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Ausstellung Malergrüße aus Berlin

Peter Herrmann galt als unangepasster Künstler in der DDR. In Magdeburg gibt es jetzt erstmals einen Allein-Blick sein Werk.

Von Grit Warnat 29.10.2016, 07:53

Magdeburg l Das Kunstmuseum zeigt nicht etwa Herrmanns DDR-Kunst. Die Ausstellung ist auch nicht retrospektiv angelegt. Das Magdeburger Haus für zeitgenössische Kunst rückt mit der Ausstellung „Malergrüße aus Berlin“ vielmehr das Spätwerk des nach wie vor produktiven Künstlers in den Fokus, viele seiner ausgestellten Arbeiten sind erst nach 2000 entstanden, zwei gar erst in diesem Jahr. „Es sind Bilder, die unseren Sehgewohnheiten entsprechen“, sagt Museumsdirektorin Annegret Laabs. Herrmanns Kunst sei mit zunehmendem Alter – er wird im nächsten Frühjahr 80 – noch einmal freier geworden. Laabs: „Er bringt seit einigen Jahren eine sehr schnelle, flache Malweise auf die Leinwand, die wir der jungen Kunst zutrauen würden, aber nicht jemandem, der sein Leben lang die Fläche durchmodelliert hat.“

Großformatig sind seine jetzt ausgestellten Werke und farbintensiv. Motivisch setzt er auf Stadtszenen, Figuren und seinen, unseren Alltag. Immer wieder begegnet dem Betrachter auch persönliches Erinnern. Peter Herrmann, bei Zittau geboren, malt, was ihn prägte: Seine Eltern an einem Sonntagnachmittag auf engstem Raum in ihrem Zuhause, Marschierende in Uniform, der Vater als russischer Kriegsheimkehrer. Verloren und zerlumpt steht der einsam mitten in einem viel zu großen hohen Wald, in einem viel zu großen Soldatenmantel. „Für meinen Vater nach C.D.F.“ titelt Herrmann. Das Ölbild ist erst im vergangenen Jahr entstanden. Bis heute, so sagt Annegret Laabs, bewege den Künstler seine Familie, die er 1984 verlassen hatte. Er war aus der DDR ausgereist und seinen Künstlerkollegen in den Westen gefolgt. Er habe das politische System nicht mehr ausgehalten, er habe als freier Maler arbeiten wollen, sagt Laabs.

Herrmann ging von Dresden nach Hamburg, kurze Zeit später nach Berlin, wo er bis heute lebt und arbeitet. Die Hauptstadt ist auch immer wieder in der Ausstellung vertreten – mit Mauer und Rosinenbomber, mit Gedächtniskirche und Eiermannturm oder ironisch als Berliner Luft mit Bratwürstchen auf dem qualmenden Grill. Und bei Herrmann thront oben auf der Siegessäule schon mal die Christus-Statue, wohl als Erinnerung an einen Arbeitsaufenthalt in Rio de Janeiro in den 1990er Jahren.

Herrmanns Werk lebt von Erinnerungen und vom Mut zur Farbe. Er kann ganz kräftig, eben knalliges Rot und sattes Grün, er kann ebenso auch leise Töne, wenn er ins Pastellfarbene, Zarte wechselt. Manchmal verlässt er sein erzählerisches Malen, um abstrakt zu werden wie in seiner Kaffeemaschinen-Serie. Und man kommt nicht umhin zu schmunzeln, wenn man seine „Miststücke“ betrachtet, eine Bildfolge über den Kampf mit dem Wäscheständer. Wer hat das zu Hause nicht schon einmal erlebt?

Die Welt der Kunst, Malerei und Kunstgeschichte entdeckt Herrmann immer wieder neu. Er arbeitet sich daran förmlich ab, wie seine großflächige „Wassermusik“ zeigt, entstanden 1992, für die er er sich von Impressionisten und Expressionisten inspirieren ließ. „Es ist eine Ausstellung zum Entdecken“, sagt Annegret Laabs.

Ausstellungseröffnung ist am 30. Oktober, 15 Uhr, im Kunstmuseum Kloster Unser Lieben Frauen in Anwesenheit des Künstlers.