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Ausstellung Pioniere der Moderne

Magdeburg war in den 1920er Jahren eine bedeutende Reklame- und Ausstellungsstadt. Das Forum Gestaltung zeigt das in einer Ausstellung.

Von Grit Warnat 04.06.2016, 01:01

Magdeburg l Golden glänzt die große Bienenskulptur von Wilhelm Deffke, die er für die Reichsausstellung „Der Zucker“ 1925 in Magdeburg entworfen hatte. Deffke, der als Pionier des modernen Logos gilt, begleitete die Zucker-Schau, gab ihr mit der Biene ein Signet. Sie prangte auf Einladungen zur Eröffnungsfeier, Postkarten, Broschüren, dem Aussteller-Verzeichnis.

Gleich nebenan erinnern Schwarz-Weiß-Fotos an die Deutsche Theater-Ausstellung 1927, die die künstlerische Handschrift von Deffke und Albinmüller trägt. 1925 war die Idee zu diesem äußerst ambitionierten Bau-Projekt geboren. 1927 erwartete das Ausstellungsgelände im heutigen Stadtpark mit Ehrenhof, Ausstellungshallen, Versuchsbühne die Theaterwelt um Gründgens, Klaus und Erika Mann, Walter Kollo und Paul Lincke. Zur Einweihung der von Johannes Göderitz entworfenen Stadthalle strömten Menschenmassen, wie ein Foto aus dem Stadtarchiv zeigt.

„Hier ist neue Zeit“, titelte eine Zeitung aus Berlin anerkennend. Sogar Reporter der „New York Times“ kamen an die Elbe. „Die Welt schaute auf Magdeburg“, sagt Norbert Pohlmann, Geschäftsführer vom Forum Gestaltung, in der einst die renommierte Kunstgewerbeschule ihren Sitz hatte und Deffke deren Direktor war.

Macher wie Bruno Taut und Walter Dexel zog es in die Stadt, die sich sogar eine fotografische Abteilung im Hochbaumt gönnte, um all das Neue, das Moderne im Bild festzuhalten.

300 Exponate hat Kurator Norbert Eisold von mehreren Leihgebern und aus verschiedenen Nachlässen für diesen Blick auf Magdeburg als Reklame- und Ausstellungsstadt zusammengetragen. Sie zeigen, wie Akzente in diesen Bereichen gesetzt wurden. Die Konstruktionszeichnung von Albinmüller für die heute wieder sanierten Lichtsäulen im einstigen Theaterausstellungs-Gelände ist zu sehen, der Albinmüller-Turm mit dem damaligen Café in der Höhe, für das Albinmüller ein Service entworfen hat, natürlich Bruno Tauts farbiges Bauen mit seinem legendären Kiosk, Entwürfe für ein modernes Magdeburger Wappen, Arbeiten des Schriftlehrers Hermann Eidenbenz, konstruktivistische Kompositionen aus Buchstaben, Ideen für eine moderne Lichtreklame, das Faber-Hochhaus, dem heutigen Sitz des Volksstimme-Verlages.

Die Schau beleuchtet verschiedene Aspekte einstiger Visionen und des großen Willens zur Modernisierung. Deutlich wird auch, dass nicht alle Pläne verwirklicht werden konnten. Bruno Tauts Denkmal mit der Inschrift „Unseren Gefallenen Brüdern“, das er zugleich als Lesehalle ersann, blieb eine bemerkenswerte konzeptionelle Idee.

Ausstellung "maramm" bis 11. Dezember, täglich 12 bis 18 Uhr, donnerstags bis 20 Uhr.