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Ausstellung Vom Watt in die Welt

Tiermaler Harro Maass zeigt in einer Ausstellung im Heineanum Halberstadt seine Sichten auf Tier und Natur.

Von Grit Warnat 19.01.2016, 00:01

Halberstadt l Wenn man sich mit Harro Maass über dessen Kunstwerke unterhält, dann geht es weniger um Techniken, wie das Malen mit Ölfarben, das er nicht so mag, oder sein bevorzugtes Arbeiten mit Acryl oder Gouache. Bei Maass drehen sich die Gespräche um die vielfältige Vogelwelt in aller Herren Länder, um Luchse, Tiger, Jaguare und deren Lebensräume, die er oft und intensiv mit seiner Frau bereist hat.

Afrika, Nord-, Mittel- und Südamerika. Reiseziele, so erzählt er, richte er nach der Tierwelt aus, die es zu erkunden gilt. Auch die Botanik sei ihm wichtig, die Landschaften, je ursprünglicher desto besser. Was er sieht, skizziert er, hält Tier und Natur in Fotos fest. In Ratingen bei Düsseldorf entsteht dann malerisch seine Sicht auf Tiere und Natur.

Buntspechte machen sich an einem Holzrahmen zu schaffen, voller Eifer sind sie am Werke, Löcher entstehen. Alles ist gemalt, unter dem Bild liegen keine Sägespäne.

Der Maler spielt gern mit der Illusion und mit Räumen. Ein Graureiher, als goldgerahmtes Gemälde in einem Wohnzimmer hängend, holt sich aus einem davor stehenden runden Aquarium einen Goldfisch. Auch ein porträtierter Tukan ist mehr als nur ein Gemälde im Gemälde. Er wird lebendig, als er von einem Tisch Trauben stibitzt. Hier zeigt sich sehr deutlich das Surrealistische, das im Schaffen in den vergangenen Jahren einen immer größeren Stellenwert erhalten hat.

Jede Arbeit des Künstlers ist eine Liebeserklärung an die Natur. Heimische Reiherenten sind Maass ebenso wichtig wie ein prachtvoller Quetzal, der Göttervogel der Nebelwälder Mittelamerikas. Die Regenwälder haben den Tiermaler magisch angezogen. Maass wäre kein Naturliebhaber, wenn er nicht auch deren Zerstörung thematisieren würde. Das eindringliche Bild „Rettet den Regenwald“, für eine Spendenaktion der Zeitschrift „Geo“ entstanden, zeigt die Bedrohung des sensiblen Ökosystems durch Brände und Rodungen.

Und dann sind da auch Bilder vom Wattenmeer, der Heimat des Künstlers. Maass, 1939 auf der Nordseeinsel Wangerooge geboren, hat schon früh die Seevögel in den beiden Schutzgebieten beobachtet. „Als Schulkind bin ich zu den Vogelwärtern gegangen, habe viel erfahren, Vögel gefangen und beringt und angefangen zu zeichnen“, erzählt Maass.

Sein Studium aber war Grafik-Design, er arbeitete bei einer Werbeagentur, malte Früchte für Dr. Oetker Müsli und eine West-Light-Zigaretten-Sonderedition. 1974 sagte er Müsli und Zigaretten ade, machte sich als Naturillustrator selbständig, schuf 28 Hörzu-Cover und Illustrationen für Zeitschriften wie Geo, National Geographic und Mare, 1995 das Titelblatt des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ zum großen Artensterben.

Maass kam „Vom Watt in die Welt“, so der passende Titel der Ausstellung im Heineanum. Dort ist der Maler ein guter Bekannter. Im Haus von Museumschef Bernd Nicolai zeigte Maass Arbeiten in allen sieben „Moderne Vogelbilder“-Ausstellungen, viermal wurde er Publikumssieger. Jetzt widmet ihm das Haus erstmals eine Personalschau mit 50 Arbeiten. In dieser Vielfalt werden die Werke wohl nicht wieder zu sehen sein. Zahlreiche Werke wurden von privaten Sammlern und aus Museen ausgeliehen.

Sonderausstellung im Heineanum Halberstadt bis zum 14. April