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Puppentheater Ein Haus will über Grenzen gehen

Wenn das Puppentheater Magdeburg am Donnerstag in seine neue Spielzeit startet, dann will das Haus „über Grenzen gehen“.

Von Grit Warnat 14.09.2016, 01:01

Magdeburg l Wenn Karten nicht zu haben sind, weil Aufführungen einfach immer ausverkauft sind, spricht das für ein Theater. Die Auslastung der vergangenen Spielzeit lag bei 95 Prozent. Die Erwachsenen-Inszenierung „M - eine Stadt sucht einen Mörder“, die seit der Premiere Anfang April 15-mal aufgeführt wurde, war fast immer ausverkauft. Sicher nicht allein des Themas wegen – uraufgeführt wurde ein Fritz-Lang-Filmklassiker. Die Begeisterung des Publikums lag vielmehr an der innovativen Umsetzung des Stoffes und an der starken Leistung des Ensembles, das großartig schauspielert und Musik macht. Das Haus startet mit diesem Stück am Donnerstag in seine neue Spielzeit, in der es weitergehen soll mit neuen formalen Inszenierungs-

ansätzen. Frank Bernhardt, der künstlerische Leiter, versprach bei der gestrigen Vorstellung der neuen Spielzeit weitere „unerwartete Erlebnisse“. Zur Philosophie des Hauses gehöre, sich selbst die Neugier zu bewahren, Neues auszuprobieren, ja auch Grenzen zu überschreiten.

Sieben Premieren stehen im Plan, zwei mehr als 2015/16. Das Haus will die Nibelungensage „Siegfried“ völlig neu interpretieren, wird bei den Abenteuern des Don Quichote erstmals mit einem Orchester auf der Bühne stehen und - auch das erstmals - bei der Umsetzung der Regie-Ideen auf drei Puppenspieler des acht Mann kleinen Ensembles vertrauen. Das sei mutig, sagte Intendant Michael Kempchen. Er verspricht sich aber von solchen künstlerischen Freiräumen eine Weiterentwicklung seiner Künstler.

Mit den Inszenierungen hat Kempchens Haus Jahr für Jahr mehr Erwachsene angezogen. Erstmals lag die Zahl fast bei der Hälfte der Gäste, was auch auf die gute Auslastung beim Figurentheaterfestival zurückzuführen ist. 51 600 Besucher zählte das Puppentheater im vergangenen Jahr. Kempchen nennt das eine stolze Zahl, unterstreicht aber sogleich, dass das Haus ein Kindertheater ist und es bleiben wird. Das Repertorie richtet sich an Kinder ab 3 Jahren, ebenso an Jugendliche zwischen 12 und 16 Jahren. „Wir wollen jungen Menschen Mut machen, sich individuell zu entwickeln“, sagt Bernhardt. In den Stücken gehe es um die Fragen, wie wir leben und wer wir sind. „Die Legende vom Anfang“ solle mit Blick auf die christlich-abendländische Kultur einen anderen Blick auf die Bibel werfen. Und beim interkulturellen Projekt „Das Haus“, für das deutsche und geflüchtete Jugendliche seit Monaten tanzen, schauspielern uns sich austauschen, geht es um die großen Themen Heimat und Integration.

Zu 460 Vorstellungen hat das Team des Puppentheaters in der vergangenen Spielzeit geladen. „Sie war beglückend und arbeitsreich“, sagt Bernhardt. Mit Blick nach vorn erhofft er sich Ähnliches.