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Journalistenpreis Was eine gute Lokalredaktion braucht

Deutscher Lokaljournalistenpreis: Vor der Verleihung sprach Jurychefin und leitende Volksstimme-Redakteurin Heike Groll über Qualität.

Von Elisa Sowieja 27.10.2016, 01:01

Volksstimme: Der Preis würdigt Qualität im Lokalteil. Wie erkennt man die denn?

Heike Groll: Der Medienwissenschaftler Stephan Ruß-Mohl sagte einmal, die Definition von Qualität sei der Pudding, den man an die Wand zu nageln versuche. Trotzdem haben wir Kriterien. Wichtig ist etwa, dass Thema und Perspektive nahe am Leser sind. Zudem schauen wir, ob man ein Konzept hinter der Arbeit sieht. Dazu gehört, möglichst auch digitale Kanäle einzubeziehen.

Unter den diesmal 531 Einsendungen erfüllen die Kriterien sicher einige. So eine Preisträger-Auswahl endet doch in einer Puddingschlacht.

In den ersten Auswahl-Stufen wird bereits stark ausgesiebt. Letztlich bleiben nur etwa drei Dutzend Beiträge, die in der Jurysitzung diskutiert werden. Da geht‘s dann auch mal zur Sache.

Zwei von 15 Preisen hat die Süddeutsche Zeitung geholt. Sind große Titel im Vorteil?

Auf der Liste der bisherigen Preisträger finden Sie die großen Titel eher selten. Denn es geht darum, lokale Arbeit auszuzeichnen. Die Süddeutsche Zeitung ist zwar auch in diesem Bereich personell anders aufgestellt als etwa der Vilshofener Anzeiger mit zweieinhalb Kräften. Wir versuchen aber, gerade das zu berücksichtigen. Der Vilshofener Anzeiger hätte im direkten Vergleich sicherlich keine Chance gehabt, trotzdem gehört er zu den Preisträgern.

Welche Voraussetzungen braucht eine Lokalredaktion, um Qualität abzuliefern?

Vor allem braucht sie gute Köpfe, die ihr Metier beherrschen und sich auch mal etwas trauen. Ich-Reportagen zum Beispiel sind eine riskante Form, doch wenn sie gelingen, sind sie hervorragend. Auf der anderen Seite gibt‘s für mich aber auch eine materielle Grenze. Man merkt es einem Blatt an, ob Kollegen nur schuften, um irgendwie ihre Seiten zu füllen und keine Kapazitäten haben, sich etwas Kreatives zu überlegen. Man merkt auch, wenn Medienhäusern ihre Redaktionen am Herzen liegen. Wenn sie in Weiterbildung investieren und wissen, dass Journalismus weit mehr bedeutet, als Inhalte zu präsentieren, die sich super verkaufen lassen.

Der erste Preis geht an ein Kooperationsprojekt. Bisher kannte man so etwas eher von überregionalen Medien. Was halten Sie von solcher Kooperation bei Lokalzeitungen?

Ich halte das für einen Weg, dem man sich mehr öffnen sollte. Ein solch großes Projekt, wie es die drei sächsischen Zeitungen auf die Beine gestellt haben, kann ein Haus gar nicht allein finanzieren, es hat auch nicht die Personalstärke.

Der Preis wird am Sonntag in Chemnitz verliehen.