher des Vakuums, Entwickler der Luftpumpe, mit einem knallroten Pömpel im Gesicht.

„Dass Unterdruck und luftleerer Raum eines Tages die Grundlage für eine komödiantische Auszeichnung herhalten, ist sicher ganz im Sinne der Satire“, sind sich Tobias und Sebastian Hengstmann einig. Im vergangenen Jahr konnte sich der Krefelder Kabarettist Rüdiger Höfken über den Pömpel-Guericke freuen. Wer wird ihn in diesem Jahr in den Händen halten?

Paul Weigl aus Berlin: Er ist Poetry-Slamer, tritt in diesen Tagen zwischen Dresden, Frankfurt am Main und Schwabing auf. Er ist Meister verschiedener Poetry-Slam-Szenen. Sein erstes Hörbuch ist auf dem Markt. Und einen offenen Brief an Peter Jackson hat er geschrieben und erklärt, warum „dieser ,Der Herr der Ringe – Die Gefährten‘ schlicht und ergreifend massiver Bull­shit ist“.

Kabarettduo Beier & Hang aus München: Kabarett. Schauspiel. Satire. Musik, Unfug. So präsentieren sich Max Beier und David Hang auf ihrer Homepage. 2013 standen sie erstmals gemeinsam auf der Bühne. Ihr neues Programm umschreiben sie kurz: Ordnungszwänge, Goethes Party-„Faust“, eine „literarische Kochshow“, verrückte Dialoge und völlig abgefahrene Komplimente.

Cornelia Fritzsche aus Dresden: Es ist schon etwas ungewöhnlich, wenn eine nicht unbedingt liebreizend aussehende Ratte aus ihrem Liebesleben plaudert. Im Puppentheater Magdeburg kennt man Cornelia Fritzsche, die Puppenspielerin aus Dresden, die mit ihrer klassischen Theaterratte aus dem Fundus des Puppentheaters Dresden mit witzig-frechen Auftritten begeistert. Fritzsche ist Entertainerin und Sängerin und mit ihrer Puppe, wie sie der Volksstimme einmal gesagt hat, auch „Philosophin, zu deutsch Klugscheißerin“.

Manuel Wolff aus Köln: Er steht für Stand-Up-Comedy und Musikkabarett und gewann schon fünf Kabarettpreise. Wolff sagt, er zeige, dass zusammenpasst, was nicht zusammengehört, und enthülle die ungeklärten Fragen der Musikgeschichte.

Lennart Schilgen aus Berlin: Liedermacher und Musik-Kabarettist, auch bereits Kabarettpreis-Träger. Mit verwegenen Reimen und Zeilensprüngen dreht er sich selbst das Wort im Munde um, wird vom Draufgänger zum Dran-Vorbei-Schleicher oder vom halben Hemd zum Hooligan.

Martin Berke, Wahlchemnitzer: Berke sitzt zurzeit an seinem ersten abendfüllenden Solo-Programm. Er sagt, er will sanitärakustisch einige verstopfte politische Leitungen reinigen und zeigen, warum Leopard-Panzer und Weihnachten die Wurzel allen Übels sein können.

Michael Feindler aus Berlin: Er nennt sich lyrischer Kabarettist. Er arbeitete in der Poetry-Slam-Szene und war mehrmals für die deutschsprachigen Meisterschaften des modernen Dichterwettstreits nominiert. Er schreibt nicht nur Programme, sondern veröffentlicht auch Gedichtbände und Liederalben. Auf seiner Homepage findet man ein aktuelles „Gedicht des Monats“.

Lorenz Böhme aus Würselen im Rheinland, kurz Lormans genannt, nominiert für den Dresdner Satirepreis 2016, sagt über sich: „Um mir die Zeit bis zum Renteneintrittsalter zu verkürzen, trat ich seit 2008 in meiner neuen Wahlheimat, dem Rheinland, in vielen kleinen Läden auf, immer in der Hoffnung, die Bühnen würden irgendwann weniger schmutzig sein als meine Lieder.“

Er hat im vergangenen Jahr den „Kneitinger Bierschlegel“ gewonnen. Nun also der Pömpel für die Teilnahme. Vielleicht ja auch mehr?

In Vorrunden am 21. und 22. September treten die Nominierten mit ihren Programmen an. Das Finale steigt am 23. September. Einen Tag später gibt es die Preisträgergala – alles im Hengstmannschen Kabarett.

Wer das Magdeburger Vakuum gewinnt, entscheidet eine Jury. Sie besteht aus Vertretern der Spielstätten Kulturzentrum Reichenstraße Quedlinburg, KleinKunstBühne Burg, Salzlandtheater Staßfurt und „...nach Hengstmanns“ (der Gewinner wird an diesen vier Spielstätten auch auftreten) sowie Vertretern aus Medien, Sponsoren, Künstlern und dem Publikum. Das Publikum sei im vergangenen Jahr ausschlaggebend gewesen, sagt Sebastian Hengstmann. Das stand sehr eindeutig hinter Rüdiger Höfken. Der Gewinner des 1. Magdeburger Vakuums ist mit seiner „Männerdämmerung“ übrigens am 15. September zu Gast im Familienkabarett.

Karten gibt es im Kabarett sowie in allen Volksstimme-Service-Centern und unter der Biber-Ticket-Hotline (0391)599 97 00. www.magdeburger-vakuum.de