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Ausstellung Macht und Mode

Das Dresdener Schloss ist teilweise für Besucher geöffnet. Zwei Ausstellungen präsentieren „Macht und Mode“.

Von Uta Baier 10.04.2017, 23:01

Dresden l „Macht und Mode“ lautet der Titel der neuen Dauerausstellungen im Dresdener Residenzschloss. Ein Drittel des Residenzschlosses muss noch aufgebaut und als Museum eingerichtet werden. Immerhin sind seit Sonntag 1113 Quadratmeter im Renaissanceflügel neu für die Besucher geöffnet.

Die kennen Strahlen, Glitzern, Funkeln aus dem Grünen Gewölbe, ein Feldlager in dramatisch-prächtiger Inszenierung aus der Türkischen Kammer, nachgestellte Kampfszenen in der Rüstkammer. Im Renaissanceflügel des Schlosses ist nun ein Treffen mit den Kleidern und Waffen der Herrscher, die diese Pracht einst begründeten, möglich.

Insgesamt werden 990 Objekte – Waffen, Rüstungen, Reitzeuge und Prunkgewänder des Renaissance und des Frühbarock – gezeigt. Darunter ist auch die Prachtmitra Markgraf Albrechts V. von Brandenburg, Erzbischof von Magdeburg und Administrator von Halberstadt, die um 1514 in Halle entstand.

Das Besondere an diesen neuen Dresdener Ausstellungen aber ist, dass es sie überhaupt gibt. Denn keine andere fürstliche Sammlung in Europa besitzt Originalgewänder ihrer Herrscher. Dresden zeigt jetzt sogar 27.

Denn die sächsischen Fürsten waren nicht nur große Sammler von Kunst und Kuriositäten, sie erkannten den ideellen und materiellen Wert der eigenen Prunkgewänder und sammelten auch die. Kurfürst August von Sachsen (1526 bis 1586) bestimmte die Prunkkleider seines Bruders und Vorgängers Moritz (1521 bis 1553), des ersten albertinischen Kurfürsten, zu Sammlungsgegenständen und legte damit die Grundlage für die jetzt eröffneten Ausstellungen.

Wie August hielten es auch seine Nachfolger und bewahrten ihre prunkvollsten Kleidungsstücke und die ihrer Ehefrauen auf. Unter den Ausstellungsstücken sind daher vier golddurchwirkte, perfekt erhaltene, prachtvolle, wenn auch etwas verblichene Fürstinnenkleider.

In anderen Schlössern waren sie nicht aufbewahrt worden, weil sie keine Bedeutung für die dynastische Geschichtsschreibung hatten.

Bis 1942 war die kurfürstliche Garderobe Teil der Ausstellung im Johanneum, dem heutigen Verkehrsmuseum nahe der Frauenkirche.

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde sie ausgelagert, nach Kriegsende transportierte sie die Sowjetarmee ab, gab vieles aber später zurück.

Ausgestellt werden die Stücke erst jetzt wieder – nach 75 Jahren – und erzählen die Geschichte der Barockstadt Dresden seit ihren prächtigen Anfängen in der Renaissance.

Die Ausstellungsmacher haben sich in den zurückhaltend rekonstruierten, Altes und neu Gebautes gekonnt vermischenden Sälen für Vereinzelung und Individualisierung der Objekte entschieden.

Die schönsten und bedeutendsten Waffen, die Kurschwerter des Fürsten Moritz von Sachsen (Kurfürst von 1547 bis 1553) und seines Nachfolgers Kurfürst August (Kurfürst von 1553 bis 1586), schweben geradezu in ihren Vitrinen.

Auch jedes Gewand, jedes Kleid bekam eine eigene Vitrine und scheint nun dem Besucher gegenüberzutreten. Gestatten: Moritz von Sachsen. Gestatten: Kurfürstin Magdalena Sibylla.

Die Gewänder haben von zwei Theaterplastikern extra angepasste Figurinen bekommen, so dass sie nicht einfach präsentiert werden, sondern so erscheinen, wie sie einst maßgeschneidert von ihren Besitzern getragen wurden. Es ist ein durchaus effektvolles Fürsten- und Fürstinnentreffen.

Mit der Eröffnung des Renaissanceflügels sind zwei Drittel des Dresdener Schlosses fertiggestellt. Generaldirektorin Marion Ackermann kündigte anlässlich dieser Eröffnung an, dass 2019 Gewehrgalerie und königliche Paradeappartements eröffnen werden. 2021, so die Planungen, sei der Wiederaufbau des Schlosses beendet. Dann besitzt Dresden eine komplette „Residenz der Kunst und Wissenschaft“.