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Anime Auf in eine andere Welt

Die Buchmesse Leipzig ist auch für Liebhaber von Comic, Manga, Cosplay und Anime ein Mekka. Die Rogätzerin Vanessa Mertens stellt dort aus.

Von Grit Warnat 10.03.2017, 00:01

Rogätz/Leipzig l Alljährlich ziehen die Cosplayer auf der Buchmesse die Blicke der Literaturfans auf sich, wenn junge Leute in ausladenden Röcken und farbintensiven Kleidern, mit Katzengesichtern und knallbunten Haaren, mit Rüstungsteilen und Flügeln mit bis zu zwei Metern Spannweite durch die Flure ziehen. Sie strömen alle in Halle eins – in eine fantasievolle, ferne, andere Welt.

Schon seit 2001 setzt die Messe auch auf Comic und Manga, die Welt der gezeichneten Comics. Allein 2013 fanden sich mehr als 60 Verlage, Hersteller und Händler im Bereich Manga und Comic auf der Leipziger Buchmesse ein. Deren Direktor Oliver Zille hatte damals gesagt, dass 27 Prozent der Buchmesse-Besucher – und damit mehr als 45 .000 Gäste – angegeben hatten, sich für diese Themen besonders zu interessieren.

Um dieser Begeisterung gerecht zu werden, hatte die Messe 2014 erstmals zur Manga-Comic-Convention (MCC) geladen. Die Halle eins ist seitdem die bunte Welt der Cosplayer, der Anime- und Manga-Insider. 96  000 Besucher wurden im vergangenen Jahr gezählt und 284 Aussteller. Zu ihnen gehörte auch eine Rogätzerin. Vanessa Mertens ist Anime-Künstlerin und wirbt in zwei Wochen erneut mit einem Stand auf der MCC für ihre Zeichnungen.

Mertens, selbst kein Fan der Cosplay-Szene, wie sie sagt, ist seit der Grundschule fasziniert von Anime, der aus Japan stammenden Zeichentrickfilme. Anfangs war Heidi eine der bekanntesten Anime-Serien. Vanessa Mertens aber war als kleines Mädchen begeistert von Pokemon. Große Augen, kleine Nasen, kleine Münder. „Ich habe die Figuren nachgezeichnet, später dann eigene Charaktere entwickelt“, erzählt die 25-Jährige.

Vor einem Jahr hat sie sich selbständig gemacht, was sie eigentlich nie wollte, weil Hobby Hobby bleiben sollte. Jetzt hat sie einen Künstlernamen, nennt sich Withy. Withy zeichnet ausschließlich Anime. Bleistifte und Copicmarker sind ihre Arbeitsmittel. Sie arbeitet nicht digital. Ihre Produkte sind Lesezeichen und Postkarten, auch Poster und Tassen, vor allem aber sogenannte Kakaokarten, was nichts mit dem schokoladeartigen Getränk zu tun hat, sondern mit selbstgestalteten Sammelkarten. Kakao steht für KartenKunst, Auflagen und Originale. Sie haben ein vorgegebenes Format von 6,4 mal 8,9 Zentimetern. Vanessa Mertens hat ganze Alben voll von Kakaobildern – nicht nur eigene, auch von anderen Künstlern.

„Das ist Lobelia“, sagt sie beim Durchblättern eines Albums. „Lobelia ist mein Markenzeichen.“ Lobelia hat immer ein Geweih, immer lange weiße Haare. Sie wechselt ihre Farbe nach den Emotionen: Blau-türkis steht für Trauer, rot-schwarz für wütend. Meist aber ist Lobelia in Lila- und Magenta-Tönen zu sehen. Sie stehen für die normale Lobelia, jenes Mädchen, das Vanessa Mertens erfand und das sie Charakter nennt, nicht Figur. Es ist ihr meistverkauftes Fantasiewesen.

Wie viele Charaktere die 25-Jährige schon designt hat, weiß sie nicht. „Viele“, sagt sie und erzählt, dass sie vor allem für Mädchen malt, aber auch für 30-jährige Frauen. Die Szene findet sich übers Internet, aber eben auch bei Conventions wie in Leipzig.

Lebt sie in dieser Fantasiewelt? „Nein, nein“, antwortet sie und lächelt, als sie sagt, sie sei ja nicht wie ihre Lobelia im Wald groß geworden.