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Ausstellung Die menschliche Existenz

„Seht, da ist der Mensch“ ist ein großes Ausstellungsprojekt des Magdeburger Kunstmuseums Kloster Unser Lieben Frauen.

Von Grit Warnat 23.05.2017, 01:01

Magdeburg l Das Leitwort des Katholikentages „Seht, da ist der Mensch“ war Ausstellungstitel der Schau 2016, damals in der in Künstlerkreisen angesagten Baumwollspinnerei von Leipzig. Mit Fotografien, Installationen, Videos waren 18 Künstler sehr verschiedentlich dem Menschen begegnet. Das Motto ist geblieben für Teil 2 des Projektes.

Auch dieses Mal richtet sich der Fokus auf das Bild des Menschen. Museumschefin Annegret Laabs war bereits Kuratorin für Leipzig, jetzt hat sie erneut ausgesucht. „Wir hätten zehn weitere Ausstellungen machen können mit Künstlern, die sich sehr intensiv mit dem Menschenbild beschäftigen“, sagt sie. Entschieden hat sie sich für 26 neue Positionen. Dabei gehe es nicht um oberflächliche Draufsichten, sondern um das Auseinandersetzen mit dem Menschsein an sich. „Es geht um das Wir in der Gesellschaft“, sagt Laabs.

Vertreten sind Künstler aus Europa, Süd- und Nordamerika, Afrika, Asien. „Wir sind viel internationaler als in Leipzig und vor allem glaubensübergreifend“, sagt sie. Fotografien, Malerei, Installationen, Videos – immer wieder begegnen dem Betrachter Porträts. Die können kleinformatig sein wie bei der US-Amerikanerin Elizabeth Peyton, die Promis in Öl nach Vorlagen aus Büchern und Popzeitschriften malt, oder wie bei Roman Opalka, dem französisch-polnischen Künstler, der über die Jahre hinweg sich selbst porträtiert hat. Das erste Selbstbildnis stammt von 1965, das letzte von 2011. Trotz des immer weißen Hemdes, trotz des immer sachlichen Blickes, wird die Veränderung sichtbar. Es gibt Lücken zwischen den Arbeiten. Sie stehen stellvertretend für Lebensjahre. Annegret Laabs spricht von einer „Signatur des Lebens“. Dass Opalka, dessen Werke von bedeutenden Museen angekauft worden waren, in Magdeburg gezeigt werden kann, ist der Leihgabe der in Südfrankreich lebenden Witwe zu verdanken.

Von Heimatlosigkeit geprägt ist die Diaserie „Sleepers“ des Belgiers Francis Alÿs. Sie zeigt Menschen und Hunde auf den Gehsteigen in Mexiko City. Mit dem Tod konfrontiert Phillip Toledano den Betrachter. Er hat seinen greisen Vater fotografiert, noch jubelnd, dann krank verfallend, sterbend. Alte Hände im Großformat. Ein leerer Rollstuhl mit einem bunten Happy-Birthday-Luftballon.

Angst vor dem Tod? Diese Frage greift der in Glasgow lebende Douglas Gordon auf. Seine dunkelblauen Wände werden lediglich von einem fortlaufenden Schriftzug unterbrochen. 150 Ängste der Menschheit kann man beim Licht von drei Glühlampen lesen.

Blickpunkt sind ohne Zweifel die lebensgroßen Terrakottafiguren Robert Metzkes, die Körbe und Stoffdecken der türkischen Künstlerin Gülsün Karamustafa, die mit „Mystic Transport“ das Thema um Flüchtlinge und Migranten aufgreift. Hochaktuell, entstanden aber bereits 1992. Und dann zieht das fast acht Meter lange Mensch-Affe-Fabelwesen der Künstler Matthias Böhler und Christian Orendt die Blicke auf sich. Der Mensch wütet, beutet aus. Kopf, Rückenhaare, Zähne, alles wird verarbeitet. Als Betrachter geht man in sich, weil einem vor Augen geführt wird, was wir Menschen mit unserer Natur machen.