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Ausstellung Die Allmacht des Traumes

Die Kulturfabrik Haldensleben gibt einen Einblick in die phantastisch-surrealistische Kunst von Mac Zimmermann (1912-1995).

Von Grit Warnat 26.07.2017, 01:01

Haldensleben l Die Kulturfabrik in Haldensleben ist ein Veranstaltungshaus mit Lesungen, Theater und Konzerten. Sie ist Herberge der Bibliothek und mit ihren wechselnden Ausstellungen auch ein Haus für die Kunst. Fünfmal im Jahr werden die lichtdurchfluteten Räume zu einer Galerie über mehrere Räume und mehrere Etagen.

Entdeckenswert ist die neueste Ausstellung zu Mac Zimmermann. Dass Arbeiten des großen Meisters der Phantastischen Malerei den Weg nach Haldensleben finden, ist dem Gnadauer Kunstsammler Frithjof Meussling zu verdanken. Und so hängen jetzt 80 Lithografien, Radierungen und Zeichnungen, auch ein Bild in Öl in der Kulturfabrik. Das Haus rückt damit „zur zeitweiligen Stätte für Weltkunst“ auf, formulierte es trefflich der Erfurter Kunstwissenschaftler Jörg-Heiko Bruns zur Vernissage.

Nur in Insiderkreisen kennt man Zimmermann, den gebürtigen Stettiner. Dabei gilt er als einer der führenden deutschen Vertreter der phantastischen-surrealistischen Kunst. Er war anfangs Zeichenlehrer, Illustrator, Bühnenbildner. Er zeichnete zu Brechts und Weills „Dreigroschenoper“, aus der er die Figur des Mackie Messer mochte und sich den Künstlernamen Mac gab. Sein Geburtsname Heinz Hans Oskar war seitdem passé. In den 1940er Jahren entwickelte er die für ihn typische Bildwelt, er ließ sich von Künstlern wie Giorgio de Chirico, Max Ernst und Salvador Dalí beeinflussen. Inspirationsquell waren auch die großen deutschen Romantiker Caspar David Friedrich und Philipp Otto Runge.

Typisch für Zimmermanns Ouevre sind seine Figuren, die fast immerwährend sind und meist schön anzusehen mit der äußerst schmalen Taille und den schlanken Beinen. Langgestreckt sind die Wesen und oft ohne Gesicht, dafür mit beneidenswerter Haarpracht. Frauen dominieren seine Bildwelten voller Träume und Fantasien. Wie beim „Hypnotiseur im Walde“. Eine Begegnung mit teils nackten, teils in figurbetonte Kleider gehüllten Figuren. Bäume ohne Blätter, sie sind totes Geäst, ragen hoch auf. Im Hintergrund, wie so oft bei den in Haldensleben ausgestellten Arbeiten, sind Masten und Tagelagen erkennbar wie bei Caspar David Friedrichs Seestücken. Mal versteckt, mal bildprägend wie bei der „Norddeutschen Melancholie“. Deutlich ist in dieser Farblithografie auch das Polyeder, die geometrische Figur, mit der Zimmermann auch in anderen seiner gezeigten Arbeiten zwischen Menschen und Räumen spielt.

Er lässt in seinem Traumwelten Realität und Fiktion verschmelzen. Alles wirkt leicht, von großer Zartheit und Magie. „Im Atelier“, eine Farblithografie von 1972, ist solch ein Traumbild voller geisterhafter Wesen. Eine schöne Schmale ist halb Mensch mit Kleid, halb Schneidergerüst. Eine andere trägt einen langen Rock aus fein gezeichneten Federn.

Auch die Antike ist Thema bei Mac Zimmermann: Orpheus und Daphne, Pygmalion und Aktäon. In der Lithografie „Zu Aktaon“ greift der Künstler auf die Sage um den großspurigen Jäger Aktäon zurück, der einst in einen Hirsch verwandelt worden sein soll. Zimmermann lässt entkleidete Frauen fliehen vor dem Mischwesen mit Hirschkopf sowie Geweih und Menschenarmen, die Pfeil und Bogen bedienen.

Nach einem Leben voller Ausstellungen, Biennale-Teilnahmen, Professuren und renommierter Preise war Mac Zimmermann 1995 in Wasserburg am Inn gestorben. Die Ausstellung würdigt sein Schaffen – zeitlich passend zu einem kleinen Jubiläum. Der gebürtige Stettiner wäre am 22. August 105 Jahre alt geworden.

Mac Zimmermann in der Kulturfabrik Haldensleben, Gerickestraße 3a. Die Ausstellung ist bis zum 10. September zu sehen. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.